Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Innsbrucker ForscherInnen gelingt es erstmals Herzmuskelzellen zu regenerieren
Stoßwellentherapie verbessert Leben von PatientInnen mit
Herzschwäche
- Eine Stoßwellentherapie bei gleichzeitiger
Bypass-Operation belebt inaktive Herzmuskelzellen wieder, neue
Blutgefäße entstehen, die Pumpleistung des Herzens verbessert sich
maßgeblich:
Das ist die Erkenntnis langjähriger Forschungsarbeit an der
Univ.-Klinik für Herzchirurgie an der Medizinischen Universität
Innsbruck.
Das European Heart Journal publizierte heute die
bahnbrechenden Ergebnisse einer klinischen Studie am Herzen. Anfang 2025
soll das in Innsbruck entwickelte Stoßwellengerät auf den Markt kommen.
https://wp.premioberlin.de/wp-content/uploads/2016/09/Vorsorgevollmacht.pdf
https://wp.premioberlin.de/wp-content/uploads/2016/09/Patientenverfuegung.pdf
Bypass-OP mit gleichzeitiger Stoßwellentherapie Univ.-Klinik für Herzchirurgie MUI
Das Leben von PatientInnen mit chronischer
Herzmuskelschwäche verbessert sich wortwörtlich schlagartig, wenn
gleichzeitig mit der Bypass-Operation eine Stoßwellentherapie am offenen
Herzen durchgeführt wird.
„Erstmals ist es damit möglich, den
Herzmuskel substantiell und anhaltend zu verbessern“, sagt Michael
Grimm, Direktor der Univ.-Klinik für Herzchirurgie in Innsbruck. Sein
Team unter der Leitung von Johannes Holfeld konnte dies nun in einer
klinischen Studie nachweisen. Im Juni 2024 veröffentlichte das European Heart
Journal die Forschungsarbeit.
Das britische Fernsehen BBC berichtet
bereits seit den frühen Morgenstunden wiederholt über die bahnbrechende
Behandlung, die von der Laborforschung bis zum marktreifen
Medizinprodukt in Innsbruck entwickelt wurde.
Viele Jahre lang hat ein großes Team an der Medizinischen Universität
Innsbruck an der Methode zur Behandlung von ischämischer Kardiomyopathie
(Herzmuskelschwäche) geforscht und damit langen Atem bewiesen. Atem,
der den PatientInnen oftmals fehlt.
Die Betroffenen – etwa 1,4 Mio.
Menschen weltweit, Tendenz steigend, im Durchschnitt 68 Jahre alt –
leiden unter Kurzatmigkeit und einer insgesamt eingeschränkten
körperlichen Leistungsfähigkeit, die zu einer verminderten
Lebensqualität führt. Infolge eines oder mehrerer Herzinfarkte gingen
Herzmuskelzellen zugrunde und ließen Narben zurück.
- Herzmuskelzellen im
Randbereich des geschädigten Gewebes fallen bei einem Herzinfarkt
allerdings in eine Art Winterschlaf (engl. hibernating myocardium) und
stellen ihre Aktivität ruhend, wodurch ein Teil des Herzmuskels
chronisch mit Blut unterversorgt ist.
Mit der Bypass-Operation, dem
häufigsten großen chirurgischen Eingriff in der westlichen Welt, kann
lediglich die verbliebene Pumpleistung erhalten, aber nicht wieder
verbessert werden.
Den Innsbrucker WissenschafterInnen ist es nun gelungen, diese Zellen
mit Stoßwellentherapie als Ergänzung zur Bypass-Operation wieder
aufzuwecken und damit die Pumpleistung des Herzens nachhaltig zu
verbessern.
„Wir wissen, dass alle fünf Prozentpunkte Verbesserung der
Pumpleistung eine signifikante Reduktion der Spitalswiederaufnahmen und
eine Verlängerung der Lebenserwartung bringt. Unsere Methode hat im
Schnitt eine Verbesserung von fast zwölf Prozentpunkten gezeigt. Das ist
spektakulär“, schildert Projektleiter Holfeld.
