Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung,

Prof. Dr. Othmar Moser von der Universität Bayreuth ist Erstautor der neuen internationalen Leitlinie zu Sport und Typ-1-Diabetes. Insgesamt waren 26 internationale Autorinnen und Autoren an dem Positionspapier der Europäischen Diabetes Gesellschaft (EASD) und der internationalen Kinder Diabetes Gesellschaft (ISPAD) beteiligt

What for?

Leitlinien in der Medizin dienen dazu, evidenzbasierte Empfehlungen für die Diagnose, Therapie und Prävention von Krankheiten zu geben. So soll ein weltweit einheitlicher, qualitativ hochwertiger Standard der medizinischen Versorgung sichergestellt werden. Leitlinien bieten damit eine Orientierungshilfe für Ärzte und Ärztinnen und medizinisches Personal, basierend auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und klinischen Studien.

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Erkrankten das Hormon Insulin nicht mehr produzieren können. 


Die Folge ist ein erhöhter Blutzuckerspiegel, da wegen des fehlenden Insulins die Glukose aus dem Blut nur unzureichend in die Zellen befördert wird. 


Der Körper kann somit Kohlenhydrate aus der Nahrung nicht mehr verwerten. 


Ohne eine Behandlung kann dies tödlich enden. 

Neben der Insulingabe ist Bewegung bzw. Sport ein Eckpfeiler der Therapie von Typ-1-Diabetes.

In den letzten Jahren hat die Verfügbarkeit von automatisierten Insulinabgabesystemen (AID) die Optionen für Menschen mit Typ-1-Diabetes verbessert, die empfohlenen Glukosezielbereiche zu erreichen. 


Für Menschen mit Typ-1-Diabetes aber oft ein Problem: 


„Ein physisch aktiver Lebensstil bietet klar gesundheitliche Vorteile, kann jedoch Glukoseschwankungen verursachen, die für die aktuellen AID-Systeme eine Herausforderung darstellen“, so Prof. Dr. Othmar Moser vom Lehrstuhl Exercise Physiology & Metabolism an der Universität Bayreuth. 


Er forscht seit über zehn Jahren im Bereich Bewegung und Diabetes und arbeitet zugleich an der Schwerpunktambulanz für Diabetes, Physische Aktivität und Sport am Universitätsklinikum für Innere Medizin in Graz. Zusammen mit 25 weiteren Expertinnen und Experten aus dem Fachbereich Diabetes hat er eine Leitlinie verfasst, die aktuelle Erkenntnisse zu AID-Systemen zusammenfasst. Zudem gibt diese Leitlinie detaillierte praxisbezogene Empfehlungen für das Management von körperlicher Aktivität bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes, die AID-Technologie verwenden.

In der Leitlinie wird jedes verfügbare AID-System einzeln dargestellt und individuelle Empfehlungen zu deren Anwendung bei körperlicher Aktivität formuliert. Darüber hinaus werden unterschiedliche Reaktionen des Blutzuckerspiegels auf körperliche Aktivität behandelt und gestaffelte Therapieoptionen vorgestellt, um den Glukosespiegel in verschiedenen Altersgruppen im Zielbereich zu halten.

Die internationale Leitlinie richtet sich sowohl an Ärztinnen und Ärzte als auch direkt an Personen mit Typ-1-Diabetes. 


„Die Idee ist, dass auch Menschen mit Typ-1-Diabetes Sport machen können, ohne dem Risiko von glykämischen Schwankungen ausgesetzt zu sein. 


Das kann zugleich längerfristig das Risiko von Begleiterkrankungen minimieren und das Sozialsystem entlasten“, so Moser.

