Suizid: Ben Wettervogel: (* 18. Dezember 1961 in Klein Reken[ alias Benedikt Ludger Vogel; † 2. Februar 2015 in Berlin) Diplom-Meteorologe, Hörfunk- und Fernsehmoderator sowie Redakteur beim ZDF


Medizin am Abend Fazit: Jeder fünfte Suizid steht in Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit - Zum Gedenken -

Hintergrund: http://www.tagesschau.de/inland/wettervogel-103.html

http://www.ksta.de/image/view/2005/0/16/13944292,10238856,dmData,mewetter+%25281105023518562%2529+%25281105023518562%2529.jpg

Jährlich nehmen sich rund 45'000 Menschen das Leben, weil sie keine Arbeit
haben oder jemand in ihrem Umfeld von Arbeitslosigkeit betroffen ist. Das
zeigt nun eine Studie der Universität Zürich mit Daten aus 63 Ländern. Sie
zeigt auch, dass die Zahl aller Suizide, die in der Finanzkrise im Jahr
2008 direkt oder indirekt mit der Arbeitslosenrate im Zusammenhang
standen, neunmal so hoch ist wie bislang angenommen.

Arbeitslosigkeit kann Menschen in den Suizid treiben. Dass die
existentielle Bedeutung von Arbeitslosigkeit für die Gesundheit gross ist
und der (drohende) Verlust einer Arbeitsstelle sowie lange
Arbeitslosigkeit eine ernste Situation für die Betroffenen und deren
Angehörige darstellt, haben zahlreiche Studien nachgewiesen. Die Debatte
über den traurigen Zusammenhang wurde durch die ökonomische Krise und die
nachfolgende Sparpolitik vieler Länder im Jahr 2008 neu entfacht. Während
viele Untersuchungen lediglich Krisenjahre und oft nur einzelne
geographische Regionen einbezogen, können jetzt Carlos Nordt, Ingeborg
Warnke, Erich Seifritz und Wolfram Kawohl von der Psychiatrischen
Universitätsklinik Zürich erstmals ein Bild über vier Weltregionen für die
Zeit von 2000 bis 2011 zeichnen. Mit folgendem Schluss: «Pro Jahr steht
weltweit etwa jeder fünfte Suizid direkt oder indirekt mit
Arbeitslosigkeit in Verbindung», sagt Erstautor Carlos Nordt. Die Studie
ist nun in der Zeitschrift «The Lancet Psychiatry» online publiziert.

Alle vier Weltregionen betroffen

Link der Zukunft 2014:
http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/17/SchrAnfr/S17-15332.pdf

Fast eine Million Menschen sterben weltweit pro Jahr durch Suizid. Um
herauszufinden, wie viele der Suizide im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit
stehen, haben die UZH-Forschenden Daten von 63 Ländern der Jahre 2000 bis
2011 in ihre Studie einbezogen. Die Länder wurden in die vier Weltregionen
Nord- und Süd-Amerika, Nord- und West-Europa, Süd- und Ost-Europa sowie
Nicht-Amerika und Nicht-Europa eingeteilt. Nicht verfügbar waren Daten aus
China und Indien. «Trotz länderspezifischer Besonderheiten fanden wir in
allen vier Weltregionen einen ähnlich starken Zusammenhang zwischen
Arbeitslosen- und Suizidrate», fasst Soziologe Carlos Nordt zusammen.
Dieser Effekt unterscheide sich ausserdem weder nach Geschlecht noch nach
Altersgruppe.

Jeder fünfte Suizid pro Jahr konnte direkt oder indirekt mit
Arbeitslosigkeit in Verbindung gebracht werden. Und: «Nach dem Krisenjahr
2008 stieg die Zahl der Suizide kurzfristig um 5000 Fälle an», sagt Nordt.
Diese Zahl hatten bereits andere Studien festgestellt. Nicht bekannt aber
bisher war, dass in diesem Jahr gesamthaft rund 46’000 Suizide mit der
Arbeitslosenrate verbunden waren: «Damit war die Zahl der Suizide mit
diesem Hintergrund neunmal grösser als der bisher bekannte Anstieg»,
so Nordt.

