Ebola-Epidemie: Isolierung

Die Ebola-Epidemie in Afrika produziert viel Leid, aber wenig Statistik. Die dürre Datenlage sorgt bei deutschen Virologen für erstaunliche Auskunftsvielfalt. Einige behaupten, dass das Virus erst ab dem Tag der Erkrankung nachweisbar sei. Andere sagen, manchmal zeige es sich sogar noch später. Wieder andere glauben, schon kurz vor dem Ausbruch müsse die Viruslast messbar hoch sein. Die beiden Referenzlabore in Hamburg und Marburg sind uneins. Beruhigend ist das nicht. Unerklärlich, dass auch die drei geplanten Speziallabore allesamt im Nordosten liegen sollen. Sicher ist, dass die Empfangskomitees mit Fieber-Scannern an Flughäfen ihre Zeit vergeuden; die Messungen haben kaum Aussagekraft (das bestätigt, obgleich dezent, sogar die europäische Gesundheitsbehörde ECDC). Auch Einreisende aus Westafrika ohne auffälliges Fieber können erkrankt sein. Den einzigen Schutz für unsereinen gibt es auf anderem Weg: Heimkehrende Ebola-Helfer - das rät "Ärzte ohne Grenzen" - sollten drei Wochen lang "engen Kontakt meiden". Das ist eine freundliche Formel für die effektivste Infektionsabwehr in Zeiten der Unklarheit: Isolierung. Wer sie übersteht, darf und sollte wieder umarmt werden. Nicht vorher.

Patienten mit Herzrhythmusstörungen

Neuer Ratgeber: 

Für Patienten mit Herzrhythmusstörungen und ihre Angehörigen bietet die
Deutsche Herzstiftung anlässlich der bundesweiten Herzwochen den neuen
Experten-Ratgeber „Aus dem Takt: Herzrhythmusstörungen heute“ (144 S.) an.

Leicht verständlich informieren renommierte Kardiologen, Herzchirurgen und
ein Psychokardiologe über aktuelle Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.

Der Band mit vielen wertvollen Tipps ist für drei Euro in Briefmarken
(Versand) erhältlich bei: Deutsche Herzstiftung e. V., Vogtstr. 50, 60322
Frankfurt/Main,

Herzwochen-Veranstaltungen in Ihrer Nähe unter:
www.herzstiftung.de/herzwochen.html

Medizin-am-Abend: Online-Befragung: Wie reagiert der Mensch auf Schlafentzug?

Wissenschaftler des Instituts für Psychologie der Universität Bonn führen
eine Studie durch, inwieweit Schlafentzug zu Denkstörungen und Sinnestäuschungen führt. Hierfür suchen sie nach Probanden mit
übersinnlichen Erfahrungen sowie Persönlichkeiten, denen es schwer fällt,
soziale Kontakte aufzubauen.

Für die Kontrollgruppe sind aber auch Menschen gefragt, die solche Wahrnehmungen bisher nicht gemacht haben. Interessenten sind unter der Internetadresse https://www.soscisurvey.de/ueber_dich_selbst/index.php
herzlich eingeladen, an einer Online-Befragung teilzunehmen.

Manche Menschen haben den Eindruck, Gedanken lesen zu können oder Kontakte zum Jenseits zu haben. Solche übersinnlichen Wahrnehmungen, zu denen zum Beispiel auch Erfahrungen mit Geistern zählen, sind wissenschaftlich nur schwer zu erklären. Eine andere Gruppe von Persönlichkeiten hat
Schwierigkeiten, soziale Kontakte aufzubauen und diese aufrecht zu
erhalten.

Forscher des Instituts für Psychologie der Universität Bonn möchten mehr
über die Eindrücke dieser Personengruppen erfahren. „Es geht uns darum
herauszufinden, wie Menschen mit übersinnlichen Erfahrungen oder
Kontaktschwierigkeiten nach einem 24-stündigen Schlafentzug reagieren“,
sagt Prof. Dr. Ulrich Ettinger. Nach einer durchwachten Nacht kommt es bei
vielen Menschen zu Wahrnehmungsstörungen. Die Forscher möchten nun
herausfinden, ob dies bei Personen mit übersinnlichen Erfahrungen oder
wenigen Sozialkontakten ausgeprägter als bei den meisten Menschen ist.

