Reformvorschlag für eine Neuordnung des Krankenversicherungssystems

HCHE Research Results live

Wie sieht ein sozial ausgewogenes Krankenversicherungssystem aus? Diese
Frage steht im Mittelpunkt der Veranstaltung HCHE Research Results live,
die heute im Hamburg Center for Health Economics stattfindet. Mit dem
Titel „Fairer Systemwettbewerb zwischen Gesetzlicher und Privater
Krankenversicherung“ stellen Professor Dr. Mathias Kifmann und Professor
Dr. Martin Nell ihren Reformvorschlag zur Neuordnung von GKV und PKV vor.
Anschließend diskutieren sie ihren Vorschlag mit Dr. Jens Baas,
Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse, und Dr. Clemens Muth,
Vorstandsvorsitzender der DKV AG. Moderiert wird die Veranstaltung, an der
rund 100 Gäste teilnehmen, von Professor Dr. Jonas Schreyögg,
wissenschaftlicher Direktor des HCHE.

Zahlreiche Reformbemühungen prägen die Diskussion um das deutsche
Krankenversicherungssystem. Allen gemeinsam ist, dass sie die Abschaffung
eines Systems und damit die Schaffung eines einheitlichen
Krankenversicherungsmarktes zum Ziel haben. Der neue Reformvorschlag
ermöglicht es, dass GKV und PKV nebeneinander bestehen bleiben und
zugleich ein fairer Wettbewerb zwischen beiden Systemen entsteht. „Die
Versicherten erhalten zudem umfassende Wahlfreiheit und anstelle des
heutigen Selektionswettbewerbs tritt ein Leistungswettbewerb“, so Prof.
Kifmann, HCHE-Forscher.

Der Reformvorschlag hat fünf zentrale Punkte:

1. Jeder Bürger zahlt immer den Beitrag zum Gesundheitsfonds.

2. Bei einem Wechsel in die PKV erhält der private Krankenversicherer den
Beitrag, den auch ein gesetzlicher Krankenversicherer aus dem
Gesundheitsfonds erhalten würde.

3. Zur Sicherung der Nachhaltigkeit wird ein Teil der Einnahmen des
Gesundheitsfonds für den Aufbau eines Kapitalstocks verwendet.

4. PKV-Verträge werden wie bisher auch als langfristige Verträge ohne
ordentliches Kündigungsrecht des Versicherers geschlossen. Der Unterschied
zum Status quo besteht lediglich darin, dass die erwarteten Leistungen aus
dem Gesundheitsfonds in die Kalkulation eingehen.

5. Jeder Bürger hat die Wahl zwischen GKV und PKV – unabhängig vom
Einkommen.

Kern des Reformvorschlags ist es, dass alle einkommensabhängig in den
Gesundheitsfonds einzahlen – unabhängig davon, ob sie privat oder
gesetzlich versichert sind. Dadurch wird erreicht, dass der Solidarbeitrag
eines Versicherten nicht mehr von der Wahl des Krankenversicherungssystems
abhängt. Dieser Solidarbeitrag entspricht der Differenz zwischen dem
Beitrag, den ein Versicherter für den Gesundheitsfonds zu entrichten hat,
und dem Beitrag, der aus dem Gesundheitsfonds an den Krankenversicherer
gezahlt wird. Ist die Differenz positiv, was bei Versicherten mit einem
hohen Einkommen und einem geringen Krankheitsrisiko der Fall ist, zahlen
diese die Differenz als Solidarbeitrag. Personen mit geringem Einkommen
und hohem Krankheitsrisiko erhalten dagegen einen Sozialbeitrag in Höhe
der Differenz.

Somit käme dem bestehenden Gesundheitsfonds eine noch zentralere Rolle
zu, da auch die PKV-Versicherten darin einzahlen. Die Höhe der Zahlungen
an die Kassen bemisst sich derzeit am morbiditätsorientierten
Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA), der gesetzlich auf 80 berücksichtigte
Vorerkrankungen beschränkt ist. Hier sehen die Forscher weiteren
Verbesserungsbedarf. „Ein leistungsfähiger Morbi-RSA ist sowohl für einen
fairen Wettbewerb als auch für die Berechnung korrekter Solidarbeiträge
unverzichtbar. Daher ist die Erweiterung des Morbi-RSA essentiell“,
fordert Prof. Nell, Direktor des Instituts für Versicherungsbetriebslehre
an der Universität Hamburg.

