Ermäßigter Umsatzsteuersatz auf Eintrittsgelder für ein Dorffest

Urteil vom 5. November 2014 XI R 42/12

Der XI. Senat des Bundesfinanzhofs (BFH) hat mit Urteil vom 5. November 2014 (XI R 42/12) entschieden, dass Eintrittsgelder, die eine Gemeinde von Besuchern eines von ihr veranstalteten Dorffestes mit u.a. Musikdarbietungen und Unterhaltungsprogramm verlangt, dem ermäßigten Umsatzsteuersatz unterliegen.

Die Klägerin ist eine Gemeinde, die jährlich an einem Wochenende ein Dorffest durchführt. Zu diesem Zweck schloss sie als Veranstalterin mit auftretenden Musikgruppen Konzert-, Engagement- und Honorarverträge ab. Die Gemeinde sorgte u.a. für die Veranstaltungsräume nebst Bühne, den erforderlichen Strom, eine unentgeltliche Verpflegung und kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten für die auftretenden Künstler, den Erwerb der Schankerlaubnis und eine Sperrzeitverkürzung. Gegenüber den Besuchern des Dorffestes trat sie als Gesamtveranstalterin auf eigene Rechnung auf und erzielte Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten. Das Finanzamt unterwarf diese Einnahmen dem Regelsteuersatz von 19 % und lehnte die beantragte Anwendung des ermäßigten Steuersatzes von 7 % auf die vereinnahmten Eintrittsgelder ab. Einspruch und Klage blieben ohne Erfolg.

Auf die Revision der Klägerin hob der BFH die Vorentscheidung auf und gab der Klage statt. Der BFH bejahte die Anwendbarkeit des ermäßigten Steuersatzes von 7 %. Nach § 12 Abs. 2 Nr. 7 Buchst. d des Umsatzsteuergesetzes (UStG) ermäßigt sich die Umsatzsteuer u.a. für "die Leistungen aus der Tätigkeit als Schausteller"; als solche gelten gemäß § 30 der Umsatzsteuerdurchführungsverordnung "Schaustellungen, Musikaufführungen, unterhaltende Vorstellungen oder sonstige Lustbarkeiten auf Jahrmärkten, Volksfesten sowie Schützenfesten oder ähnlichen Veranstaltungen". Nach der Entscheidung des BFH ist es für die Anwendung von § 12 Abs. 2 Nr. 7 Buchst. d UStG nicht maßgeblich, ob der Schausteller seine Darbietungen in eigener Regie selbst veranstaltet oder ob er seine Leistungen im Rahmen eines fremdveranstalteten Volksfestes erbringt. Vielmehr reichte es im Streitfall aus, dass die Gemeinde die entsprechenden Umsätze im eigenen Namen mit Hilfe von ihr selbst engagierter Schaustellergruppen an die Besucher ausführte. Unerheblich sei, ob sich aus dem Umsatzsteuer-Anwendungserlass (dort Abschn. 12.8. Abs. 2) etwas anderes ergebe. Durch eine (bloße) Verwaltungsvorschrift der Finanzverwaltung dürfe eine Anwendung des Regelsteuersatzes nicht angeordnet werden.

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Flughafen BER www.unstatistik.de

Unstatistik des Monats: Der Flughafen BER ist zu 98 Prozent fertig!

Vor seinem Rücktritt als Regierender Bürgermeister am 11. Dezember 2014
versicherte Klaus Wowereit in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin
„Der Spiegel“, dass der Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) „jetzt zu 98
Prozent fertig ist.“ Das klang verheißungsvoll. Aber 98 Prozent von was?
Wowereit sagte es nicht, und der „Spiegel“ fragte auch nicht nach. Also
haben wir uns den Kopf zerbrochen.