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Prof. Dr. Othmar Moser
Lehrstuhl Exercise Physiology & Metabolism
Universität Bayreuth
E-Mail: othmar.moser@uni-bayreuth.de

Originalpublikation:
The use of automated insulin delivery around physical activity and exercise in type 1 diabetes: a position statement of the European Association for the Study of Diabetes (EASD) and the International Society for Pediatric and Adolescent Diabetes (ISPAD). Othmar Moser et al. Diabetologica (2024)

DOI: https://doi.org/10.1007/s00125-024-06308-z

Nehmen Sie an der Umfrage teil: K.O. Tropfen

Länderübergreifendes Forschungsprojekt zum Thema K.O.-Tropfen startete an der Juniorprofessur für Europäisches Management der TU Chemnitz, die mit Forschenden in Innsbruck und Dresden kooperiert – Betroffene aus Deutschland, Österreich und der Schweiz können an anonymer Online-Befragung teilnehmen

K.O.-Tropfen, auch bekannt als Knock-Out Drugs oder Date-Rape Drugs, ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl schnell betäubend wirkender Substanzen. 


Sie sind zumeist geschmacksneutral sowie geruch- und farblos und können unauffällig in ein Getränk gemischt werden. 


„Durch die Verabreichung von K.O.-Tropfen und der daraus resultierende Bewusstlosigkeit oder Willenlosigkeit des Opfers ist es dem Täter bzw. der Täterin prinzipiell möglich das Opfer auszurauben oder sich an diesem sexuell zu vergehen.


Wie häufig das allerdings wirklich passiert, wissen wir nicht“, sagt Juniorprofessorin Dr. Charlotte Förster, Inhaberin der Juniorprofessur Europäisches Management der Technischen Universität Chemnitz. Gemeinsam mit ihrem Team erhebt sie derzeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz mittels einer anonymen Online-Befragung den allgemeinen Wissensstand über K.O.-Tropfen und erfasst dabei auch eigene Erfahrungen der Befragten mit K.O.-Mitteln. 


„Auf diese Weise wollen wir einen möglichst breiten Querschnitt möglicher betroffener Personen in einem Alter ab dem 14. Lebensjahr erzielen und würden uns freuen, wenn möglichst viele Betroffene an der Umfrage teilnehmen“, so Förster.

„Auch wenn es Hinweise darauf gibt, dass der Anteil drogenassoziierter Sexualdelikte insbesondere in Zusammenhang mit K.O.-Tropfen und Alkohol in den letzten Jahren zugenommen haben könnte, gibt es kaum Zahlen über den tatsächlichen Missbrauch von K.O.-Tropfen“, sagt die Chemnitzer Forscherin. Das liege zum einen an der teilweise sehr kurzen Zeitspanne der Nachweisbarkeit von als K.O.-Tropfen missbrauchten Substanzen und zum anderen an der Unwissenheit der Opfer. Gemeinsam mit Dr. Thomas Beck, psychologischer Leiter des Kompetenzzentrums Gewaltschutz der Tirol Kliniken sowie Leiter der Opferschutzgruppe des Landeskrankenhauses Innsbruck, Prof. Dr. Marion Pavlic, Leiterin des Fachbereichs Forensische Toxikologie am Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck und Dr. Julia Schellong, Leitende Oberärztin der Psychotraumatologie der Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden, will Förster nun im Rahmen ihrer europäischen Gesundheitsforschung Licht in die vermutlich hohe Dunkelziffer von Betroffenen bringen, die bereits mit K.O.-Mitteln in Kontakt gekommen sind.

„Die Studie ist jedoch nur ein erster Schritt, um wirklich mehr Licht ins Dunkel rund um den Einsatz von K.O.-Tropfen zu bringen“, so Förster. Zwingend nötig sei eine bessere Versorgung von Personen, die den Verdacht haben, unfreiwillig K.O.-Tropfen verabreicht bekommen zu haben. 


Dies beinhalte unter anderem den Zugang zu kostenlosen Tests, die (anonyme) Spurensicherung sowie die Sensibilisierung und Schulung der entsprechenden Berufsgruppen. 


„Bei unserer Studie geht es erstmal nur darum, in drei Ländern zu erfassen, wie viele Personen sich von dem Thema betroffen fühlen. 


Das basiert allerdings natürlich auf einer subjektiven Einschätzung“, sagt Förster. 


