Die Lungenfunktionsdiagnostik

Die Empfehlungen zur Lungenfunktionsdiagnostik sind umfassend überarbeitet worden – eine kompakte Kurzfassung wurde jetzt veröffentlicht. 

„Die Lungenfunktionsuntersuchung bildet die Grundlage jeder pneumologischen Diagnostik. 

Deshalb ist es wichtig, dass sich alle Fachärztinnen und -ärzte mit den neuen, einheitlichen Bewertungsmaßstäben sowie aktualisierten Leitlinien beschäftigen“, erklärt Professor Carl-Peter Criée, federführender Autor der Publikation sowie Vorsitzender der Deutschen Atemwegsliga (DAL).

Aktuelle Studien, neue Statistiken und aktualisierte Referenzwerte sind in die neuen Empfehlungen ebenso eingeflossen wie altersabhängige Daten und eine neue grundsätzliche Einteilung zur Bewertung der Lungenfunktion. 


Für medizinische Fortbildungen zum gesamten Themenkomplex stellt die Atemwegsliga jetzt sieben detaillierte Präsentationen zur Verfügung, die gerne frei in Weiterbildungsvorträgen verwendet werden können. 


Alle Infos gibt es unter: www.atemwegsliga.de/lungenfunktion.html.

„In der Zukunft wird gerade die Diagnostik der Atemmuskulatur eine viel zentralere Rolle in der Pneumologie einnehmen“, ergänzt Professor Wolfram Windisch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). 


„Es ist wichtig, dass die neuen Erkenntnisse auch möglichst schnell in der breiten klinischen Praxis Einzug halten. 


Neben der DAL und der DGP haben sich die Deutsche Lungenstiftung (DLS) sowie die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) an der Aktualisierung der Empfehlung beteiligt. Dies betrifft die folgenden Themen:

• Spirometrie
• Bodyplethysmographie
• Diffusionskapazität von Kohlenmonoxid
• Unspezifische bronchiale Provokation
• Bronchodilatatorresponse und Reversibilität
• Messung Atemmuskelfunktion/Basisdiagnostik
• Forcierte Oszillometrie/Impulsoszillometrie

Erkrankungen frühzeitig erkennen – Atemgesundheit auch im Beruf sicherstellen

Die Lungenfunktionsdiagnostik ist ein unverzichtbares Werkzeug zur Diagnose, Überwachung und Behandlung von Atemwegserkrankungen und trägt wesentlich zur Sicherstellung der Atemgesundheit bei. 


Viele Lungenerkrankungen wie Asthma, COPD (Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung) oder Lungenfibrose entwickeln sich schleichend und werden oft erst zu spät bemerkt. 


Mit einer Lungenfunktionsdiagnostik können diese Erkrankungen frühzeitig erkannt werden. In Berufen mit potenziellen Lungenschäden – beispielsweise in der Chemie- oder Bauindustrie – wird die Lungenfunktion oft regelmäßig überprüft, um gesundheitliche Schäden frühzeitig zu erkennen.

Bei Atemproblemen: Untersuchung gibt Aufschluss über den Therapie-Erfolg

Bei Patienten mit Atemproblemen oder unklarer Luftnot kann die Diagnostik helfen, die körperliche Belastbarkeit einzuschätzen. 


Bei bereits bekannten Lungenerkrankungen hilft die Diagnostik, den Verlauf der Krankheit zu überwachen und festzustellen, ob sich die Lungenfunktion verschlechtert oder stabil bleibt. 


Die Untersuchung gibt Aufschluss darüber, wie gut eine Therapie – zum Beispiel mit Medikamenten wie Bronchodilatatoren – wirkt, und ermöglicht gegebenenfalls Anpassungen der Behandlung. 


Die Lungenfunktionsdiagnostik kann zwischen obstruktiven Erkrankungen wie COPD und restriktiven Erkrankungen wie einer Lungenfibrose unterscheiden. 


Dies ist entscheidend für die richtige Diagnose und Therapie. 


Vor Operationen oder anderen Eingriffen kann die Untersuchung notwendig sein, um sicherzustellen, dass die Lunge den Belastungen standhält.

Die Kurzfassung der aktuellen Empfehlungen zur Lungenfunktionsdiagnostik wurde jetzt online in der Zeitschrift Pneumologie publiziert und kann hier als HTML-Version 

https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/a-2437-4178 und hier als PDF-Version https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/pdf/10.1055/a-2437-4178.pdf 

eingesehen werden. 

Die Langfassung der Empfehlungen sowie die Vortragsfolien gibt es unter: www.atemwegsliga.de/lungenfunktion.html

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Deutschen Atemwegsliga e.V.
Torben Brinkema

Telefon: +49 (0)89 / 230 69 60 79
E-Mail: presse@atemwegsliga.de

Originalpublikation:
HTML-Version: https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/a-2437-4178


PDF-Version: https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/pdf/10.1055/a-2437-4178.pdf

Die Sillzeit - das Gehirnhormon für die Knochenregeneration

Das mütterliche Skelett hat die faszinierende Fähigkeit, sich während der Stillzeit rasch zu erholen. 

Das Gehirnhormon CCN3 wird während des Stillens aus dem Hypothalamus freigesetzt und wirkt wie ein Turbo für die Knochenregeneration. 

Aus dieser Erkenntnis ergeben sich vielfältige, potenzielle Einsatzmöglichkeiten. 

Diese hat Prof. Lorenz Hofbauer nun in einem Artikel im New England Journal of Medicine erläutert und eingeordnet.

Stillen ist von enormer Bedeutung für die Entwicklung des Neugeborenen und spielt – neben den immunologischen und psychosozialen Aspekten – eine Schlüsselrolle in der Versorgung des Säuglings mit Nährstoffen. 


Ein wichtiger Aspekt der Muttermilchproduktion ist der Transfer von Kalzium von der Mutter auf das Kind zur Reifung des kindlichen Skeletts. 


Bei den Müttern geht der Körper bereits in der Schwangerschaft eine „Kalziumschuld“ von etwa 30 Gramm Kalzium ein – weitere 60 Gramm Kalzium werden bei einer Stillzeit von sechs Monaten verloren. 


Dieses kurzfristige Defizit hätte ohne adäquate Kompensation einen deutlichen Verlust von Knochenmasse und eine erhöhte Fragilität zur Folge, insbesondere bei längeren Stillzeiten infolge mehrerer Geburten.