Die erste und naheliegende Vermutung ist, dass sich die Zahl auf die Zeit
bezieht – der Eröffnungstermin stand ja immer im Zentrum der Debatte. Der
erste Spatenstich erfolgte am 5. September 2006. Wenn bis zu Wowereits
Rücktritt 98 Prozent der Zeit verstrichen war, dann bleiben noch exakt
zwei Monate. Demnach lässt Wowereit uns wissen, dass der BER am 11.
Februar 2015 fertig sein wird. Das kann er aber nicht gemeint haben, da
der scheidende BER-Chef Hartmut Mehdorn als Eröffnungstermin gerade die
zweite Hälfte von 2017 angekündigt hat.

Wenn nicht Zeit, was dann? Vielleicht Geld. Bis Ende 2014 sollen die
Gesamtkosten auf 5,1 Milliarden Euro steigen. Die verbleibenden zwei
Prozent der Kosten lägen dann nur noch bei etwas über hundert Millionen.
Da die Flughafengesellschaft im November dieses Jahres jedoch ankündigte
zwei Milliarden mehr zu investieren und Mehdorn mehr als drei weitere
Milliarden für nötig hält, kann Wowereit wohl auch nicht Geld gemeint
haben.

Was sonst? Vielleicht die Gebäude und die Infrastruktur. Das ist aber
ebenso unwahrscheinlich, da etwa nach Mehdorn ein Ausbau mit einer dritten
Startbahn notwendig wird. Der BER war für 27 Millionen Passagiere geplant,
doch die alten Flughäfen Tegel und Schönefeld versorgen bereits jetzt mehr
Passagiere.

Eine letzte Hoffnung auf eine Antwort könnte der Nachsatz von Wowereit
liefern, „aber die restlichen zwei Prozent sind die schwierigsten.
Versuchen Sie mal, das öffentlich zu vermitteln.“ Nur wie können wir
verstehen, warum die letzten zwei Prozente der Knackpunkt sind, wenn er
nicht versucht uns zu vermitteln, worauf sich die ersten 98 Prozent
beziehen?

Vielleicht ist die Antwort eine ganz andere, und viel einfacher: Wowereit
hat an nichts gedacht. Wie er in dem „Spiegel“-Interview klarstellte, war
sein Motto als „Berlins Regierender Partymeister“ ja auch das Prinzip der
heiteren Gelassenheit. Und was er überhaupt nicht vermissen wird: „Dass
ich mich für jeden Quatsch rechtfertigen muss.“

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Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, Tel.: (030) 82 406-361

Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd
Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident
Thomas Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren
Interpretationen.

Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de 

Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.,
Katharina Brach

Alkoholmissbrauch zu Weihnachten 2014

An den bevorstehenden Feiertagen wollen die Menschen mehr Alkohol als sonst oder sogar "über den Durst" trinken. Das ist das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Umfrage des INSA-Instituts für den Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV). Fast jeder Fünfte (18 Prozent) der rund 2.000 Befragten gab danach an, an Weihnachten und Silvester mehr als sonst oder sogar "über den Durst" zu trinken.

Das sagten deutlich mehr Männer (22 Prozent) als Frauen (13 Prozent). Besonders auffallend: Knapp jeder dritte Jüngere (30 Prozent der 18- bis 24-Jährigen) betrinkt sich an den Feiertagen.

Dazu erklärt Dr. Volker Leienbach, Direktor des PKV-Verbandes: "Übermäßiger Alkoholkonsum darf gar nicht erst zur Gewohnheit werden. Deshalb finanziert die Private Krankenversicherung auch im neuen Jahr gezielt die deutschlandweite Jugend-Kampagne 'Alkohol? Kenn dein Limit.' der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung."

Die Kampagne "Alkohol? Kenn dein Limit." ruft vor allem Jugendliche zu einem maßvollen Alkoholkonsum auf. Mit einem Budget von acht Millionen Euro jährlich ist sie die größte deutsche Kampagne zur Alkoholprävention. Weil sich das Trinkverhalten bei Mädchen und Jungen unterscheidet, ist die Kampagne seit 2012 geschlechterdifferenziert ausgestaltet.