Auf eine Krise wird bereits im Vorfeld reagiert

In Ländern mit allgemein tieferer Erwerbslosigkeit war der Zusammenhang
von Arbeitslosigkeit und Suizid stärker ausgeprägt. Deshalb sind gemäss
den Forschenden auch in Ländern mit tieferer Arbeitslosigkeit unbedingt
Investitionen in Programme erforderlich, die Personen in den Arbeitsmarkt
integrieren und ein gesundes Arbeitsklima fördern. Interessanterweise
zeigt die Studie zudem, dass der Anstieg der Suizidrate dem der
Arbeitslosenrate um etwa sechs Monate vorausging. Das heisst: «Die
Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt wurde offensichtlich antizipiert und
bereits die Verunsicherung über die Entwicklung der ökonomischen Situation
scheint negative Konsequenzen zu haben», folgert Psychiater und
Seniorautor Wolfram Kawohl. So könne zunehmender Druck am Arbeitsplatz,
etwa durch Restrukturierungen, Suizide begünstigen.

«Es bedarf einer Schulung von Fachpersonal, etwa in den Personalabteilungen, damit dieses erhöhte Suizidrisiken bei betroffenen erwerbstätigen und nichterwerbstätigen Personen besser erkennt und beim Umgang mit der Problematik helfen kann», empfiehlt Kawohl.

Es ist bekannt, dass besonders vulnerable Personen ein höheres
Suizidrisiko haben; in diese Studie konnten jedoch solche Faktoren, wie
zum Beispiel psychische Störungen, aufgrund mangelnder Verfügbarkeit
spezifischer Daten nicht einbezogen werden.

Das soziale Umfeld ist betroffen

Wichtig zu erkennen ist gemäss Kawohl ebenfalls, dass sich die Probleme
wegen Arbeitslosigkeit nicht nur auf die Direktbetroffenen auswirken: Die
Resultate in Bezug auf Suizide und Arbeitslosigkeit zeigen etwa, dass auch
Personen über 65 Jahre betroffen sind – also Menschen, die oftmals nicht
mehr aktiv im Arbeitsmarkt stehen. Die UZH-Forschenden fordern deshalb
dazu auf, «bereits Befürchtungen in der Bevölkerung vor wirtschaftlichen
Veränderungen ernst zu nehmen und geeignete suizidpräventive Massnahmen zu
entwickeln und voranzutreiben», so Kawohl.

Literatur:
Carlos Nordt, Ingeborg Warnke, Erich Seifritz, Wolfram Kawohl. Modelling
suicide and unemployment: a longitudinal analysis covering 63 countries,
2000-2011. The Lancet Psychiatry. 11. Februar, 2015. Doi:
http://dx.doi.org/10.1016/S2215-0366(14)00118-7


Medizin am Abend DirektKontakt:

PD Dr. med. Wolfram Kawohl
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (KPPP)
Psychiatrische Universitätsklinik Zürich
Tel. +41 44 296 74 61
E-Mail: wolfram.kawohl@puk.zh.ch

Dr. phil. Carlos Nordt
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (KPPP)
Psychiatrische Universitätsklinik Zürich
Tel. +41 44 384 24 08
E-Mail: cnordt@bli.uzh.ch

Bettina Jakob
Universität Zürich
Tel. +41 44 634 44 39

Diabetes-Folgeschäden: Impotenz

Medizin am Abend Fazit: Diabetes mellitus ist die häufigste Ursache für Potenzstörungen –
jeder zweite männliche Diabetespatient leidet unter Erektionsproblemen.
Die beste Therapie, die Potenz zu erhalten und eine beginnende
Erektionsstörung zu stoppen, ist eine gute Blutzuckereinstellung. Darauf
weist die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hin. Wer erste Anzeichen
bemerkt, sollte daher seinen Lebensstil überprüfen und erwägen, eine
psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen.

Ein überhöhter Blutzuckerspiegel schädigt mit der Zeit die Blutgefäße. Die
Folgen davon sind Durchblutungsstörungen. Sie machen sich oft zuerst an
den Füßen bemerkbar, die sich taub anfühlen und unempfindlich gegenüber
Berührungen werden. „Danach stellen sich bei Männern häufig auch
Erektionsprobleme ein“, erläutert Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel,
Präsident der DDG. Bleibt eine ausreichende Erektion in rund 70 Prozent
der Versuche aus und halten die Probleme mindestens sechs Monate an,
sprechen Ärzte von einer „erektilen Dysfunktion“.