Aktuelle Forschungsergebnisse einer kalifornischen Arbeitsgruppe (1) haben nun anhand von Mausmodellen einen erstaunlichen Mechanismus entdeckt, der es der Mutter ermöglicht, den Knochenverlust während der Laktation schnell zu kompensieren. 


Spezielle Nervenzellen (ARCKiss1-Neurone) im Hypothalamus, einer Region im Zwischenhirn, setzen ein neu entdecktes osteoanaboles Hormon namens CCN3 frei, das die Knochenbildung stark fördert. 


Während der Laktation steigt die Produktion von CCN3, was zu einer Steigerung der Knochendichte und einer Verbesserung der Knochenheilung führt. 


Diese verbesserte Knochenregeneration konnte im Rahmen der Studie auf eine vermehrte Zahl und Aktivität von Skelettstammzellen zurückgeführt werden.

In der Rubrik Clinical Implications of Basic Research im New England Journal of Medicine (2) ordnet Prof. Lorenz Hofbauer, Professor für Endokrinologie und Altersmedizin von der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden, die klinische Translation und das therapeutische Potenzial ein. 


„Diese Entdeckung bietet einen faszinierenden neuen Ansatz, um die Regulation der Knochengesundheit während der Laktation zu verstehen“, erklärt er.


 „Abgesehen vom evolutionären Aspekt eröffnen sich neue Perspektiven für ein besseres Verständnis von Knochenerkrankungen, vor allem bei Frauen mit Osteoporose nach mehreren Schwangerschaften und längeren Stillzeiten aber auch bei der postmenopausalen Osteoporose.“ 


Da in der Hirnregion, in der die CCN3-Bildung erfolgt, auch die Energiebalance und die Freisetzung der Gonadotropin-Releasing Hormone und somit die weibliche Reproduktion und Pubertät kontrolliert werden, könnten auch andere Krankheiten ihren Ursprung in einer gestörten CCN3-Produktion haben. 


„Vor allem bei Frauen mit verspäteter Pubertät, Anorexia nervosa oder relativer Energiedefizienz bei Sport (REDS; Athletinnen-Trias) treten Fragilitätsfrakturen sehr häufig auf“, erläutert Prof. Hofbauer.

In diesem neuen Konzept könnte auch ein Schlüssel für die Entwicklung neuer Therapieoptionen liegen. 


Angesichts der Rolle von CCN3 als schneller Schalter zwischen katabolen und anabolen Prozessen könnte die gezielte Förderung der endogenen Produktion von CCN3 oder die Entwicklung von CCN3-Analoga neue therapeutische Strategien zur Verbesserung der Knochengesundheit und der Knochenheilung eröffnen. 


„Das klinische Potenzial dieser Entdeckungen ist enorm“, sagt Prof. Hofbauer. „Wenn diese Ergebnisse in klinischen Studien am Menschen bestätigt werden, könnten wir einen entscheidenden Fortschritt in der Behandlung von Osteoporose und der Heilung von Knochenbrüchen erleben, insbesondere bei älteren Patienten, bei denen die aktuellen Therapien nur begrenzte Wirksamkeit zeigen.“

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Professor Dr. med. Lorenz C. Hofbauer
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden
UniversitätsCentrum für gesundes Altern &
Bereich Endokrinologie/Diabetes/Knochenerkrankungen
Medizinische Klinik III
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
E-Mail: lorenz.hofbauer@ukdd.de

Originalpublikation:
(1) Babey ME, Krause WC, Chen K, Herber CB, Torok Z, Nikkanen J, Rodriguez R, Zhang X, Castro-Navarro F, Wang Y, Wheeler EE, Villeda S, Leach JK, Lane NE, Scheller EL, Chan CKF, Ambrosi TH, Ingraham HA. A maternal brain hormone that builds bone. Nature. 2024 Aug;632(8024):357-365. doi: 10.1038/s41586-024-07634-3
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11306098/pdf/41586_2024_Article_7634.pd...

(2) Hofbauer LC. Building bone while making milk. N Engl J Med 2024;391:2052-2054.
https://www.nejm.org/doi/pdf/10.1056/NEJMcibr2409260


Weitere Informationen finden Sie unter


http://www.bone-lab.de

Wie beeinflusst die Ernährung unser Wohlbefinden? Sonntagsvorlesung am 01. Dezember 2024 um 14.00 Uhr

Sonntagsvorlesung „Gutes Essen, schlechtes Essen? So genießen Sie gesund!“

Sonntagsvorlesung „Gutes Essen, schlechtes Essen? So genießen Sie gesund!“


Postkartenmotiv Sonntagsvorlesung. Bild: © benjaminnolte, Adobe Stock | 11/2024


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Richtige Ernährungsweise helfen, chronische Erkrankungen zu lindern oder sogar zu heilen? 

Und: 

Wo bleibt hier eigentlich der Genuss? 

Diese und weitere Fragen werden in der Sonntagsvorlesung am 1. Dezember thematisiert.

Dr. Stefan Kabisch von der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin spricht über verschiedene Ernährungsformen und erläutert, wie wir unseren Stoffwechsel ankurbeln und unser Energielevel steigern können. Zudem erklärt der Ernährungsforscher, was es mit der Ernährungspyramide auf sich hat, ob Essen auch Medizin sein kann und wie wichtig das Genießen ist. Darüber hinaus informiert der Charité-Experte über wissenschaftliche Studien und die neuesten Erkenntnisse aus derForschung. 

Die Sonntagsvorlesung „Gutes Essen, schlechtes Essen? So genießen Sie gesund!“ findet statt am 1. Dezember um 14:00 Uhr im Hörsaal Innere Medizin am Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1 in 10117 Berlin. Geländeadresse: Sauerbruchweg 2, barrierefreier Zugang: Virchowweg 9. Der Eintritt ist frei.

Ankündigungsvideo
Mehr zu den Inhalten der Vorlesung erzählt Dr. Stefan Kabisch im Kurzvideo.

Sonntagsvorlesung nachgehört
Die Vorlesung kann im Nachhinein als Audiomitschnitt „Sonntagsvorlesung nachgehört“ auf der  

Charité-Website 

und dem  

Charité-YouTube-Kanal 

abgerufen werden. Neu bei „Sonntagsvorlesung nachgehört“ sind die Vorträge „Bye-bye Rückenschmerz: So wird Ihr Rücken wieder fit!“ und „Wie viel Vergesslichkeit ist noch gesund?“ sowie „Chronischen Entzündungen auf der Spur“ sowie „Gesund älter werden. Wie geht das?“.