Darüber hinaus benötige die komplexe Thematik auch eine interdisziplinäre, fachübergreifende Betrachtung. „Wir versuchen deshalb ein länderübergreifendes und interdisziplinäres Netzwerk aufzubauen, um die verschiedenen psychologischen, toxikologischen und rechtlichen Aspekte des unfreiwilligen Einsatzes von K.O.-Tropfen besser verstehen zu können“, so die Chemnitzer Forscherin.

Link zur anonymen Online-Befragung: 

https://www.soscisurvey.de/Studie_KO_Tropfen/

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Jun.- Prof. Dr. Charlotte Förster, Telefon +49 (0)371 531-36855, E-Mail charlotte.foerster@wiwi.tu-chemnitz.de


Weitere Informationen finden Sie unter
- Weitere Informationen zum Forschungsprojekt „Don’t knock me out“ und zum Thema K.O.-Tropfen

Der Ultraschall des Zwerchfelles

Wittener Forscher:innen fassen wissenschaftliche Indikatoren zusammen, damit Risiken in der Beatmungsentwöhnung besser erkannt werden können. 

Die Ergebnisse wurden im renommierten Critical Care Journal veröffentlicht.

Die Sterblichkeitsrate von künstlich beatmeten Patient:innen liegt in Deutschland bei 40 bis 50 %. 


Eine schnellstmögliche, erfolgreiche Entwöhnung vom Beatmungsgerät ist daher ein entscheidender Schritt in der intensivmedizinischen Versorgung. 


Weaning bezeichnet die Phase, in der Patient:innen die eigene Atmung trainieren und schrittweise von ihrer maschinellen Unterstützung entwöhnt werden. 


Doch nicht alle schaffen diesen Übergang problemlos: 


Das sogenannte Weaning-Versagen führt dazu, dass sie erneut intubiert werden müssen. 


Damit steigen die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen und die Mortalitätsrate wiederum erheblich.

Um Risiko-Patient:innen zu identifizieren, bei denen Weaning-Versagen wahrscheinlich ist, wurden bereits eine Vielzahl medizinischer Anzeichen in Einzelstudien erforscht. 


Eine Forschungsarbeit der Universität Witten/Herdecke (UW/H) gibt nun erstmals einen Überblick über 145 wissenschaftlich untersuchte Indikatoren und liefert damit wichtige Impulse für Pflegepraxis und Intensivmedizin. 


Das renommierte Critical Care Journal hat den Beitrag aus Witten veröffentlicht und ihn dem internationalen Fachpublikum zugänglich gemacht.

Empfehlungen für die Praxis und Identifikation von Forschungslücken

„Unsere Arbeit bietet eine wertvolle Grundlage für die Verbesserung der Patient:innen-Sicherheit auf Intensivstationen. 


Jeden Tag müssen Pflegende und Mediziner:innen anhand von Patient:innen-Daten und Untersuchungen darüber entscheiden, ob sie die künstliche Beatmung fortführen oder ob eine Entwöhnung möglich ist. 


Bei dieser kritischen Abwägung sollten sie sich auf die Parameter mit der größten Evidenzdichte stützen“, erläutert Fritz Sterr, Doktorand am Department für Pflegewissenschaft der UW/H. 


Hier setzen er und sein Team an. 


Mit einer systematischen Auswertung von Forschungsdatenbanken konnten sie nicht nur die entscheidenden Prädiktoren für Weaning-Versagen ermitteln und kategorisieren, sondern auch herausstellen, zu welchen Faktoren weitere Studien nötig sind.

Die wissenschaftliche Veröffentlichung zeigt außerdem: 


Es zählt der Mensch in seiner Gesamtheit.


 „Genauso wie in allen anderen Bereichen der Medizin und Pflege reicht es auch beim Weaning nicht aus, einzelne Faktoren wie Herz- und Atemfrequenz, Druckvolumen oder den Zustand der Atemhilfsmuskulatur losgelöst voneinander zu betrachten. 


Die Zusammenschau ist entscheidend“, so der Pflegewissenschaftler.