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Stefan Reker - Geschäftsführer - Leiter des Bereiches Kommunikation Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. Glinkastraße 40 10117 Berlin Telefon 030 / 20 45 89 - 44 Telefax 030 / 20 45 89 - 33 E-Mail stefan.reker@pkv.de Internet www.pkv.de Twitterwww.twitter.com/pkv_verband

Schwangere und Eisenpräparate

Laut einer Studie der Technischen Universität München nimmt ein Drittel aller Schwangeren Eisenpräparate ein, die zum Teil gar nicht notwendig sind und nicht ärztlich verordnet wurden, berichtet das Apothekenmagazin "Baby und Familie".

In der Schwangerschaft soll ein Eisenmangel tatsächlich ausgeglichen werden, aber eben nur, wenn er auch wirklich vorliegt. Das soll ein Arzt untersuchen und dann entscheiden, ob eine Eisengabe nötig ist. Zu hohe Eisenspiegel bergen gesundheitliche Risiken. Mit der Ernährung können Schwangere auch schon vorsorgen: Viel Eisen steckt etwa in rotem Fleisch, in Gemüse wie Brokkoli, in Hülsenfrüchten und in Vollkornprodukten. Ein Glas Orangensaft dazu fördert die Aufnahme in den Körper.


Das Apothekenmagazin "Baby und Familie" 12/2014 liegt in den meisten Apotheken aus und wird ohne Zuzahlung zur Gesundheitsberatung an Kunden abgegeben.

360° TOP Thema: Hygiene-Kontrollen in Krankenhäusern

Mehr Hygiene-Kontrollen in Krankenhäusern, weniger Antibiotika in der Tierhaltung: CDU-Politiker aus Bundesregierung und Europäischem Parlament fordern gezielte Maßnahmen im Kampf gegen multiresistente Keime. Sie reagieren auf bundesweite Recherche-Ergebnisse der Funke Mediengruppe, zu der auch die Westfalenpost gehört, der Zeit und des Recherchebüros Correctiv zu vermeidbaren Infektionsrisiken.

Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann, will Hygienemängeln in der Berliner Charité und in NRW-Kliniken nachgehen, die im Zuge der Recherchen aufgeflogen waren.

Er werde die Klinikleitungen zur Rede stellen, sagte Laumann der Westfalenpost (WP): "Ich will wissen, warum das passiert ist." Dass "einige Krankenhäuser offensichtlich das Infektionsschutzgesetz nicht umsetzen, kann nicht toleriert werden". Laumann: "Wenn Krankenhäuser die Reinigung outgesourct haben, haben sie damit nicht die Verantwortung abgegeben."

Der Patientenbeauftragte plädiert für "mehr unangemeldete Hygienekontrollen in Kliniken". Gefordert seien die Aufsichtsbehörden der Länder und Kommunen. Laumann: "Wir haben vor Jahren in Altenheimen unangemeldete Kontrollen eingeführt. Was im Altenheim geht, geht im Krankenhaus ganz sicher." Ferner spreche vieles dafür, künftig nicht nur Risikogruppen, sondern alle Patienten vor der Klinikaufnahme auf gefährliche Keime zu testen.

"Vorbehaltlose Unterstützung" für unangemeldete Klinikkontrollen kommt von Dr. Peter Liese, gesundheitspolitischer Sprecher der EVP, der größten Fraktion im Europaparlament. Im PIP-Skandal um minderwertige Brustimplantate hätten angekündigte Kontrollen "die kriminellen Machenschaften gedeckt", unter denen Tausende Frauen zu leiden hätten, so Liese. "Die wichtigste Lehre daraus: Dass es unangemeldete Kontrollen geben muss - für medizinische Produkte und für die grundsätzliche Hygiene im Krankenhaus."

Im Gespräch mit der Westfalenpost befürwortet Liese auch eine "Hygieneampel für Krankenhäuser". Wenn die im Nahrungsmittelbereich gefordert werde, wo "eine Verunreinigung nicht gleich Lebensgefahr bedeutet", sei sie in Kliniken überfällig. "Dinge, die direkten Einfluss auf Leben oder Tod haben", gehörten veröffentlicht.