Zur Sonntagsvorlesung
Mit der Neuauflage der Sonntagsvorlesungen wurde 2008 eine mehr als 30-jährige Tradition der Charité neu belebt, die am 13. März 1977 erstmals ins Leben gerufen worden war. Ziel der Vorlesungen ist es, der interessierten Öffentlichkeit regelmäßig neueste Informationen zu verschiedensten medizinischen Themen zu präsentieren. Dabei sprechen Expert:innen der Charité über Diagnostik, Therapie und Prävention sowie Forschungsprojekte und neueste Erkenntnisse. 

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Manuela Zingl
Charité – Universitätsmedizin Berlin
T +49 30 450 570 400
 

Postkarte Sonntagsvorlesung Ernährungsforschung

 
Kurzvideo zur Sonntagsvorlesung

 
Sonntagsvorlesung der Charité

 
Medizinische Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin  


Charité-YouTube-Präsenz
 

Positionspapier zu den Anforderungen an die Laboratoriumsmedizin in der Intensiv- und Notfallmedizin veröffentlicht

 

 Labormedizin - Verlauf

Positionspapier zu den Anforderungen an die Laboratoriumsmedizin in der Intensiv- und Notfallmedizin veröffentlicht

Die zeitgerechte Bestimmung und Bewertung von Laborparametern bei Patienten mit akuten lebens- oder organbedrohlichen Erkrankungen und Erkrankungszuständen in der Notaufnahme oder auf Intensivstationen kann für die Diagnosestellung, den Therapiebeginn und das Ergebnis essenziell sein. So haben jetzt die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und die Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) ein gemeinsames Positionspapier veröffentlich, um die zeitlichen Anforderungen an die Bereitstellung von labormedizinischen Ergebnissen in der Notfall- und Intensivmedizin zu definieren.

So haben DIVI und DGKL drei Stufen der Dringlichkeit für die Bestimmung der gängigsten Laborparameter anhand der Turnaround Time definiert:

  • Notfall 1, mit einer Turnaround Time von maximal 15 min,
  • Notfall 2, mit einer Turnaround Time von maximal 60 min und
  • dringlicher Fall, mit einer Turnaround Time innerhalb von 4 h.

Zusätzlich wird eine Empfehlung zur Bereitstellung der Ergebnisse zur Hauptvisite auf der Intensivstation und der Notaufnahme gegeben.

Das originale Positionspapier ist veröffentlicht unter:

Einladung zur Studie Herzschwäche und Vorhofflimnern

Für eine Studie zur Wirksamkeit der Katheterablation bei Herzschwäche-Patienten mit Vorhofflimmern sucht das Deutsche Herzzentrum Berlin noch Teilnehmer. 

Das Ziel der Studie ist es zu untersuchen, ob die Katheterablation den Gesundheitszustand verbessert, Krankenhausaufenthalte, das Schlaganfallrisiko sowie die Sterblichkeit reduziert.

Die Studie mit dem Titel „CABA-HFPEF-DZHK27“ richtet sich an Patientinnen und Patienten mit Herzschwäche und erhaltener oder leicht reduzierter Auswurffunktion (HFmrEF und HFpEF), die zusätzlich an Vorhofflimmern leiden.


Bisher ist unklar, welche Therapie langfristig bessere Ergebnisse in Bezug auf Symptomkontrolle, Wohlbefinden, Sterblichkeit, Schlaganfälle und Krankenhausaufenthalte erzielt. 


Durch eine Teilnahme können Betroffene aktiv die Forschung zur Verbesserung ihrer Versorgung unterstützen.

Studienleiter PD Dr. med. Abdul Shokor Parwani sagt: 


„Fast die Hälfte unserer Herzschwäche-Patienten leidet auch an Vorhofflimmern.


Diese Kombination führt oft zu Krankenhausaufenthalten und verschlechtert den Zustand erheblich. 


Wir prüfen, ob die Katheterablation bessere Ergebnisse liefert als die übliche medikamentöse Behandlung.“

Bei einer Katheterablation veröden Ärzte mithilfe eines Herzkatheters einen bestimmten Bereich des Herzgewebes, um Herzrhythmusstörungen zu behandeln. 


Da bei einer Katheterablation lediglich ein kleiner Schnitt in der Leiste erforderlich ist, gilt dieser Eingriff als minimalinvasiv.

Ablauf der Studie

In der vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) geförderten Studie werden die Teilnehmer zufällig einer von zwei Gruppen zugeteilt: 


Eine Gruppe erhält eine Katheterablation, während die andere medikamentös behandelt wird. 


Beide Methoden entsprechen den aktuellen Leitlinien, und alle Patienten erhalten standardmäßig eine medikamentöse Herzschwächetherapie.

Die Studienteilnehmer werden von festen Ansprechpartnern umfassend betreut. 


Nach einer ersten Kontrolle nach 3 Monaten folgt eine ausführlichere Untersuchung nach 12 Monaten mit EKG, 24-Stunden-EKG, Blutentnahme, Ultraschall und körperlicher Untersuchung. 


Zusätzliche Termine ohne Wartezeit sind bei Bedarf möglich. 


Telefonische Verlaufskontrollen finden nach 6 Monaten, nach 18 Monaten und anschließend alle 6 Monate bis zum Studienende nach vier Jahren statt.

Weitere Informationen und Teilnahmebedingungen finden sich auf der Studien-Website: 


https://caba-hfpef.dzhk.de/

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Studienleiter: 

PD Dr. med. Abdul Shokor Parwani, 

Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie - Campus Virchow Klinikum, abdul.parwani@charite.de


Weitere Informationen finden Sie unter


Weitere Informationen und Teilnahmebedingungen finden sich auf der Studien-Website. Studienzentrale: 

030 450 565383, 

caba_hfpef@charite.de

Nichtärztliche Beschäftigte

3,5 Prozent mehr Entgelt und weniger Arbeitszeit für nichtärztliche Beschäftigte am Elbe-Elster Klinikum

Mit der monatlicher Vergütung für den November 2024 erhalten die rund 600 nichtärztlichen Beschäftigten am kreiseigenem Elbe‐Elster Klinikum im Landkreis Elbe Elster 3,5 Prozent mehr Entgelt. 