Die Wissenschaftler suchen deshalb Frauen und Männer im Alter von 18 bis
50 Jahren mit außersinnlichen Erfahrungen oder Kontaktschwierigkeiten und
zum Vergleich Testpersonen, die solche Wahrnehmungen nicht gemacht haben.
Interessierte werden gebeten, unter:

https://www.soscisurvey.de/ueber_dich_selbst/index.php

einen Online- Fragebogen auszufüllen. Ausgewählte Personen werden dann zu einer Schlafentzugsstudie eingeladen.

Nach einer normalen Nacht und einer durchwachten Nacht im Schlaflabor werden mit ihnen verschiedene Tests  durchgeführt. Von den Ergebnissen versprechen sich die Forscher neue Erkenntnisse, wie unterschiedliche Wahrnehmungen die Denkprozesse des Menschen beeinflussen.

Medizin am Abend in Zusammenarbeit mit:

Prof. Dr. Ulrich Ettinger
Institut für Psychologie
der Universität Bonn
Tel. 0228/734208
E-Mail: ulrich.ettinger@uni-bonn.de

Weitere Informationen finden Sie unter
https://www.soscisurvey.de/ueber_dich_selbst/index.php Online-Fragebogen

Jährlich erleiden 270.000 Menschen einen Schlaganfall

Der Schlaganfall ist weltweit die zweithäufigste Todesursache und der häufigste Grund für Behinderungen im Erwachsenenalter. Doch 70 Prozent aller Schlaganfälle sind vermeidbar. Darauf will der Welt-Schlaganfalltag am 29. Oktober aufmerksam machen.

Allein in Deutschland erleiden jährlich 270.000 Menschen einen Schlaganfall. "Ein gesunder Lebensstil hat in der Vorbeugung nach wie vor den größten Stellenwert", sagt Präventionsexpertin Dr. Bettina Begerow von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Denn aus dem Lebensstil entwickeln sich die klassischen Risiken wie Übergewicht, hoher Blutzucker, hohes Cholesterin, Bluthochdruck und Arteriosklerose. Neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Folge haben diese Risikofaktoren jedoch nur einen begrenzten Aussagewert, wenn man sie isoliert betrachtet. 

In Schweden wurden jetzt die Daten von 50.000 Patienten analysiert. Eine Lehre aus der Studie: Ein erhöhter Blutdruck allein sollte anders beurteilt und behandelt werden als ein Bluthochdruck in Verbindung mit weiteren Risikofaktoren.

Das Risiko steigt deutlich in der Kombination verschiedener Faktoren. "Hausärzte werden voraussichtlich ihre Therapieempfehlungen anpassen, wenn sich diese Erkenntnisse durchgesetzt haben", glaubt Begerow.

 "Gerade bei Bluthochdruck ist vorstellbar, dass man zunächst alle Wege der Lebensstilanpassung ausschöpft, bevor die medikamentöse Therapie ansetzt, solange keine weiteren Risikofaktoren vorliegen."

Die Aufklärung über die Risikofaktoren steht im Fokus des diesjährigen Welt-Schlaganfalltags. Allein in Deutschland haben Kliniken, Ärzte und Selbsthilfegruppen aus dem Netzwerk der Deutschen Schlaganfall-Hilfe
 rund 120 Veranstaltungen angekündigt.

Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe bietet umfassende Informationen und einen Online-Risikotest in ihrem Internet-Portal www.schlaganfall-hilfe.de

Nahrungsergänzungsmittel gegen Gelenkverschleiß meist wirkungslos

Viele Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln versprechen Menschen mit
Arthrose, die Schmerzen in den Gelenken zu lindern oder einem Verschleiß
vorzubeugen. Diese angebliche Wirkung ist jedoch in Studien nur in
geringem Maße belegt. Anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie
und Unfallchirurgie (DKOU) vom 28. bis 31. Oktober 2014 in Berlin
diskutieren Experten, wie wichtig die gezielte Gabe von Medikamenten bei
Arthrose-Patienten ist, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen
und eine Operation hinauszuzögern.