Für GKV und PKV bedeutet der Reformvorschlag, dass die jeweiligen
Geschäftsmodelle grundsätzlich beibehalten werden. Die einzige Änderung
für die PKV besteht darin, dass sie für einen Versicherten eine
risikogerechte Zahlung aus dem Gesundheitsfonds erhält, die in ihre
Prämienkalkulation eingeht, so dass die Versicherungsprämie und die Höhe
der Alterungsrückstellungen niedriger ausfallen werden. Gleichzeitig
erhalten sie jedoch Zugang zu einem riesigen Markt – dem der GKV-
Versicherten.

Denn derzeit sind rund 90 Prozent der Bevölkerung GKV-versichert. Für
diese würde sich ein Wechsel in die PKV nur noch dann lohnen, wenn sie für
eine umfassendere Versorgung mehr zu zahlen bereit sind beziehungsweise
wenn Prämiensenkungen durch Selbstbehalte oder Beitragsrückerstattungen
bevorzugt werden. Für gut verdienende GKV-Versicherte ist ein Wechsel rein
aus der Überlegung heraus, Solidarbeiträge zu sparen, nicht mehr lukrativ.
„Private Versicherungen müssen mit einem attraktiveren Angebot, zum
Beispiel bei Leistungen oder der Gestaltung von Selbstbeteiligungstarifen,
überzeugen - zum Wohle aller Versicherten“, erklärt Prof. Kifmann.

Über das HCHE

Das Hamburg Center for Health Economics ist ein gemeinsames
Forschungszentrum der Universität Hamburg und des Universitätsklinikums
Hamburg-Eppendorf (UKE). 2010 gegründet, gehört das HCHE heute bereits zu
den größten gesundheitsökonomischen Zentren in Europa. Mehr als 50
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Ökonomie und Medizin arbeiten
gemeinsam an Lösungen aktueller und künftiger Fragestellungen der
Gesundheitsversorgung. Als eines von vier gesundheitsökonomischen Zentren
in Deutschland erhält das HCHE eine Förderung des Bundesministeriums für
Bildung und Forschung für den weiteren Ausbau.

Medizin am Abend DirektKontakt:

Hamburg Center for Health Economics, Universität Hamburg
Andrea Bükow, Tel.: 040 42838-9515,
E-Mail: andrea.buekow@wiso.uni-hamburg.de

Elena Granina, Tel.: 040 42838-9516,
E-Mail: elena.granina@wiso.uni-hamburg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hche.de - Hamburg Center for Health Economics, Universität Hamburg

Lebererkrankungen können jeden treffen – Deutscher Lebertag am 20. November 2014

Egal ob jung oder alt, welcher Nationalität man angehört oder wie man sein
Leben gestaltet, Lebererkrankungen können jeden treffen. Trotzdem werden
die Erkrankung der Leber häufig noch in eine Tabuzone abgeschoben und
viele Erkrankte mit Alkoholmissbrauch in Verbindung gebracht. Der 15.
Deutsche Lebertag, der am 20. November 2014 stattfindet, hat es sich zum
Ziel gesetzt, eine breite Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren.

Unter dem Motto: „Lebererkrankungen können jeden treffen“, gibt es
bundesweit Informationen rund um die Leber, zu neuen Medikamenten und
warum Früherkennung so wichtig ist. Die Deutsche Leberstiftung organisiert
gemeinsam mit der Gastro-Liga e. V. und der Deutschen Leberhilfe e.V.
diesen Tag.

Es gibt viele Möglichkeiten, sich mit einem Hepatitis Virus, das
Lebererkrankungen verursacht, anzustecken. Ob im Urlaub durch
verunreinigte Lebensmittel, nicht sterile Nadeln beim Piercing oder
Tattoostechen, durch anderen Kontakt mit Blut oder durch ungeschützte
Sexualkontakte. Während eine Hepatitis A häufig ohne Folgen ausheilt,
sorgt das Hepatitis C-Virus zum Beispiel für eine Leberentzündung, die bei
Nichtbehandlung chronisch werden kann und Folgeerkrankungen (Vernarbung
des Lebergewebes – Zirrhose, Leberzellkrebs) verursachen kann. Auch die
Fettleber kann eine Entzündung der Leber verursachen. Wichtig ist die
regelmäßige Testung der Leberwerte zum Beispiel beim Hausarzt, um eine
frühe Diagnose stellen zu können. Sind sie auch nur geringfügig erhöht,
besteht das Risiko einer Lebererkrankung und deshalb sollten weitere
Untersuchungen, z.B. mit Ultraschall oder Gewebeentnahme die vom Facharzt
veranlassten Schritte sein.