Weichenstellung für die Zukunft

Neben bildgebenden Verfahren wie ein ****Ultraschall des Zwerchfells und der Auswertung physiologischer Faktoren*"* kamen in den vergangenen Jahren zunehmend maschinelle Programme auf Basis künstlicher Intelligenz in der Intensivmedizin zum Einsatz, um den Erfolg des Weaning-Prozesses vorherzusagen. 


Hier sieht Fritz Sterr erhebliches Potenzial für die Praxis: 


„Maschinelle Lernmodelle können eine unterstützende Entscheidungshilfe sein, da sie Patient:innen-Daten in Sekundenschnelle auswerten und mögliche Risiken ausmachen können. Hier lohnt sich weitere Forschung.“

In seiner Doktorarbeit untersucht Fritz Sterr sämtliche Aspekte des Weanings. So widmet er sich in einem weiteren Arbeitsschritt der Frage, wie Intensivpatient:innen unter künstlicher Beatmung ihre Umwelt wahrnehmen, um alle an der Versorgung beteiligten Personen für das hochempfindsame Erleben zu sensibilisieren.

Die vollständige Review können Sie auf der Website des Critical Care Journals nachlesen: 

https://ccforum.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13054-024-05135-3

Fritz Sterr wird seine Arbeit auch auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) im Dezember 2024 präsentieren.
Weitere Informationen finden Sie unter
https://www.uni-wh.de/wie-gelingt-die-erfolgreiche-entwoehnung-vom-beatmungsgeraet

Die Höhenlagen und das Gehirn

Früherkennung hypoxischer Höhenhirnschäden

Wer zu schnell oder in zu hohe Höhen aufsteigt, riskiert eine akute Höhenkranheit, die in eine lebensbedrohliche hypoxische Höhenhirnschädigung münden kann. 

Anhand von In-vivo-Elektrochemie konnte jetzt gezeigt werden, dass zuvor charakteristische Änderungen im Sauerstoffgehalt verschiedener Hirnareale stattfinden. 

Wie ein Forschungsteam in der Zeitschrift Angewandte Chemie berichtet, konnte das Risiko für eine Hirnschädigung so bereits Tage im Voraus prognostiziert werden – vielleicht ein neuartiger Ansatz für eine Früherkennung hypoxischer Höhenhirnschädigungen.


Aufgrund des niedrigen Luftdrucks und geringen Sauerstoffpartialdrucks in Höhenlagen wird das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt (Hypoxie). 


Das kann nicht nur beim Skifahren und Bergsteigen passieren, wenn man zu rasch auf über 2500 m steigt, auch Menschen, die in Gebieten über 3000 m leben, z.B. in Südamerika und Asien, können trotz Gewöhnung erkranken (chronische Höhenkrankheit). 


Die leichte Form der akuten Höhenkrankheit beginnt ca. vier bis sechs Stunden nach dem Aufstieg mit Kopfschmerzen. 


Wird der Aufstieg nicht unterbrochen, können weitere Probleme dazukommen, wie Schwindel, Übelkeit und Herzrasen. 


Ein Abstieg oder eine Behandlung in einer (portablen) Druckkammer und Sauerstoffgabe sind nun dringend nötig, sonst kann sich die Hypoxie zu einer lebensbedrohlichen hypoxischen Höhenhirnschädigung (High-altitude hypoxic brain injury, HHBI) verschlimmern.

Die meisten aktuellen Ansätze zur Früherkennung der HHBI lassen an Schnelligkeit und Genauigkeit zu wünschen übrig. Das Team um Lin Zhou und Bin Su von der Zhejiang-Universität (China) schlägt jetzt einen Ansatz für eine neuartige Strategie vor, die auf räumlich-zeitlichen Änderungen im Sauerstoffgehalt des Hirns basiert.

Mit feinen biokompatiblen Mikroelektroden untersuchte das Team die Beziehung zwischen dem Sauerstoffgehalt verschiedener Hirnregionen von Mäusen und dem HHBI-Grad unter simulierter Höhenexposition (3000 bis 7500 m) in Kammern mit verringertem Druck. 