Doch so lange sollten Diabetespatienten keinesfalls warten, bis sie ihren
Arzt aufsuchen. „Denn die beste Therapie, die Potenz zu erhalten oder eine
beginnende Erektionsstörung nicht schlimmer werden zu lassen, ist eine
gute Blutzuckereinstellung“, sagt Siegel. Experten gehen heute davon aus,
dass eine schlechte Einstellung auch vorübergehend Erektionsprobleme
hervorrufen kann – Patienten können damit selbst aktiv zur Therapie
beitragen.

Wie die Blutzuckereinstellung verbessert werden kann, besprechen die
Patienten mit dem Diabetologen. Die DDG rät, zunächst den Lebensstil zu
überprüfen: Rauchen ist sehr abträglich, übermäßiger Alkoholkonsum
ebenfalls. Positiv auf den Blutzuckerspiegel wirken sich hingegen
Bewegung, gesunde Ernährung und Gewichtsreduktion aus. „Sehr effektiv kann
auch eine Beratung sein, wie der Patient die Blutzuckerkontrolle besser in
den Griff kriegt“, fügt Siegel hinzu. Darüber hinaus kann ein
Therapiewechsel helfen, die Werte zu normalisieren.

Bessern sich die Potenzprobleme dennoch nicht, stehen weitere Maßnahmen
zur Verfügung. Mit Abstand beliebtestes Hilfsmittel sind Tabletten, die
Phosphodiesterase-Hemmer. Sie entspannen die Penismuskulatur, so dass sich die Blutgefäße besser weiten und die Schwellkörper mit Blut füllen können.
Die gängigen Wirkstoffe Sildenafil, Tadalafil und Vardenafil unterscheiden
sich dabei vor allem hinsichtlich Wirkungseintritt und Wirkdauer. „Ihre
Einnahme ist häufig trotz Herzerkrankung möglich“, erläutert Siegel.

Sind Tabletten für einen Patienten nicht geeignet, kommen die
Schwellkörperinjektionstherapie (SKAT) oder eine Vakuumpumpe in Frage. Bei der SKAT gibt sich der Mann vor dem Sex eine erektionsfördernde Spritze
ins Glied, die Vakuumpumpe saugt zusätzliches Blut in den Penis. Diese
Methoden sind heute aber weniger populär, weil sie oft als unpraktisch
empfunden werden. Die Implantation einer Penis-Prothese sollte nur als
letzte Maßnahme erwogen werden.

Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit über 8.900 Mitgliedern
eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in
Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in
Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und
entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung
der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen Menschen in
Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch
umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.


Medizin am Abend DirektKontakt

DDG
Kerstin Ullrich und Anna Julia Voormann
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-641/552, Fax: 0711 8931-167

Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Geschäftsstelle
Reinhardtstr. 31, 10117 Berlin
Tel.: 030 3116937-0
Fax: 030 3116937-20

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ddg.info

GenderMedizin-Diagnostik: CT-Untersuchung - Erstgespräch

Medizin am Abend Fazit:
CT-Untersuchung macht so viel Angst wie geplante OP

Forscher raten Ärzten, mögliche Ängste im Vorgespräch anzusprechen
RUB-Studie: Je mehr Informationen desto weniger Befürchtungen

Moderne Computertomographen erzeugen die benötigten Bilder geräuschlos
binnen weniger Sekunden. Trotzdem ruft eine bevorstehende Untersuchung in
der Computertomographie bei vielen Patienten ebenso große Angst hervor wie
eine geplante Operation oder eine wesentlich länger dauernde und mit
starkem Lärm verbundene Untersuchung im Magnetresonanztomographen. Das hat eine Befragung von RUB-Forschern unter 852 Patientinnen und Patienten
ergeben. „Röntgenärzte sind sich dessen aber kaum bewusst“, erklärt
Studienleiter PD Dr. Christoph M. Heyer.