Gleichzeitig steigt die Jahressonderzahlung (umgangssprachlich Weihnachtsgeld) von 67,5 Prozent auf 75 Prozent des durchschnittlichen Entgeltes. 

Zusätzlich sinkt zum 1. Januar 2025 die wöchentliche Arbeitszeit und Ausbildungszeit von 39,5 Stunden auf 39 Stunden bei vollem Lohnausgleich.

Diese Tariferhöhung und die Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich wurden schon mit der Tarifeinigung vom 26. März 2024 vereinbart. 

Mit dieser hatten sich für die nichtärztlichen Beschäftigten die Entgelte in einem ersten Schritt schon ab 1. April 2024 um 8,0 Prozent erhöht. 

In einem zweiten Schritt erfolgt jetzt der Erhöhung um weitere 3,5 Prozent. 

Die Ausbildungsvergütung wurden ab dem 1. April 2024 um 150 Euro erhöht.

„Mit dem zweiten Schritt der Tariferhöhung ab November 2024 wird die Tarifentwicklung im öffentlichen Dienst schrittweise nachvollzogen und die Differenz zum Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst weiter reduziert“, so Ralf Franke, der ver.di-Verhandlungsführer. „Mit der Tariferhöhung ab November 2024 erhöht sich das monatliche Entgelt auf durchschnittlich rund 90% bis 92% vom Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst“, so Ralf Franke weiter.

Inzwischen finden Tarifverhandlungen über die Entgeltordnung zur Regelung der Eingruppierung in die Entgeltgruppen statt. 

Die Gewerkschaft ver.di fordert auch bei den Eingruppierungsregelungen eine Angleichung an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD), der u. a. auch bei der Kreisverwaltung des Landkreises Spree-Neiße Anwendung findet. 

Mit der ver.di-Tarifforderung würden sich bei rund 100 Beschäftigten die Tarifentgelte durch eine Angleichung an die Eingruppierungsregelungen des TVöD verbessern. 

Bei allen anderen rund 500 Beschäftigten würde sich keine Änderung ergeben, weil die Eingruppierung schon den Regelungen des öffentlichen Dienstes entspricht.

Die Tarifeinigung hat eine Laufzeit bis zum 30. Juni 2025. 

Ab Juli 2025 sind erneut Tarifverhandlungen möglich.

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Ralf Franke, ver.di Gewerkschaftssekretär
Mobil: 0171-8673550

Teilnahme an der Metformin Studie

Eine Studie der Deutschen Krebshilfe bietet Menschen mit Li-Fraumeni-Syndrom neue präventive Strategien: Forschende der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) untersuchen in einer neuen Wirksamkeitsstudie erstmals, ob das krebsfreie Überleben bei LFS-Betroffenen mit der täglichen Einnahme von Metformin verlängert werden kann.

Das Li-Fraumeni-Syndrom (LFS) ist ein Krebsprädispositionssyndrom (KPS), bei dem fast alle Betroffene mindestens einmal in ihrem Leben eine Krebsdiagnose erhalten. 


Viele erkranken bereits als Kinder oder Jugendliche. Forschende der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) untersuchen in einer neuen Wirksamkeitsstudie erstmals, ob das krebsfreie Überleben bei LFS-Betroffenen mit der täglichen Einnahme von Metformin verlängert werden kann. 


Über einen Zeitraum von fünf bis sieben Jahren werden 300 Patientinnen und Patienten einbezogen. 


Die Studie wird mit rund 2,5 Millionen Euro von der Deutschen Krebshilfe gefördert. Leiter der Studie, die im Sommer 2025 starten soll, ist Professor Dr. Christian Kratz, Direktor der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der MHH.

Teilnehmende können aktiven Beitrag zur persönlichen Krebsprävention Leisten


Metformin ist ein Wirkstoff, der hauptsächlich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt wird. 


Präklinische Studien lassen vermuten, dass das Medikament in der Lage sein könnte, Veränderungen rückgängig zu machen, die Krebs bei LFS begünstigen. 


„Die Patientinnen und Patienten haben in unserer Studie die Möglichkeit, sich aktiv an der Krebsprävention zu beteiligen. Die Krankheitslast des LFS reduziert die Lebensqualität des Einzelnen maßgeblich. Bislang fehlt es an Strategien, um LSF-Betroffenen den Wunsch der aktiven Beteiligung zu ermöglichen und die Lebensqualität zu verbessern. Hier können wir jetzt ansetzen“, erklärt Dr. Farina Silchmüller, Assistenzärztin der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie und Mitinitiatorin der Studie.

Umfassende Maßnahmen zur Krebsfrüherkennung

Intensivierte Maßnahmen zur Krebsfrüherkennung sind von Geburt an weltweit empfohlener Standard, da sie sich nachweislich positiv auf das Gesamtüberleben auswirken. Professor Kratz und sein Team gehen noch einen Schritt weiter, indem sie das krebsfreie Überleben bei LFS-Betroffenen durch die Teilnahme an Krebsfrüherkennungsuntersuchungen plus täglicher Metformin-Einnahme untersuchen. Als Vergleichsgruppe dienen Patientinnen und Patienten, die an dem Früherkennungsprogramm ohne zusätzliche Metformingabe teilnehmen. Die an der Studie Teilnehmenden werden per Zufall einer Gruppe zugeordnet.

Häufige Krebsarten bei LFS-Betroffenen sind Brustkrebs, Weichteil- und Knochensarkome, Hirntumore, Leukämien und Nebennierenrindenkarzinome. 


„In der Metformin-Gruppe nehmen die Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer das Medikament täglich unter strengen risikominimierenden Sicherheitsvorkehrungen ein. Darüber hinaus erhalten alle Teilnehmenden umfassende Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung wie jährliche Ganzkörper-MRT, Kopf-MRT, einen jährlichen Ultraschall vom Bauch und Becken und ein Hautkrebsscreening“, erläutert Dr. Silchmüller.

Wichtige Grundlage für eine verbesserte Versorgung

Im Rahmen dieser Studie wird erstmalig die Wirksamkeit als Krebspräventionsmaßnahme bei LFS analysiert. 


Darüber hinaus werden Informationen zur psychischen Belastung der Teilnehmenden gesammelt. 