Impfungen gegen Hepatitis A und B schützen sicher vor einer Infektion.
Gegen eine Hepatitis C-Virusinfektion gibt es bislang keine Impfung. Da
zählt die frühe Diagnose. Mit neuen Medikamenten, die bereits zugelassen
sind oder im kommenden Jahr zugelassen werden, können zum Beispiel
Infektionen mit dem Hepatitis C-Virus gut behandelt und sogar geheilt
werden.

Um festzustellen, wie hoch das Risiko ist, an einer Lebererkrankung zu
leiden, bietet die Deutsche Leberstiftung einen Lebertest an. Außerdem
gibt es eine regelmäßige Telefonsprechstunde, in denen Experten Fragen
rund um die Leber beantworten. Die Telefonsprechstunde ist von Montag bis Donnerstag zwischen 14:00 und 16:00 Uhr besetzt und erreichbar unter 01805 – 45 00 60 (€ 0,14/Min. aus dem deutschen Festnetz, max. € 0,42/Min. aus dem Mobilfunk). Weitere Informationen unter www.deutsche- leberstiftung.de


Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung zu verbessern und die öffentliche  Wahrnehmung für Lebererkrankungen zu steigern, damit diese früher erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem Information und Beratung für Betroffene und Angehörige in medizinischen Fragen: www.deutsche-leberstiftung.de.

BUCHTIPP: „Das Leber-Buch“ der Deutschen Leberstiftung informiert
umfassend und allgemeinverständlich über die Leber, Lebererkrankungen,
ihre Diagnosen und Therapien – jetzt in zweiter, aktualisierter Auflage!
„Das Leber-Buch“ ist im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3-89993-642-1, €
16,95.




Medizin am Abend DirektKontakt:

Deutsche Leberstiftung
Bianka Wiebner
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
Tel 0511 – 532 6815
Fax 0511 – 532 6820

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.deutsche-Leberstiftung.de

Deutsche Hochdruckliga tagt in Berlin: Bluthochdruck ganzheitlich behandeln

Bluthochdruck ist gemäß der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an
jährlich 9,4 Millionen Todesfällen beteiligt. Denn das oft unbemerkte
Leiden hat tödliche Folgen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Dabei lässt
sich Bluthochdruck leicht feststellen und meist wirksam behandeln. Auf dem
38. wissenschaftlichen Kongress „Hypertonie und Prävention 2014“ der
Deutschen Hochdruckliga e.V.® - Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und
Prävention (DHL®) vom 11. bis 13. Dezember 2014 in Berlin diskutieren
internationale Experten neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über
Bluthochdruck, dessen Therapie und wie diese zu den Betroffenen gelangt.

Zu oft wissen Menschen mit Bluthochdruck nichts von ihrer Krankheit und
deren Folgen: Erhöhter Blutdruck ist die wichtigste Ursache weltweit für
den vorzeitigen Tod und Behinderung – er schädigt Gefäße und Organe wie
Herz, Nieren und Gehirn. Ob Gefäßverkalkung, Übergewicht oder
Zahngesundheit – sie hängen eng mit dem Herz-Kreislauf-System zusammen.
Gerade diese Begleit- und Folgeerkrankungen rückt der Kongress unter dem
Motto „Hypertonie ganzheitlich diagnostizieren und behandeln“ ins
Blickfeld. Praxis-Studien haben gezeigt, dass vier von fünf Hypertonikern
übergewichtig oder adipös sind. „Daraus entstehen neben der Hypertonie
dann Diabetes und Arteriosklerose, umgangssprachlich auch Gefäßverkalkung
genannt“, so Professor Dr. med. Jürgen E. Scholze, Kongresspräsident und
Direktor der Medizinischen Poliklinik am Standort Mitte der Charité –
Universitätsmedizin Berlin. Umso wichtiger sei es, dass Ärzte
Bluthochdruck nicht gesondert behandeln, sondern die Erkrankung und ihre
Folgen interdisziplinär bekämpfen, so der Experte. Aus diesem Grunde haben
die Veranstalter als ein Novum die wissenschaftlichen medizinischen
Fachgesellschaften der Kardiologen, Nephrologen, Neurologen, Angiologen,
Pulmonologen, Diabetes – und Arteriosklerosespezialisten und anderer
Disziplinen dafür gewonnen, gemeinsame Sitzungen mit der Hochdruckliga
abzuhalten, um die Probleme des hohen Blutdrucks interdisziplinär von
möglichst vielen Seiten zu beleuchten und zu diskutieren.