„Viele Medikamente, die einer Arthrose vorbeugen oder ihr Fortschreiten
verhindern sollen, liegen nur knapp über oder auf dem Niveau eines
Placebo-Effekts“
, erklärt Dr. med. Uwe de Jager, niedergelassener Facharzt
für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie für Physikalische und
Rehabilitative Medizin, aus Freudenstadt. Auch für
Nahrungsergänzungsmittel wie Chondroitin-Sulfat, Muschelextrakte,
acetyliertes Hydroxyprolin (Oxaceprol), Heilpflanzen, homöopathische
Mittel oder Gele, Salben, Cremes und Sprays sei die Wirkung nicht
ausreichend nachgewiesen. Lediglich bei Glucosamin sei die Datenlage etwas
besser. Hier gebe es in den aktuellen Leitlinien der Osteoarthritis
Research Society International (OARSI) eine zurückhaltende Empfehlung.

Hingegen bekämpfen viele Medikamente die mit der Arthrose einhergehenden
Schmerzen effektiv und ermöglichen den Patienten damit eine bessere
Lebensqualität. Orthopäden unterscheiden bei der Behandlung von Schmerzen
zwischen entzündeten und nicht-entzündeten Gelenken. Liegt eine Entzündung
im Gelenk vor, ist es wichtig, diese zu beseitigen, um ein Fortschreiten
der Arthrose zu verhindern. „Hier stehen uns nicht steroidale
Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac, Ibuprofen oder auch Coxibe zur
Verfügung. Auch die intraartikuläre Gabe von Cortison hat sich bewährt,
wobei der Langzeiteffekt noch unsicher ist“, erklärt de Jager. Hat ein
Patient zwar keine akute Entzündung, leidet aber dennoch unter Schmerzen,
empfiehlt der Orthopäde Paracetamol, schwache Opiate oder gegebenenfalls
Medikamente, die den Nervenschmerz beseitigen. Bei Kniegelenkarthrose
können auch Injektionen mit Hyaluronsäure helfen. Tatsächlich benötigt
aber nur ein Teil der Patienten mit diagnostizierter Arthrose eine
Schmerzbehandlung: „Erfreulicherweise hat fast jeder zweite Arthrose-
Patient überhaupt keine Schmerzen. Die anderen Betroffenen können
zielgerichtet mit schmerzlindernden Substanzen behandelt werden“, so de
Jager.

Da die Symptome wechselhaft sind, ist die Arthrose-Therapie hierbei sehr
anspruchsvoll: Schmerzen und Gelenkunbeweglichkeit treten phasenweise auf.
„Für eine erfolgreiche Therapie ist es daher sehr wichtig, den Patienten
nach seinem individuellen Krankheitsverlauf zu behandeln. Der Arzt muss
dabei Schmerzsymptome, das Stadium der Arthrose, Begleiterkrankungen sowie
die Vorgeschichte und persönliche Fitness des Patienten berücksichtigen“,
erläutert Dr. med. Johannes Flechtenmacher, Kongresspräsident des DKOU
2014, der vom Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und der
Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC)
ausgerichtet wird. Der niedergelassene Orthopäde empfiehlt Arthrose-
Patienten, sich viel zu bewegen, gegebenenfalls abzunehmen und einen
gesunden Lebensstil zu verfolgen.



Ihr Medizin am Abend DirektKontakt: 

Anne-Katrin Döbler, Kathrin Gießelmann
Postfach 20 11 30; 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-981; Fax: 0711 8931-167
http://www.dkou.de

Unsere Art zu Gehen beeinflusst, was wir uns merken

Prof. Dr. Johannes Michalak von der Universität Witten/Herdecke erforschte
mit Kollegen aus Kanada den Zusammenhang von Gang und emotionalem
Gedächtnis / Biofeedback könnte bei Depression helfen

Wer mit hängenden Schultern dahinschlurft, wird sich eher an negative
Dinge erinnern, wer fröhlich läuft, kann sich eher positive Dinge merken –
so kann man die Studie von Prof. Dr. Johannes Michalak von der Universität
Witten/Herdecke zusammenfassen.

Notfall-Meldung von Medizin am Abend am Tag: KKNMS: Engmaschige Blutbildkontrollen unter Dimethylfumarat unverzichtbar

Aktueller Todesfall zeigt Notwendigkeit regelmäßiger Laboruntersuchungen
zur frühzeitigen Erkennung schwerwiegender Nebenwirkungen

Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple
Sklerose (KKNMS) empfiehlt in seinem Qualitätshandbuch zu Dimethylfumarat
(Handelsname Tecfidera®) die Kontrolle des großen Blutbilds in einem
regelmäßigen Abstand von sechs bis acht Wochen.