Eine Hypoxie im Hirn löste sofort eine ergänzende Zufuhr von Sauerstsoff aus anderen Organen aus. 


Innerhalb von ca. zwei Stunden verteilte das Gehirn den Sauerstoff zudem um:


Hirnregionen mit höherer Hypoxie-Toleranz erhalten weniger Sauerstoff, um die Versorgung anderer, wichtigerer Areale zu unterstützen.

Wie die elektrochemischen Messungen zeigten, sank bei einer simulierten Höhe von 3000 m der Sauerstoffgehalt des primären somatosensorischen Cortex (zuständig für den Tastsinn) stärker als der des Hippocampus (zuständig für Gedächtnis) und in beiden Arealen sank er stärker als die Abnahme der Sauerstoffsättigung des Blutes. 


Die Messungen korrelierten mit Erinnerungs- und Tastsinntests. 


Unter Normaldruck erholten sich die Tiere wieder vollständig. 


Nach drei Tagen in simulierten 7500 m fiel der Sauerstoffgehalt in beiden Arealen dagegen auf ungefähr gleich niedrige Werte. 


Die Mäuse erlitten eine schwere HHBI mit Absterben von Hirnzellen. In Höhen dazwischen reagierten einzelne Tiere verschieden empfindlich. 


Dabei ließ sich anhand der während der ersten ein bis zwei Stunden der Höhenbelastung gemessenen Ströme bereits vorhersagen, ob und in welchem Hirnbereich eine Maus nach drei Tagen eine HHBI erleiden würde.

Anhand der Merkmale der Veränderung des Hirnsauerstoffgehalts konnte das Risiko einer HHBI damit mehrere Tage im Voraus prognostiziert werden. 


Das Team hofft, diese Erkenntnisse als Basis für eine Möglichkeit zur Früherkennung einer drohenden HHBI nutzen zu können.

Angewandte Chemie: Presseinfo 21/2024

Autor/-in: Bin Su, Zhejiang University, Hangzhou (China), https://person.zju.edu.cn/en/binsu

Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.
Die "Angewandte Chemie" ist eine Publikation der GDCh.

Originalpublikation:
https://doi.org/10.1002/ange.202416395

Meine grosse Liebe - die...?

Die erste große Liebe ist etwas ganz Besonderes. 

An die können wir uns in der Regel auch nach Jahren und vielleicht sogar Jahrzehnten noch gut erinnern. 

Und das, obwohl sie selten von Bestand ist. 

Doch was ist mit der letzten großen Liebe? 

Ist die nicht genauso besonders? Bis wann hat man die Chance auf die Liebe? 

Gibt es dafür eine Altersgrenze? 

Diese und weitere Fragen beantwortet Dr. Sarah Seidl, Psychologie-Professorin an der SRH Fernhochschule.

Gerade wurde die erste Folge der Dating-Show „Golden Bachelor“ ausgestrahlt. Darin buhlen 18 Damen um das Herz des stattlichen Franz. Soweit nichts Neues in der TV-Landschaft. Kuppel-Shows gibt es wie Sand am Meer, doch diese ist doch ein Novum. 


Denn beim goldenen Bachelor handelt es sich um einen 73-jährigen Rentner, der vor Sendungsstart nur ein paar Dutzend Follower auf Social-Media-Plattformen hatte. Demnach könnte man ihm schon einmal nicht vorwerfen, nur auf Reichweite oder ein Dasein als Influencer aus zu sein. Bei den Mädels, die sich auf dieses Abenteuer einlassen, handelt es sich ebenfalls um Best-Ager. Die Damen sind allesamt über 60 Jahre, einige von ihnen auch über 70. Öffentliches Buhlen um die Gunst eines potenziellen Partners in diesem Alter? Das gab es so bisher so noch nicht.

Liebe, Sex & Zärtlichkeit ü60: Was ändert sich, was bleibt gleich?