Diese Daten sind besonders hilfreich für die Behandlungspraxis und ermöglichen eine Vielzahl nachfolgender klinischer Studien. „Unser Ziel ist natürlich eine Verbesserung des Überlebens sowie eine Steigerung der Lebensqualität“, erklärt Dr. Silchmüller.

„Das Konzept entstand im Rahmen einer internationalen Kooperation. In England läuft bereits eine vergleichbare Studie, derzeit in Planung sind Studien in den USA und Kanada. Gemeinsam mit den Partnern in anderen Ländern planen wir eine internationale Metaanalyse, um noch aussagekräftigere Ergebnisse zu erzielen“, sagt Professor Kratz.
An der Studie sind aus der MHH auch das Zentrum für Klinische Studien (ZKS), die Institute für Biometrie, Klinische Pharmakologie und Diagnostische und Interventionelle Radiologie sowie die Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie beteiligt.

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Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Christian Kratz, 

Kratz.Christian@mh-hannover.de 

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Arzneimittel Ausgaben

Jeder zweite Euro wird für patentgeschützte Arzneimittel ausgegeben

Die Nettoausgaben für Arzneimittel in der gesetzlichen Krankenversicherung sind im Jahr 2023 auf einen neuen Höchststand von 54,0 Milliarden Euro gestiegen. 

Damit liegen die Arzneimittelkosten um 74,0 Prozent höher als vor zehn Jahren. Zum Vergleich: 

Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands hat im selben Zeitraum lediglich um 40,2 Prozent zugenommen.


Die deutlichen Ausgabensteigerungen bei Arzneimitteln liegen laut der aktuellen Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) vor allem in der Preisentwicklung patentgeschützter Arzneimittel begründet. 


Auf diese entfallen demnach mehr als die Hälfte der Ausgaben, gleichzeitig decken sie aber einen immer geringeren Versorgungsanteil ab: 


Nach verordneten Tagesdosen lag dieser im Jahr 2023 bei 6,7 Prozent. Im Jahr 2014 waren es noch 11,4 Prozent. Das entspricht einem Rückgang von über 40 Prozent in den letzten zehn Jahren.

„Der anhaltende Trend, dass die Preise für patentgeschützte Arzneimittel kontinuierlich steigen, während ihr Anteil an der tatsächlichen Versorgung weiter abnimmt, hat sich auch im vergangenen Jahr erneut bestätigt“, betont WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. „Obwohl die letzten gesetzlichen Anpassungen durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz eigentlich eine dämpfende Wirkung entfalten sollten, haben sie den starken Anstieg der Markteintrittspreise nicht wirksam bremsen können. Dies zeigt deutlich, dass der bestehende regulatorische Rahmen dringend weiterentwickelt werden muss, um eine bezahlbare und nachhaltige Arzneimittelversorgung in der GKV zu sichern.“

Ausgabentrend setzt sich ungebremst fort

Während die Nettokosten der Arzneimittel im Gesamtmarkt in den letzten zehn Jahren um 74,0 Prozent von 31,0 auf 54,0 Milliarden Euro gestiegen sind, hat die Anzahl der Verordnungen lediglich um 13,2 Prozent von 651,5 auf 737,3 Millionen zugenommen. „Dieser Trend ist ungebrochen und kann weder durch den knapp 6-prozentigen Anstieg der GKV-Versichertenzahl noch durch die Zunahme der Verordnungsmenge um 13 Prozent erklärt werden“, so Schröder. Die Ursache liegt laut Einschätzung des WIdO vor allem in den gestiegenen Arzneimittelpackungs-Preisen. So betrug im Jahr 2023 der durchschnittliche Preis je verordneter Arzneimittelpackung 73,18 Euro. Im Jahr 2014 waren es 47,60 Euro. Dies entspricht einer Steigerungsrate von 54 Prozent in den letzten zehn Jahren.

Kostentreiber patentgeschützte Arzneimittel

Kostentreiber sind weiterhin vor allem die patentgeschützten Arzneimittel, für die im Jahr 2023 mehr als jeder zweite Euro der Arzneimittelkosten (53 Prozent) ausgegeben wurde – bei einer nur geringen Verordnungsabdeckung von 6,7 Prozent, gemessen an den verordneten Tagesdosen. So kostete 2014 eine Packung eines patentgeschützten Arzneimittels im Durchschnitt 190,06 Euro; 2023 lagen die Kosten mit 587,72 Euro mehr als dreimal so hoch. Die Steigerung bei den durchschnittlichen Packungspreisen für Arzneimittel, deren Patentschutz abgelaufen ist und die damit auch als Generika verfügbar sind, lag in den letzten zehn Jahren bei 31,0 Prozent. Im generikafähigen Marktsegment kostete eine Arzneimittelpackung 2023 durchschnittlich 34,85 Euro (2014: 26,60 Euro). Patentgeschützte Arzneimittel haben damit 2023 im Schnitt knapp 17-mal so viel gekostet wie Arzneimittel im generikafähigen Markt – 2014 betrug der durchschnittliche Preis „nur“ das Siebenfache.

Hochpreisige Arzneimittel

Die Kosten- und Marktdynamik bei den hochpreisigen Arzneimitteln zeigt sich noch an anderen Kennzahlen: Unter den mehr als 63.000 verschiedenen Arzneimitteln, die im Jahr 2023 für die Versorgung von GKV-Versicherten eingesetzt wurden, befinden sich Medikamente, die einen Apothekenverkaufspreis von mindestens 1.000 Euro haben. Diese „Hochpreiser“ nehmen laut WIdO-Analyse immer größere Umsatzanteile ein. Die Folge ist, dass zunehmend mehr Geld für die Versorgung von wenigen Patientinnen und Patienten aufgewendet wird. Während 2014 nur etwas mehr als jeder vierte Euro (27,6 Prozent) des Gesamtumsatzes auf Arzneimittel mit Preisen von 1.000 Euro oder mehr entfiel, war es 2023 knapp jeder zweite Euro (47,6 Prozent). Damit haben sich die Umsätze der „Hochpreiser“ in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Zugleich erreichten diese Arzneimittel aber nur einen Anteil von 1,5 Prozent an den 692 Millionen Verordnungen verschreibungspflichtiger Medikamente im Jahr 2023. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei den noch teureren Medikamenten mit Packungspreisen jenseits von 5.000 Euro und mehr.