Neben aktuellen Ergebnissen aus Klinik und Praxis widmet sich der Kongress
auch neuesten Erkenntnissen aus der Hypertonie-Forschung: „Obwohl
Bluthochdruck sich bereits gut behandeln lässt, sind noch längst nicht
alle Fragen geklärt: Beispielsweise gilt es, die komplexen genetischen
Grundlagen dieser Krankheit weiter zu entziffern“, sagt Kongresspräsident
Professor Dr. med. Thomas Unger, Wissenschaftlicher Direktor CARIM School
for Cardiovascular Diseases, Maastricht University. Diese könnten eine
individuelle Behandlung ermöglichen. Denn nicht jeder Bluthochdruck-
Patient spricht auf Standard-Therapien an.

Um auch den medizinischen Nachwuchs für die Hypertonie-Forschung zu
begeistern, bietet die Jahrestagung der DHL® in diesem Jahr erstmals das
ganztätige integrierte Symposium „Experimentelle Hypertonieforschung für
junge Hypertensiologen“ an. Außerdem informiert das öffentliche
Patientenseminar am Samstag, den 13. Dezember 2014 beispielsweise darüber,
wie Patienten ihren Blutdruck optimal selbst messen. Individuelle
Behandlungsansätze, genetische Ursachen der Hypertonie sowie
Kongresshighlights aus Klinik und Praxis und der aktuellen Hypertonie-
Forschung diskutieren Experten auch auf der Kongress-Pressekonferenz am
11. Dezember 2014 um 12.30 Uhr.

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Terminhinweise:

Hypertonie und Prävention 2014
38. wissenschaftlicher Kongresses der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL®-
Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention
Termin: 11. bis 13. Dezember 2014 in Berlin
Ort: Maritim Hotel Berlin, Stauffenbergstraße 26, Berlin-Tiergarten
Hier finden Sie das aktuelle Kongressprogramm.

Integriertes Symposium „Experimentelle Hypertonieforschung für junge
Hypertensiologen“
Termin: Freitag, 12. Dezember 2014, 08.30 bis 15.30 Uhr
Ort: Maritim Hotel Berlin

Round Table: Evidenzbasierte Medizin: Hilfreich für die tägliche Praxis?
Termin: Samstag, 13. Dezember 2014, 11.00 bis 12.30 Uhr
Ort: Maritim Hotel Berlin, Raum Berlin B

Patientenseminar
Termin: Samstag, 13. Dezember 2014, 13.00 bis 15.00 Uhr
Ort: Maritim Hotel Berlin, Raum Rom

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www.hypertonie2014.de

„French paradox“ Rotweinbestandteil Resveratrol wirkt entzündungshemmend

Rotweinbestandteil Resveratrol wirkt entzündungshemmend. Der in Rotwein vorkommende Naturstoff Resveratrol hemmt die Bildung von Entzündungsfaktoren, die Herz-Kreislauf- Erkrankungen auslösen. Das fand eine Forschergruppe um Juniorprofessorin Dr. Andrea Pautz und Univ. Prof. Dr. Hartmut Kleinert vom Institut für Pharmakologie der Universitätsmedizin Mainz in Kooperation mit Wissenschaftlern der Universität Jena und der Universität Wien heraus. Die Forschungsergebnisse wurden im Wissenschaftsmagazin Nucleic Acids Research publiziert.

Trotz fettreichem Essen findet sich in Frankreich eine geringere
Herzerkrankungsrate als in Deutschland. Das sogenannte „French paradox“
wird dem Rotweingenuss der Franzosen zugeschrieben.

Dieses Phänomen gab in der Vergangenheit Anlass zu verschiedenen Studien.