„Künftig sollten solche Ängste schon im Aufklärungsgespräch thematisiert
werden.“ Denn die Studie zeigt auch, dass je informierter die Patienten
sind, desto geringer ausgeprägt ihre Angst ist.

Radiologen sind sich der Ängste ihrer Patienten kaum bewusst

Bildgebende Verfahren haben einen hohen Stellenwert in der modernen
Medizin und sind essenzieller Bestandteil bei der diagnostischen Abklärung
vieler Erkrankungen. Während die Magnetresonanztomographie (MRT) wegen
ihrer langen Dauer, des damit verbundenen Lärms und der langen und engen
Röhre, in der man bewegungslos liegen muss, vielfach als unangenehm
empfunden wird, scheint die Computertomographie (CT) vergleichsweise wenig
beängstigend: Hier kreisen eine Röntgenröhre und ein Detektorsystem mit
hoher Geschwindigkeit um den Patienten, und in nur wenigen Sekunden
entstehen geräuschlos Schnittbilder des Körperinneren. „Daher nehmen
Radiologen die Anwendung der CT in der Regel nicht als potenziell
angstauslösend wahr“, erklärt Heyer. „Entsprechend ist das Phänomen ‚Angst
beim Patienten‘ beim Aufklärungsgespräch vor einer CT-Untersuchung
normalerweise kein Thema.“

Frauen haben mehr Angst, das Alter spielt keine Rolle

In der groß angelegten Studie am Institut für Diagnostische Radiologie,
Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin des
Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil wurden in
Kooperation mit der Abteilung für Medizinische Psychologie und
Medizinische Soziologie der RUB (Direktorin: Prof. Dr. Monika Hasenbring)
852 Patienten unmittelbar vor einer CT-Untersuchung anhand eines
standardisierten Fragebogens zum Thema „Angst“ befragt. Die Forscher
konnten zeigen, dass das durchschnittliche Angstniveau der Studiengruppe
dem vor einer MRT bzw. vor einer geplanten Operation entsprach.  

Dabei hatten Frauen wesentlich größere Angst als männliche Patienten, wohingegen das Patientenalter keinen Einfluss auf das Ausmaß der Angst hatte.

Angstfaktoren: Ergebnis, Kontrastmittel, Enge, Strahlung

Patienten, die erstmalig eine CT-Untersuchung erhielten, waren deutlich
ängstlicher als solche, die bereits mit der Methode vertraut waren. Zudem
zeigten Patienten, die sich gut informiert über die CT-Untersuchung
fühlten, signifikant weniger Angst als Patienten, die im Vorfeld weniger
Informationen erhalten hatten. Darüber hinaus war die Angst bei denjenigen
Patienten besonders groß, bei denen eine Tumorerkrankung bekannt war oder
bei denen eine Untersuchung des Kopfes bzw. des Körperstamms vorgesehen
war. Als weitere angstauslösende Faktoren identifizierten die Forscher die
Sorge um das Untersuchungsergebnis, die intravenöse Gabe von
Kontrastmittel, die Enge im Gerät, und die angewandte Röntgenstrahlung.
„Um die Akzeptanz der CT auf Seiten der Patienten zu verbessern, erscheint
es insbesondere bei Erstuntersuchungen sinnvoll, sich des Phänomens
bewusst zu werden und es schon im ärztlichen Aufklärungsgespräch
anzusprechen“, appelliert der Studienleiter an seine Fachkollegen.

Titelaufnahme

Heyer CM et al.: Anxiety of Patients Undergoing CT Imaging – An
Underestimated Problem? In: Academic Radiology, 2015 Jan;22(1):105-12.
doi: 10.1016/j.acra.2014.07.014,
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25239843

Medizin am Abend DirektKontakt

PD Dr. med. Christoph M. Heyer, Leitender Arzt, Institut für
Kinderradiologie am St. Josef-Hospital, Klinikum der Ruhr-Universität
Bochum, Radiologische Praxis am JosefCarrée, Gudrunstraße 56, 44791
Bochum, Tel.: 0234/509-5260, Fax: 0234/509-5261, christoph.heyer@rub.de
Ruhr-Universität Bochum, Meike Drießen