„Im laufenden Jahr 2024 nimmt der Ausgabenanstieg noch an Fahrt auf: Das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz sollte den Kostendruck lindern, doch der erwartete Effekt blieb aus. Die Ausgaben stiegen im ersten Halbjahr 2024, auch bedingt durch die Rückführung eines verringerten Herstellerabschlags, um über 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht“, betont Helmut Schröder. „Es ist höchste Zeit, dass die Politik entschiedene Maßnahmen ergreift, um die Preisgestaltung bei Markteinführungen stärker zu regulieren statt wie im Falle der Geheimpreise den Wünschen der pharmazeutischen Industrie zu folgen. Ohne konsequentere Regulierungen riskieren wir, dass lebenswichtige Innovationen zwar entwickelt, aber unerschwinglich werden. Die Bezahlbarkeit neuer Arzneimittel stößt an Grenzen – das Solidarsystem der gesetzlichen Krankenversicherung darf nicht überfordert werden.“

WIdO-Veröffentlichung beleuchtet Entwicklung des Arzneimittelmarktes

Die aktuelle WIdO-Veröffentlichung „Der GKV-Arzneimittelmarkt: Klassifikation, Methodik und Ergebnisse 2024“ beleuchtet das Marktgeschehen im Arzneimittelbereich. Neben Gründen für Marktbewegungen bei bestimmten Wirkstoffgruppen werden auch Daten zu den verordnenden Facharztgruppen ausgewertet. Die meisten Arzneiverordnungen wurden 2023 mit 25,0 Milliarden definierten Tagesdosen (DDD, Defined Daily Dose) von Hausärztinnen und Hausärzten veranlasst, gefolgt von den hausärztlich tätigen Internistinnen und Internisten mit 12,8 Milliarden DDD. Die höchsten durchschnittlichen Nettokosten je Arzt waren mit 5,1 Millionen Euro bei den Verordnungen durch Fachärztinnen und -ärzte für Hämatologie/Onkologie zu verzeichnen.

Die WIdO-Publikation informiert auch darüber, wie viele Arzneimittel jeder GKV-Versicherte im Jahr 2023 in Deutschland durchschnittlich erhalten hat: Demnach wurden im vergangenen Jahr 651 DDD je Versicherten verordnet. Den niedrigsten Arzneimittelverbrauch wiesen die 25- bis 29-Jährigen mit durchschnittlich 114 DDD je Versicherten auf. Die meisten Verordnungen erhielt die Gruppe der 80- bis 84-Jährigen mit durchschnittlich 1.909 DDD. Auch zwischen den Geschlechtern gibt es Unterschiede: Frauen erhielten mit durchschnittlich 693 DDD zirka 15 Prozent mehr Verordnungen als Männer mit 603 DDD.

Mit dem PharMaAnalyst bietet das WIdO auch ein Online-Portal für Analysen zum Arzneimittelmarkt an. Es ermöglicht den Anwenderinnen und Anwendern passgenaue Auswertungen aller Verordnungsdaten der GKV für die Jahre 2012 bis 2023. Die Daten zu den jährlich 3.000 verordnungs- und umsatzstärksten Arzneimitteln, die der GKV-Arzneimittelindex im WIdO qualitätsgesichert aufbereitet, stehen für individuelle Analysen zur Verfügung. Auswertungen können im PharMaAnalyst nach konkreten Fertigarzneimitteln sowie nach einzelnen Wirkstoffen oder Wirkstoffgruppen durchgeführt werden. Außerdem können die 100 umsatz- oder verordnungsstärksten sowie die teuersten Präparate im gesamten GKV-Arzneimittelmarkt in Ranglisten angezeigt werden.
Die Berechnungen des WIdO basieren auf anonymisierten Verordnungsdaten, die in öffentlichen Apotheken und Krankenhausapotheken im Rahmen der ambulanten Versorgung zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung abgerechnet werden. Die Daten basieren auf rund 468 Millionen Rezeptblättern und zirka 820 Millionen einzelnen Verordnungen.

Originalpublikation:
Der GKV-Arzneimittelmarkt: Klassifikation, Methodik und Ergebnisse 2024:


https://www.wido.de/fileadmin/Dateien/Dokumente/Forschung_Projekte/Arzneimittel/...

Weitere Informationen finden Sie unter
https://www.wido.de/fileadmin/Dateien/Dokumente/Pressemitteilungen/2024/wido_arz_pm_gkv-arzneimittelkostenanstieg_2024.pdf

Pflege von Angehörigen mit Stress

Eine neue Studie der Universität Zürich zeigt, dass das Wohlbefinden von Menschen umso mehr leidet, je länger sie Angehörige pflegen – unabhängig vom Pflegekontext. 

Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit politischer Diskussionen, um die Belastung durch informelle Pflege zu verringern.

Informelle Pflege ist weltweit auf dem Vormarsch und verändert das Leben der Pflegenden. 


Doch wie wirkt sich die Pflege auf ihr Wohlbefinden aus? 

Die bisherigen Forschungsergebnisse sind widersprüchlich: Einige vermuten, dass sie das Wohlbefinden steigert, weil sie ein Gefühl der Sinnhaftigkeit vermittelt, während andere von einer Verschlechterung aufgrund emotionaler Belastung berichten.

Um diese Frage zu klären, hat eine neue Studie der Universität Zürich (UZH) die Daten von 28'663 pflegenden Angehörigen analysiert, die im Rahmen von Panelstudien in den Niederlanden, Deutschland und Australien 281'884 Beobachtungen gemacht haben. Die Ergebnisse zeigen eine stetige Abnahme der Lebenszufriedenheit und der emotionalen Gesundheit sowie eine Zunahme von Einsamkeit und Ängsten, insbesondere bei Frauen.

Wohlbefinden nimmt mit der Zeit ab

«Die Ergebnisse unserer Analysen zeigen einen Rückgang des Wohlbefindens in den Jahren nach Beginn der Pflege», erklärt Mitautor Michael Krämer vom Departement Psychologie der UZH.


 «Dieser Rückgang war konsistent für verschiedene Aspekte des Wohlbefindens – wie Lebenszufriedenheit, emotionales Erleben, Depression/Angst und Einsamkeit – und war bei Frauen ausgeprägter und länger anhaltend als bei Männern.»

Die Forschenden untersuchten auch, wie sich die für die Pflege aufgewendete Zeit auf das Wohlbefinden auswirkt. Sie stellten fest, dass das Wohlbefinden der Menschen unabhängig vom Geschlecht umso mehr leidet, je mehr Zeit sie im Alltag mit der Pflege verbracht haben.