In diversen Forschungsprojekten ließ sich bereits zeigen, dass der in
Rotwein enthaltene Naturstoff Resveratrol eine schützende Wirkung gegen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat. Doch wie genau sind die
Wirkzusammenhänge? Zumindest ein Teil der schützenden Wirkung ist durch
die Hemmung der Bildung von Entzündungsfaktoren durch Resveratrol zu
erklären. Dieser Nachweis gelang nun einem Forscherteam um
Juniorprofessorin Andrea Pautz und Professor Hartmut Kleinert, beide vom
Institut für Pharmakologie der Universitätsmedizin Mainz, in einer
gemeinsamen Forschungsarbeit mit Professor Oliver Werz von der Universität
Jena und Professorin Verena Dirsch von der Universität Wien. Konkret
fanden die Wissenschaftler heraus, dass der Naturstoff an das
Regulatorprotein KSRP bindet und es dabei aktiviert. KSRP verringert die
Stabilität der Boten-RNA (mRNA) für eine Vielzahl von entzündlichen
Mediatoren und hemmt so deren Bildung.
„Wir wissen jetzt genauer, wie Resveratrol die Bildung von
Entzündungsfaktoren hemmt, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen. Das
ist eine wichtige Entdeckung vor dem Hintergrund, dass neuere Forschungen
belegen, dass Herzkreislauferkrankungen sehr stark durch
Entzündungsprozesse im Körper vorangetrieben werden“, sagt
Juniorprofessorin Dr. Andrea Pautz. Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie
Herzinfarkt und Schlaganfall treten so gehäuft bei chronisch entzündlichen
Erkrankungen (wie dem Rheuma) auf.

Der Naturstoff Resveratrol hat also insbesondere bei entzündlichen Erkrankungen, die mit einer starken Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems einhergehen, ein großes therapeutisches Potential.

Originalpublikation:
Andrea Pautz, Hartmut Kleinert (beide Universitätsmedizin Mainz), Oliver
Werz (Universität Jena), Verena Dirsch (Universität Wien) et al.
Resveratrol post-transcriptionally regulates pro-inflammatory gene
expression via regulation of KSRP RNA binding activity, Nucleic Acids
Research, Nucl. Acids Res. (2014) doi: 10.1093/nar/gku1033

Medizin am Abend DirektKontakt:

Univ. Prof. Dr. Hartmut Kleinert, Komm. Direktor des Instituts für
Pharmakologie, Universitätsmedizin Mainz, Tel. 06131 17 9150, Fax 06131 17
9043, E-Mail: kleinert@uni-mainz.de

IMPROVE- IT - Studie: Kombination Ezetimib/Simvastatin 10 mg/40 mg (Handelsname INEGY®)

Die Ergebnisse einer Studie mit mehr als 18.000 Patienten nach Herzinfarkt wurden jetzt auf dem amerikanischen Kardiologenkongress präsentiert. Unter einer Behandlung mit der Kombination Ezetimib/Simvastatin 10 mg/40 mg (Handelsname INEGY®) war das Risiko, erneut ein Herz-Kreislauf-Ereignis zu erleiden, im Vergleich zu einer Therapie mit 40 mg Simvastatin deutlich verringert.

Die Sicherheit und Verträglichkeit von Ezetimib/Simvastatin waren im Allgemeinen mit Simvastatin allein vergleichbar.

Die Studienteilnehmer hatten zu Beginn der Studie einen durchschnittlichen LDL-Cholesterinwert von 95 mg/dl (2,5 mmol/l).

Dieser konnte auf 53 mg/dl (1,4 mmol/l) unter Ezetimib/Simvastatin bzw. auf 70 mg/dl (1,8 mmol/l) unter Simvastatin gesenkt werden. Dies entspricht einer um 24 % stärkeren Senkung unter Ezetimib/Simvastatin als unter Simvastatin allein.

Die IMPROVE-IT-Studie zeigt, dass die zusätzliche Einnahme von Ezetimib zu Simvastatin das Herz-Kreislauf-Risiko der Patienten senken konnte.

Über MSD:
MSD gehört zu Merck & Co., Inc., mit Sitz in Whitehouse, N.J. (USA), einem global führenden Gesundheitsunternehmen. Mit seinen verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, Impfstoffen, Biologika und den Präparaten für die Tiergesundheit in verschiedenen Therapiebereichen bietet MSD in mehr als 140 Ländern umfassende und innovative Lösungen für Gesundheit.