Und wenn man die Protagonist:innen so beobachtet und ihnen zuhört, zeigt sich, dass sich Bedürfnisse im Alter wohl nicht zu ändern scheinen. Da ist die Sehnsucht nach Nähe, Berührungen und auch ganz offen formulierte Wünsche nach Sexualität. Und das ist – obwohl für gewisse Altersgruppen überpräsent – spätestens mit dem Renteneintritt ein gesellschaftliches Tabu-Thema. Dabei ändert sich an den menschlichen Sehnsüchten wenig. Prof. Dr. Seidl dazu: „Die Grundbedürfnisse des Menschen nach Nähe, Verbundenheit und Zuwendung begleiten uns ein Leben lang. Bei Vielen steht in früheren Lebensphasen eher das Neue, das Unbekannte, Aufregende und auch etwas Performanz-Druck im Vordergrund beim Thema Sexualität. Paare im Alter können diese Leistungsorientierung eher ablegen und erleben innigere Formen der Verbundenheit. Man muss sich selbst und dem anderen nichts mehr beweisen und kann eher eintauchen in Berührung und Nähe. Daraus kann dann auch eine emotional tiefere Bindung entstehen.“

Emotionen vs. Erfahrungen: Wird Dating im Alter leichter?

Die reifen Bachelor-Kandidatinnen und auch der Bachelor selbst verfügen allesamt über einen reichen Erfahrungsschatz in Sachen Beziehung. Viele von ihnen waren in langjährigen Partnerschaften, die meisten auch verheiratet. Einige Beziehungen gingen in die Brüche, manche sind bereits verwitwet. Die Erfahrungen und Erlebnisse mit vorangegangenen Partner:innen prägen. Ist es damit eher schwierig, sich auf etwas Neues einzulassen oder hilft es vielleicht sogar, weil es dazu führen kann, dass man sich selbst besser kennenlernt und damit viel besser Wünsche formulieren oder für sich selbst auch Dinge ausschließen kann

Mut und emotionale Flexibilität

Prof. Dr. Seidl sagt dazu: „Dating im Alter hat Beides: Auf der einen Seite weiß man mit ü60 was einem in einer Beziehung wichtig ist und was man nicht mehr möchte. Auf der anderen Seite ist man auch durch vorangegangene Beziehungen und Erlebnisse geprägt. Alte Muster oder Verletzungen hinter sich zu lassen und sich zu öffnen für Neues und auch die Chance in etwas ganz anderem zu sehen, dafür braucht es Mut und emotionale Flexibilität. Je offener wir dem Leben generell bleiben, umso leichter machen wir es auch einer neuen Liebe. Wenn wir dann noch im Laufe des Lebens gelernt haben, die eigenen Werte und Bedürfnisse klar zu kommunizieren, sind das gute Voraussetzungen für authentische und tiefe Beziehungen.

Körperlichem und geistigen Verfall vorbeugen

Menschen, die sich auch im fortgeschrittenen Alter noch an Neues heranwagen, scheint es immer mehr zu geben. Ist das so oder bekommt man nur verstärkt den Eindruck durch Vorbilder in Social Media und Fernsehen? Prof. Dr. Sarah Seidl erklärt: „Wir werden immer länger gesund und damit aktiv älter. Das hat auch Auswirkungen auf die Bereiche Partnerschaft und Sexualität. Wir wagen länger Neues. Außerdem verändern sich langsam, wie man auch an dem Bachelor- Format sehen kann, gesellschaftliche Limitationen, die eine Liebe im Alltag eher verheimlicht haben lassen.

Offenheit von Herz und Kopf schaffen Chancen

Fest steht: wir alle altern. 


Und wenn wir Glück haben und auch bereit sind, etwas dafür zu tun, diesen Prozess möglichst gut zu begleiten, haben wir länger die Chance auf ein erfülltes Leben. Gesunde Ernährung schadet nie, auch körperliche Betätigung ist ein großer Faktor des fitten Alterns. 