Die Behandlung mit Stoßwellen hat sich in der klinisch randomisierten
CAST-HF Studie mit 65 per Zufallsgenerator in zwei Gruppen zugeordneten
PatientInnen – die Hälfte der PatientInnen erhielt die standardisierte
Bypass-Operation, die zweite Gruppe die Kombination Bypass und
Stoßwellen – als so effektiv herausgestellt, dass sie wegen des großen
Erfolgs in Übereinkommen mit der Ethikkommission vorzeitig beendet
werden konnte.
„Die Effekte waren noch deutlicher als wir erwartet
hatten und so konnten wir schon zu einem frühen Zeitpunkt die
signifikante Verbesserung des Herzmuskels nachweisen“, sagt Holfeld.
Inzwischen liegen bereits Langzeitergebnisse der ersten, vor vier Jahren
im Rahmen der Studie mit der Kombination Bypass und Stoßwellen
behandelten PatientInnen vor. „Wir sehen, dass der Effekt stabil bleibt.
Das Herz erholt sich und bleibt dann fit“, sagt Klinikdirektor Grimm.
-
Stoßwellen sind spezifische Schalldruckwellen, die von der
Zelloberfläche Vesikel, das sind kleine Bläschen, abscheren.
- Diese
Vesikel enthalten Substanzen, die TLR-3 (Toll-like-Rezeptor-3)
aktivieren, einen Rezeptor des angeborenen Immunsystems.
„Wir konnten
nachweisen, dass über diesen Rezeptor Effekte vermittelt werden, die
einerseits dazu führen, dass sich Bindegewebszellen in Gefäßwandzellen
umwandeln und sich andererseits dann Blutgefäße neu bilden.
Das
bedeutet, dass in den chronisch mit Blut unterversorgten Herzmuskel neue
Blutgefäße einsprossen und dieser dadurch wieder aktiv zur Pumpleistung
des Herzens beiträgt“, beschreibt Holfeld den Mechanismus.
Grimm betrachtet das Projekt mit Stolz als gelungenes Beispiel von
translationaler Forschung:
Von der Initialidee über die
Grundlagenforschung im Labor, experimentelle Aufklärung des
Wirkmechanismus und Dosis-Findung bis zur Anwendung an den PatientInnen
wurden alle Schritte großteils in Innsbruck durchgeführt.
Zur
Entwicklung und Produktion des Geräts, ein Medizinprodukt der höchsten
Sicherheitsklasse, wurde zudem das Spin-off Unternehmen Heart
Regeneration Technologies GmbH gegründet, das ebenfalls in Innsbruck
angesiedelt ist.
Holfeld erwartet, dass das Stoßwellengerät für die
direkte Anwendung am Herzen Anfang 2025 auf den Markt kommen wird.
Die
ExpertInnen gehen davon aus, dass mehr als ein Drittel aller
Herzschwäche-PatientInnen von der Behandlung profitieren, nämlich jene,
die unter einer stark eingeschränkten Pumpleistung leiden.
Innsbrucker ForscherInnen gelingt es erstmals Herzmuskelzellen zu regenerieren
Projektleiter Johannes Holfeld D. Bullock MUI
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Priv.-Doz. Dr.med.univ. Johannes Holfeld
Universitätsklinik für Herzchirurgie
Tel1.: +43 50 504 22501
E-Mail: Johannes.Holfeld@i-med.ac.at
Innrain 52
6020 Innsbruck
Österreich
Tirol
Theresa Mair
Telefon: 0043 512 9003 71833
E-Mail-Adresse:
theresa.mair@i-med.ac.at
Originalpublikation:
Johannes Holfeld et al, Cardiac
shockwave therapy in addition to coronary bypass surgery improves
myocardial function in ischaemic heart failure: the CAST-HF trial,
European Heart Journal, 2024;, ehae341, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehae341
Weitere Informationen für Medizin am Abend Berlin DirektKontakt
https://www.bbc.com/news/articles/cv224pxz418o BBC-Bericht
https://www.bbc.co.uk/sounds/play/w3ct4y02 BBC-Podcast