Damit können Leukopenien und Lymphopenien identifiziert werden, die das Risiko für opportunistische Infektionen erhöhen. Dazu zählt die progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML), an deren Folgen nun eine mit Tecfidera®
behandelte MS-Patientin verstarb.

„Der Fall zeigt, wie wichtig es ist, Patienten unter einer Immuntherapie
wie Dimethylfumarat engmaschig zu beobachten. Nur so können schwere
Nebenwirkungen frühzeitig und zuverlässig festgestellt werden. Aus diesem
Grund empfiehlt das KKNMS im ersten Behandlungsjahr eine Bestimmung der Leukozyten- und Lymphozytenzahl im Blut alle sechs bis acht Wochen – einestrengere Überwachung als die in der Fachinformation des Herstellers
angegebenen sechsmonatlichen Kontrollen der Leukozytenzahl“
, so Prof. Ralf Gold, Mitglied des KKNMS-Vorstands und einer der beiden federführenden
Autoren des Qualitätshandbuchs Dimethylfumarat. Werden bei den
Untersuchungen Leukopenien unter 3000/µl oder Lymphopenien unter 500/µl festgestellt, rät das Netzwerk zu einem Aussetzen der Medikation.


„Gerade bei einer so neuen Immuntherapie wie Dimethylfumarat ist besondere
Vorsicht geboten, da die Langzeitwirkung und mögliche Komplikationen noch
nicht hinreichend untersucht sind. Die Herstellerfirma Biogen Idec führt
daher momentan eine Erweiterungsstudie (ENDORSE) zur Erforschung der
Langzeittherapie durch. Doch auch die regulär behandelten Patienten müssen
engmaschig überwacht werden. Hierfür gibt das KKNMS mit seinen
Qualitätshandbüchern Neurologen die notwendigen Informationen zur
Anwendung des Medikaments in der Praxis an die Hand“, erklärt Prof.
Bernhard Hemmer, Sprecher des KKNMS.

Die vor wenigen Tagen verstorbene deutsche MS-Patientin wurde im Rahmen
von Studien 4,5 Jahre lang mit Dimethylfumarat behandelt. Dabei
entwickelte sich eine schwerwiegende und lang anhaltende Lymphopenie, die
mehr als 3,5 Jahre bestand, aber als klinisch nicht bedeutsam eingestuft
wurde, da die Leukozytenwerte während der gesamten Behandlung über 3000/µl
lagen und damit nicht wesentlich erniedrigt waren. Außer der Behandlung
mit Tecfidera® gab es keine weiteren Risikofaktoren für die Entwicklung
einer PML wie Vortherapie mit Natalizumab, Fingolimod oder
Immunsuppressiva und auch keine HIV-Infektion. Nach neuerlichen
neurologischen Symptomen im August 2014, die zunächst als MS-Schub
eingeordnet wurden, zeigten Labortests das Vorliegen einer PML. Die
Patientin verstarb nach Zunahme der neurologischen Defizite im Oktober
2014 an einer Aspirationspneumonie. Die Zulassungsstudien zu
Dimethylfumarat hatten nicht auf das Risiko einer PML hingedeutet,
allerdings waren dabei Untergrenzen für Lymphozytenwerte definiert, die in
der Nachbeobachtung ENDORSE nicht mehr ins Protokoll aufgenommen wurden.
PML-Fälle wurden unter der Therapie mit anderen Fumaraten beobachtet, auch
bei Patienten mit MS.

Qualitätshandbücher des KKNMS:

Die KKNMS-Qualitätshandbücher sind mit der Deutschen Gesellschaft für
Neurologie (DGN), dem Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN), dem
Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) und dem Ärztlichen Beirat der
Patientenorganisation DMSG abgestimmt. Momentan verfügbar sind
Qualitätshandbücher zu den MS-Medikamenten Alemtuzumab, Dimethylfumarat,
Fingolimod, Mitoxantron, Natalizumab und Teriflunomid sowie zur
Schubtherapie und zur Therapie in Spezialsituationen. Diese werden
jährlich aktualisiert und können von Ärzten über die kostenlose KKNMS-App
für Android und iOS eingesehen oder ebenfalls kostenfrei über sekretariat
@kkn-ms.de bestellt werden.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.kompetenznetz-multiplesklerose.de/de/basistherapie/fuer-experten-basistherapie-fumarat - Qualitätshandbuch Dimethylfumarat
http://www.kompetenznetz-multiplesklerose.de - Website KKNMS