Besondere Anliegen von MSD sind darüber hinaus die Verbesserung der weltweiten Gesundheitsversorgung und der verbesserte Zugang zu Medikamenten.

Dafür engagiert sich MSD in weitreichenden Gesundheitsprogrammen und Partnerschaften. In Deutschland hat die Unternehmensgruppe ihren Sitz in Haar bei München.

Medizin am Abend DirektKontakt:

MSD ist erreichbar unter Tel: 0800 673 673 673; Fax: 0800 673 673 329; E-Mail: infocenter@msd.de; Internet: www.msd.de, www.univadis.de

Heike Schulz, MSD SHARP & DOHME GMBH, Lindenplatz 1, 85540 Haar Tel.: 089 4561-1927, Fax -1329, E-Mail: heike.schulz@msd.de

Vemurafenib: Das Hautkrebsmedikament Vemurafenib kann den Blutkrebs „Chronisch Lymphatische Leukämie“ begünstigen

Das Hautkrebsmedikament Vemurafenib kann den Blutkrebs „Chronisch
Lymphatische Leukämie“ begünstigen. Dies zeigten die Wissenschaftler an
Patienten- und Labordaten. Unter Laborbedingungen gelang es den Forschern
den Ausbruch der Leukämie mit einem zweiten Medikament zu unterdrücken.
Potenziell betroffen sind nach Aussagen der Ärzte alle mit Vemurafenib
behandelten Patienten. Die Forscher empfehlen daher eine zukünftig
engmaschigere Kontrolle bestimmter Blutwerte bei Vemurafenib-Gabe.
Die
Studie ist in der renommierten Fachzeitschrift Journal of Clinical
Investigation erschienen und wurde in der Fachzeitschrift Cancer Discovery
hervorgehoben.

Geleitet wurde die Studie von Wissenschaftlern der Klinik für Innere
Medizin I und der Klinik für Dermatologie und Venerologie des
Universitätsklinikums Freiburg sowie des Instituts für molekulare Medizin
und Zellforschung und des Exzellenzcluster BIOSS ‚Centre for Biological
Signalling Studies‘ der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Das Melanom, auch schwarzer Hautkrebs genannt, ist eine der gefährlichsten
Krebsarten. Mit zwei seit 2011 zugelassenen Medikamenten (Vemurafenib und
Dabrafenib) können knapp die Hälfte der Patienten erfolgreich behandelt
werden. Doch nun zeigen Freiburger Wissenschaftler erstmals, dass das
Medikament den Ausbruch einer Chronisch Lymphatischen Leukämie begünstigen kann.

Dabei kommt es zur übermäßigen Vermehrung weißer Blutkörperchen.

Vermutlich war die Leukämie bei dem untersuchten Patienten bereits zuvor
latent vorhanden, wurde durch die Behandlung jedoch aktiv. „Die neu
entdeckte Nebenwirkung kann potentiell bei jedem Patienten auftreten, der
mit einem solchen Medikament behandelt wird“, erklärt Prof. Dr. Robert
Zeiser und empfiehlt: „In Zukunft sollte das Blutbild während einer
solchen Therapie regelmäßig auf derartige Ver-änderungen hin untersucht
werden.“

Im untersuchten Fall normalisierte sich die Zahl der Blutzellen nach
Absetzen des Medikaments wieder. Dies ist nach Aussage der Ärzte aber
nicht zwangsläufig. Im Labor konnte die Erst-Autorin der Studie, Niuscha
Yaktapour, durch Gabe eines zweiten Wirkstoffs die Leukämie-Zellen hemmen.
Dass ein Krebsmedikament die Vermehrung eigentlich gesunder Zellen anregt,
wird als ‚paradoxe Aktivierung‘ bezeichnet. Die aktuelle Studie beschreibt
erstmals den genauen Mechanismus in den entsprechenden CLL- Zellen und
erlaubt damit auch die zielgerichtete Suche nach weiteren Medikamenten.