Die Studie untersuchte auch Faktoren wie die Intensität der Pflege, die Beziehung zwischen Pflegenden und Pflegebedürftigen und die Vollzeitbeschäftigung. 


Überraschenderweise hatten diese Faktoren nur einen geringen Einfluss auf die allgemeine Verschlechterung des Wohlbefindens, was darauf hindeutet, dass Pflegende in unterschiedlichen Kontexten mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind.

Negative Auswirkungen auf Pflegende mildern

«Diese Ergebnisse zeigen zwar, dass die Pflege von Angehörigen mit Stress verbunden sein kann, aber das individuelle Erleben kann unterschiedlich sein», sagt Krämer. 


«Es gibt andere Aspekte des psychischen Wohlbefindens, wie zum Beispiel die Sinnsuche, die wir mit diesen Daten nicht bewerten konnten.» 


Einige der pflegenden Angehörigen könnten durchaus einen Sinn in ihrer Rolle empfinden.

Insgesamt stimmen die Ergebnisse mit der Stresstheorie überein und zeigen den potenziellen Rückgang des Wohlbefindens, der häufig mit informeller Pflege einhergeht. Frauen scheinen besonders gefährdet zu sein, wahrscheinlich weil sie tendenziell mehr Verantwortung für nahe Familienangehörige übernehmen. 


Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit von Massnahmen, die die Abhängigkeit von informeller Pflege verringern, wie z. B. ein verbesserter Zugang zu formeller Langzeitpflege oder gemischte Pflegelösungen, die die negativen Auswirkungen auf die Pflegenden abmildern könnten.

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Dr. Michael Krämer
Psychologisches Institut
Universität Zürich
m.kraemer@psychologie.uzh.ch

Originalpublikation:
Michael D. Krämer and Wiebke Bleidorn. The Well-Being Costs of Informal Caregiving. Psychological Science. 25 November 2024. DOI: https://doi.org/10.1177/09567976241279203

Berliner Weiterbildungsträger “Digital Career Institute” (DCI)

Berliner Weiterbildungsträger “Digital Career Institute” verhindert Betriebsratswahl mit Hilfe des ´Union Busting`-Anwalts Helmut Naujoks und feuert migrantische Betriebsrats-Initiatoren

Der Berliner Weiterbildungsträger “Digital Career Institute” (DCI) hat die Initiator*innen einer Betriebsratswahl fristlos entlassen. Alle Initiator*innen haben einen Migrationshintergrund. Zahlreiche weitere Beschäftigte werden aktuell angeblich aus “wirtschaftlichen Gründen” entlassen.

Vorangegangen war den Kündigungen der Versuch, eine Betriebsratswahl bei dem deutsch- und englischsprachigen Weiterbildungsträger mit Hauptsitz in Berlin zu initiieren. Die Versammlung zur Wahl eines Wahlvorstandes wurde immer wieder durch Störungen torpediert. Schließlich brach das Management die Versammlung kurz vor der Wahl einer Versammlungsleitung mit fadenscheinigen Begründungen ab. Am Folgetag wurden die Initiator*innen entlassen. Bei den Kündigungsprozessen lässt sich die Geschäftsführung von DCI von dem für die ´Kündigung der Unkündbaren` bekannten Rechtsanwalt Helmut Naujoks vertreten. DCI ist ein AZAV-zertifiziertes Weiterbildungsinstitut, das maßgeblich mit Gutscheinen der Agentur für Arbeit finanziert wird.

“Wir bei ver.di haben den Eindruck, dass die Torpedierung der Wahlversammlung bis hin zum Abbruch durch das Management minutiös geplant war. Wir werden prüfen, ob hier die Grenze zur strafbaren Behinderung einer Betriebsratswahl überschritten ist und behalten uns gegebenenfalls eine Anzeige vor” erklärt die zuständige ver.di Gewerkschaftssekretärin Mila Neunzig.

ver.di unterstützt die Kolleg*innen in ihrem Kampf um ihre Rechte und gibt Rechtsbeistand in den Kündigungsschutzverfahren. Von DCI fordert ver.di die Kündigung der entlassenen Kolleg*innen zurückzunehmen und eine reibungslose Betriebsratswahl zu garantieren.
ver.di fordert ebenfalls Konsequenzen von Seiten der Bundesagentur für Arbeit für den Fall, dass DCI an seinem skandalösen Vorgehen festhält.

Eine Reihe weiterer Kolleg*innen wurde von DCI in den Tagen nach der torpedierten Betriebsratswahl angeblich aus wirtschaftlichen Gründen gekündigt. Bei der Beratung dieser Kolleg*innen wurden darüber hinaus Verstöße gegen das Mindestlohngesetz offenbar.

“Das ganze Verhalten der DCI-Geschäftsführung ist skandalös gerade bei einem Arbeitgeber, der Geld von der Bundesagentur für Arbeit und damit von der öffentlichen Hand bekommt. Wenn es bei DCI nicht zu einem grundsätzlichen Wandel in der Unternehmenskultur kommt, fordern wir die Bundesagentur auf, jede Zusammenarbeit mit diesem Union-Buster zu beenden” so Mila Neunzig abschließend.

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Mila Neunzig, ver.di Gewerkschaftssekretärin
evamila.neunzig@verdi.de
0171-8436998

ChroMo: Verlaufskontrollen bei chronischen Erkrankungen

Expert*innentreffen diskutiert die optimierte Verlaufskontrolle bei chronischen Erkrankungen

Chronische Erkrankungen sind in der Bevölkerung je nach Alter, Region und Krankheitstyp unterschiedlich verbreitet.


Dass 45 Prozent der deutschen Bevölkerung an mindestens einer chronischen Erkrankung leiden, zeigt die große Dimension des Problems. 


Die erfolgreiche Therapie von beispielsweise Asthma, Diabetes oder Bluthochdruck erfordert eine kontinuierliche Verlaufskontrolle durch Ärzt*innen. 


Zu diesem sogenannten Monitoring haben sich nun 20 Expert*innen am Institut für Allgemeinmedizin der Philipps-Universität Marburg zusammengefunden, um die aktuellen Therapieroutinen zu diskutieren. 