Zunehmende Falten können wir – zumindest ohne größere Interventionen – nicht vermeiden. Aber wir können vermeiden, einzurosten. Und dafür ist es auch elementar wichtig, den Geist immer neu zu fordern. Das zeigen nicht nur die goldenen Bachelor-Kandidaten, sondern auch viele unserer Studierenden, die mit ü60, 70 oder gar 90 noch bereit sind, ihr Wissen und ihren Horizont zu erweitern. 


Und wer mit offenem Denken und einem offenen Herzen durch die Welt geht, hat jederzeit die Chance erfüllende Erfahrungen zu machen. 

Und vielleicht sogar auch noch einmal die ganz große Liebe zu erleben.

Worauf es bei einer Implantatbehandlung ankommt

Geht es um Zahnersatz interessiert sich eine steigende Zahl von Patientinnen und Patienten für Zahnimplantate. 

Entsprechend bieten viele Zahnärztinnen und Zahnärzte eine solche Therapie an.

Damit die Qualitätssicherung in der oralen Implantologie mit der rasanten Entwicklung des Faches Schritt halten kann, brauchen wir darum nicht nur hochwertige Fortbildungsangebote, damit die neuen Möglichkeiten in den Praxen und Kliniken erfolgreich eingesetzt werden können, sondern auch bessere Möglichkeiten für Zahnärztinnen und Zahnärzte, ihre Expertise und Qualifikation auf diesem Gebiet deutlich zu machen“, betonten Experten auf dem 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie.

Die Sicherung der Qualität in der Implantologie ist eine zentrale Aufgabe der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI), der mit mehr als 8.700 Mitgliedern größten wissenschaftlichen Gesellschaft Europas auf dem Gebiet der oralen Implantologie. Die Qualitätssicherung liegt auch dem scheidenden DGI-Präsidenten Prof. Dr. Florian Beuer (Berlin) am Herzen, der auf dem 38. Kongress der Gesellschaft am vergangenen Wochenende (28.-30.11.) den Staffelstab an Dr. Christian Hammächer (Aachen) weiterreichte, aber dem Vorstand noch weitere drei Jahre angehören wird.

ZAHNIMPLANTATE HABEN HOHEN STELLENWERT
„Die wissenschaftlich gut fundierte Implantologie hat in der modernen Zahnmedizin einen hohen Stellenwert und unsere Therapiemöglichkeiten erweitert“, erklärte Professor Beuer. „Wir können unseren Patienten heute langlebige und ästhetisch ansprechende Lösungen anbieten, die maßgeblich zum Erhalt der Lebensqualität beitragen. Kurz: die Implantologie ist eine zuverlässige und verbreitete Behandlungsoption mit hohen Erfolgsraten.“

HIGH-TECH-ZAHNMEDIZIN
Neue Therapiekonzepte und digitale Hilfsmittel – von der virtuellen Behandlungsplanung bis zum D3-Druck – sorgen dafür, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte eine Behandlung mit den individuellen Bedürfnissen und Wünschen der Patienten besser abstimmen können. Schon seit einigen Jahren sind frühere Kontraindikationen einer Implantattherapie verschwunden: Patienten mit Diabetes mellitus, Osteoporose oder Herz-Kreislauferkrankungen können ebenfalls von einer Implantatbehandlung profitieren.

IMPLANTATE BEVORZUGT
Geht ein Zahn verloren, sind Zahnimplantate darum für eine steigende Zahl von Menschen die erste Wahl. Aktuelle Marktdaten der führenden Hersteller belegen, dass in Deutschland pro Jahr 1,3 Millionen künstliche Zahnwurzeln aus Titan oder Keramik implantiert werden.

Das zunehmende Interesse an hochwertigem Zahnersatz spiegelt sich auch in der steigenden Zahl von Zahnzusatzversicherungen wider: Im Jahr 2022 schlossen 612.000 Personen eine solche Versicherung ab, so dass Ende 2021 bereits 18,4 Millionen Menschen über eine entsprechende Police verfügten – Frauen schließen diese Zusatzversicherung übrigens häufiger ab als Männer.