Die Initiative der EU-Kommission für ein Verbot von Reserveantibiotika in der Tierhaltung müsse "sofort" umgesetzt werden, fordert Liese. Das angestrebte Verbot betrifft Antibiotika, gegen die Keime schon bei der Tiermast resistent werden und die dann als letztes Mittel beim Patienten nicht mehr wirken. "Lieber mal ein Tier notschlachten als ein Menschenleben gefährden", sagt Liese. Und: Reserveantibiotika sollten nur noch speziell geschulte Ärzte verordnen dürfen.

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Westfalenpost Zentralredaktion Telefon: 02331 - 971 4201 politik@wp.de

Medizinische Instrumente - Reinigung


Medizin am Abend Fazit: 

Bessere Reinigung von medizinischen Instrumenten

Mit der Verbesserung der Hygienestandards medizinischer Instrumente aus
dem Operationssaal befasst sich ein Forschungsprojekt an der Technischen
Hochschule Mittelhessen. Das Land Hessen fördert das Vorhaben mit 420.000
Euro.

In 1200 deutschen Krankenhäusern mit einer chirurgischen Abteilung
bereiten hochspezialisierte Zentrale Sterilgutversorgungsabteilungen OP-
Instrumente auf. Sie werden zunächst in einer weiterentwickelten
Haushaltspülmaschine gereinigt und desinfiziert, dann geprüft und verpackt
und schließlich mit Dampf sterilisiert. „Dabei treten immer wieder so
gravierende Hygienemängel auf, dass sogar einzelne Abteilungen von den
Aufsichtsbehörden vorübergehend geschlossen werden“, sagt Projektleiter
Prof. Dr. Hans-Martin Seipp.

Sein Team will den ersten Schritt, die Reinigung und Desinfektion, in
einem Druckbehälter ausführen. Diese sogenannte „Autoklavenkammer“ hält
Überdruck und Vakuum stand. Deshalb ist es im Unterschied zum
herkömmlichen Verfahren möglich, die Instrumente mit mehr als 100 Grad
heißem Wasserdampf zu desinfizieren. So lassen sich bessere Ergebnisse in
kürzerer Zeit erzielen. Die Instrumente werden anschließend im Vakuum
getrocknet. Da bei Unterdruck der Siedepunkt sinkt, verdampft das Wasser
bereits bei niedrigen Temperaturen. Das spart Zeit und Energie.
Hans-Martin Seipp sieht für die neue Technik gute Vermarktungschancen. Ein
Reinigungsdurchlauf dauere mit dem herkömmlichen Verfahren mindestens 70
Minuten. Diese Zeit lasse sich auf etwas mehr als 55 Minuten verkürzen.
Die Kapazität der neuen Geräte läge damit deutlich höher als die der
alten. Das sei angesichts des Kostendrucks im Gesundheitswesen eine
beachtliche Größenordnung.

Das Vorhaben der Gießener Forscher hat ein Gesamtvolumen von 660.000 Euro
und läuft bis Ende 2016. Partner sind die Firma mobilPlan Industrie und
Umwelttechnik, die Hygiene Medizin- & Krankenhaus-Technik GmbH (beide
Marburg), Technologie Transfer Marburg und die Kölner F. & M.
Lautenschläger GmbH, ein führender Hersteller von Dampfsterilisatoren. Es
wird im Rahmen der Förderlinie 3 der hessischen „Landes-Offensive zur
Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz“ (LOEWE) unterstützt.
Damit bezuschusst die Landesregierung Projekte, bei denen Hochschulen mit
kleinen und mittleren hessischen Unternehmen zusammenarbeiten.


Weitere Informationen finden der Technische Hochschule Mittelhessen von Erhard Jakobs finden Sie unter:

http://www.thm.de/kmub/fachbereich/professoren/profile/default/101-Seipp