Möglich geworden war die Identifizierung der neuen Nebenwirkung durch die
enge Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachdisziplinen und der klini-schen
und Grundlagenforschung. „Die Studie ist ein hervorragendes Beispiel für
interdisziplinäre Zusammenarbeit“, sagt Dr. Tilman Brummer. „Besonders
erfreulich ist, dass wir auf allen Ebenen davon profitieren kön-nen: in
der Grundlagenforschung, Diagnostik und Therapie.“

Originaltitel der Arbeit:
BRAF inhibitor–associated ERK activation drives development of chronic
lymphocytic leukemia, doi:10.1172/JCI76539

Medizin am Abend DirektKontakt:

Prof. Dr. Robert Zeiser
Oberarzt
Klinik für Innere Medizin I
Telefon: 0761 270-362 50
Robert.Zeiser@uniklinik-freiburg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uniklinik-freiburg.de Universitätsklinikum Freiburg
http://www.jci.org/articles/view/76539 Link zur Original-Studie

Ebola-Impfstoff-Studie in Gabun gestartet

Wissenschaftler der Universität Tübingen erproben einen Ebola-Impfstoff an
gesunden Probanden in Gabun. Heute werden die ersten Freiwilligen geimpft.

An verschiedenen Standorten in den USA, in Europa und Afrika laufen
derzeit klinische Phase-I-Studien für einen potenziellen Impfstoff gegen
Ebola an. So auch die Prüfung am CERMEL in Lambaréné in Gabun, die
Wissenschaftler der Universität Tübingen gemeinsam mit den Kollegen vor
Ort durchführen. „Die klinische Studie soll Informationen darüber liefern,
wie gut der Impfstoff von Menschen in der afrikanischen Bevölkerung
vertragen wird“, erklärt der Studienkoordinator Prof. Peter Kremsner,
Direktor am Tropenmedizinischen Institut der Universität Tübingen und
Wissenschaftler im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Das
Projekt werde von entscheidender Bedeutung sein, um eine schnelle
Verteilung des Impfstoffes in Westafrika zu ermöglichen, sobald eine
sichere und immunogene Dosis etabliert ist.

Die Studie ist Teil eines unlängst unter Führung der WHO gegründeten
internationalen Experten-Konsortiums (VEBCON), dessen Ziel die rasche und
koordinierte klinische Testung der Vakzine ist. Der Impfstoffkandidat
rVSV- ZEBOV wird von der WHO an den verschiedenen Standorten zur Verfügung gestellt.

Die klinische Prüfung in Gabun wird außerdem von dem in
Deutschland neu gestarteten Forschungskonsortium EBOKON unterstützt, das
bis Ende 2015 über 2 Millionen Euro vom BMBF erhält. EBOKON wurde jüngst
vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) initiiert, um die
Ebola-Forschung zu stärken und den Kampf gegen die Epidemie zu
unterstützen. Das DZIF unterstützt außerdem die am Universitätsklinikum
Eppendorf laufende Studie, die zeitgleich startet.

Untersucht wird in der klinischen Phase-I-Prüfung die Sicherheit und
Verträglichkeit von verschiedenen Dosierungen des Impfstoffs. Bei dem
Impfstoffkandidaten handelt es sich um ein abgeschwächtes, gentechnisch
verändertes Vesikuläres Stomatitis-Virus (VSV), das ein Oberflächenprotein
des Ebola-Virus trägt. Gegen dieses Protein soll das Immunsystem der
Geimpften Antikörper bilden, die im Falle eines Kontakts mit dem Ebola-
Virus die Krankheit zu verhindern helfen. „Wir hoffen, dass der Impfstoff
auch wirksam sein wird“, sagt Kremsner.

Die erste Impfung erfolgt heute. Erste Ergebnisse werden voraussichtlich
bereits in wenigen Wochen zur Verfügung stehen. Anhand dieser Daten soll
zeitnah eine Entscheidung darüber gefällt werden, ob dieser Impfstoff in
den betroffenen westafrikanischen Ländern eingesetzt werden kann und wenn
ja, in welcher Dosierung.



Medizin am Abend DirektKontakt:

Prof. Dr. Peter Kremsner
E-Mail: peter.kremsner@uni-tuebingen.de
T: +49 7071-29-82365

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Im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) entwickeln bundesweit
rund 200 Wissenschaftler aus 32 Institutionen gemeinsam neue Ansätze zur
Vorbeugung, Diagnose und Behandlung von Infektionskrankheiten. Einer der
Schwerpunkte ist die Forschung zu neu auftretenden Infektionskrankheiten.
Mehr Informationen finden Sie unter www.dzif.de.