DIE ZAHL VON RISIKOPATIENTEN STEIGT
Doch diese Entwicklung hat auch eine Kehrseite: Zahnärztinnen und Zahnärzte müssen sich auf eine steigende Zahl von Risikopatienten einstellen. 


Dafür sorgen neben dem demographischen Wandel die Epidemiologie chronischer Krankheiten und komplexe medizinische Therapien.

INTENSIVE LEITLINIENARBEIT
Eine wachsende Zahl von Leitlinien und Empfehlungen sind die Antwort der DGI auf diese Entwicklungen. 


Worauf es bei einer Implantatbehandlung ankommt, haben Expertinnen und Experten der DGI zusammen mit den Fachleuten anderer Gesellschaften und Organisationen seit nunmehr 14 Jahren in Leitlinien beschrieben und regelmäßig neuen Erkenntnissen angepasst.


Auf der Website der DGI (https://www.dginet.de/leitlinien/) stehen derzeit acht Leitlinien zur Verfügung. Vier weitere Leitlinien werden demnächst hinzukommen, die in diesem Jahr auf den Weg gebracht wurden. Die nächste Leitlinienkonferenz der DGI findet im März 2025 statt.

FORTBILDUNG IM ZENTRUM
Die Fortbildung ist das Herzstück der DGI. „Kolleginnen und Kollegen, die Mitglied in der DGI werden, suchen neben dem kollegialen Austausch vor allem eine qualifizierende und zertifizierte Fortbildung, die ganz wesentlich zur Qualitätssicherung beiträgt“, erklärt der neue DGI-Präsident Dr. Christian Hammächer aus Aachen.
Da die Implantologie im Rahmen des Studiums nicht umfangreich vermittelt werden kann, ist eine qualifizierende Fortbildung nach der Approbation unerlässlich. Schon vor 26 Jahren brachte die DGI darum das erste bundesweite, strukturierte und zertifizierte Curriculum Implantologie auf den Weg.
Mit fast 6000 Teilnehmenden in mehr als 267 Kursserien ist es bis heute das erfolgreichste Curriculum der deutschen Zahnmedizin. Aktuell unterrichten 57 Dozentinnen und Dozenten in neun Wochenendkursen, an denen im Durchschnitt 25 Zahnärztinnen und Zahnärzte teilnehmen. Aufgrund der starken Nachfrage wurde die Teilnehmerzahl unlängst auf 30 erhöht. Jährlich starten sieben acht Kursserien.
Das Fortbildungsangebot der DGI umfasst neben dem Curriculum Einzelkurse, kleinere Kursserien in Praxen und Kliniken sowie Online-Angebote, in denen die Teilnehmer neue Verfahren und Konzepte kennenlernen und zumeist auch in Hands-on-Übungen testen und trainieren können. Im Jahr 2024 bot die DGI insgesamt 84 Kurse für Zahnmediziner:innen, sowie für die Team-Assistenz und die Zahntechnik an, an denen 1448 Personen teilnahmen.
Mit zwei erfolgreichen Start-up-Serien für Implantologie und Implantatprothetik bietet die DGI zusammen mit einem Summer-Event auch Fortbildungen für Einsteiger und den implantologischen Nachwuchs an.

NEUE QUALIFIKATIONEN
Neue Qualifikationen. Beim Thema Implantate legen Patientinnen und Patienten großen Wert auf fachliche Kompetenz und Expertise, wie Umfragen und Studien zeigen. Dies unterstreicht, dass es für Zahnärztinnen und Zahnärzte wichtig ist, ihre fachliche Qualifikation klar zu vermitteln. Vor diesem Hintergrund hat die DGI neue Qualifikationen auf den Weg gebracht und diese jeweils mit präzisen Anforderungen versehen. Die entsprechenden Informationen sind in Kürze auf der Website der DGI verfügbar und stehen auch den Praxen und Kliniken zur Verfügung, welche die Anforderungen erfüllen.