„Es ging uns darum, die Überwachung und Kontrolle von Patient*innen mit chronischen Erkrankungen zu analysieren und zu hinterfragen, mit dem Ziel, die Therapiequalität weiter zu verbessern“, berichten Prof. Dr. Annika Viniol und Dr. Veronika van der Wardt. Beide Forscherinnen leiten in der Marburger Uni-Medizin das Projekt „Monitoring bei chronischen Erkrankungen (ChroMo)“.

Der Fokus der Veranstaltung lag auf der sogenannten evidenzbasierten Medizin: 


Hier geht es um klinische Therapien und Routinen, für die es einen belegbaren Nutzen für die Patient*innen gibt. 


„Oftmals werden Kontrolluntersuchungen durchgeführt, ohne dass ihre tatsächliche Wirksamkeit belegt ist“, erklärt Annika Viniol. 


Das könne für Patient*innen zu erheblichen Belastungen führen. Das Projekt ChroMo soll hierin Transparenz für Ärzt*innen und Patient*innen schaffen und zu einer verbesserten Versorgung beitragen.


„Ein aktuelles Behandlungsschema bei Verengung der Herzkranzgefäße ist zum Beispiel, dass jedes halbe Jahr eine Ultraschalluntersuchung des Herzens durchgeführt wird“, sagt Annika Viniol. 


„Hier ist der Nutzen völlig unklar und nicht durch Studien belegt.“

Da lohnt sich auch ein Blick über den Tellerrand. 


Sprich: ins Ausland. Neben Teilnehmenden des Kölner Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin nahmen auch Expert*innen aus England und den Niederlanden an der Marburger Veranstaltung teil.

„Das System der Verlaufskontrollen ist verbesserungswürdig,“ sagt Veronika van der Wardt. 


„Wir wollen nun im Anschluss an das Treffen die gewonnenen Erkenntnisse in konkrete Empfehlungen zur Bewertung von Verlaufskontrollen einfließen lassen. 

Wir hoffen damit, Entscheidungsträger im Gesundheitssystem zu erreichen.“

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Prof. Dr. Annika Viniol
Fachbereich Medizin, Institut für Allgemeinmedizin
Philipps-Universität Marburg
Tel.: 06421 28-65120
E-Mail: annika.viniol@staff.uni-marburg.de

Anpassung der Darmbakterien

Neue experimentelle Studien zahlreicher Forschungsgruppen, darunter des Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie (MPI-EB) in Plön und der Christian-Albrecht-Universität Kiel (CAU), deuten darauf hin, dass die Evolutionsmedizin die Zukunft der Gastroenterologie prägen könnte. 

Sie eröffnet neue Wege für die Behandlung von Entzündungserkrankungen wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED).

Die Evolutionsmedizin untersucht, wie evolutionäre Prozesse Gesundheit und Krankheit beeinflussen können. Erkenntnisse aus dieser Forschung könnten genutzt werden, um innovative Ansätze zur Therapie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) zu entwickeln. Neueste Studien von Mitgliedern des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie (MPI-EB) in Plön und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) zeigen, dass eine evolutionäre Perspektive erhebliches Potenzial hat, um die Behandlungsoptionen für Erkrankungen wie CED zu erweitern.

In einer 2023 im Fachmagazin Gut Microbes veröffentlichten Studie zeigte das Forschungsteam, dass sich Darmbakterien wie Escherichia coli in entzündlichen Umgebungen rasch genetisch anpassen und dadurch beweglicher und aggressiver werden. 

Diese Anpassungen fördern das Überleben und die Verbreitung der Bakterien im Darm und könnten bei Patient*innen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen eine zentrale Rolle spielen. In einer aktuellen Übersichtsarbeit, in der die Studie mit weiteren Arbeiten internationaler Forschungsgruppen verglichen wird, verdeutlichen die Forschenden nun das Potenzial der Evolutionsmedizin für die Behandlung chronischer Darmentzündungen. Die Übersichtsarbeit wurde kürzlich in der Zeitschrift Gastroenterologie veröffentlicht.

Schnelle Anpassung der Darmbakterien
Die aktuellen Ergebnisse zeigen, wie rasch sich Darmbakterien an entzündliche Umgebungen anpassen können. Sie verändern sowohl ihr genetisches Erbgut als auch ihre äußeren Eigenschaften—Veränderungen, die sowohl in Laborexperimenten als auch bei Patient*innen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) beobachtet wurden. 


Eine zentrale Erkenntnis ist, dass bestimmte Bakterien, wie Escherichia coli, genetische Anpassungen durchlaufen, wenn sie entzündlichen Bedingungen ausgesetzt sind, wodurch sie beweglicher und aggressiver werden. 


Diese Veränderungen helfen den Bakterien, sich im Darm besser auszubreiten und zu überleben—Eigenschaften, die auch bei Patient*innen mit chronischen Darmentzündungen festgestellt wurden.

Ebenso zeigt sich, dass Bakterien in entzündlichen Umgebungen stressresistente Eigenschaften entwickeln, die durch genetische Anpassungen gefördert werden. Dies deutet darauf hin, dass Entzündungen Bakterien begünstigen, die widerstandsfähiger gegenüber harschen Bedingungen sind. 


„Interessanterweise zeigten Experimente mit Mäusen, dass bestimmte Nährstoffe wie Vitamin B6 schädliche Anpassungen der Bakterien verhindern können“, sagt Prof. Dr. John Baines, Vorstandsmitglied des Exzellenzclusters PMI, Leiter der Arbeitsgruppe „Evolutionsmedizin“ am MPI-EB und Professor für Evolutionäre Medizin an der Medizinischen Fakultät der CAU. 


Bei Mäusen mit entzündungsfördernden Darmbakterien führte die Gabe von Vitamin B6 zur Entstehung weniger aggressiver, stressresistenter Bakterienstämme. Diese Erkenntnisse deuten darauf hin, dass gezielte Ernährung eine Möglichkeit bieten könnte, unerwünschte Bakterien zu kontrollieren.

Ein weiterer vielversprechender Ansatz besteht darin, Schwachstellen auszunutzen, die durch die genetischen Anpassungen der Bakterien entstehen. Forschende haben herausgefunden, dass sich angepasste Bakterien zwar besser in einem entzündeten Darm behaupten können, jedoch auch anfälliger für bestimmte Antibiotika werden—ein Phänomen, das als „kollaterale Empfindlichkeit“ bekannt ist. Dies eröffnet neue Perspektiven für gezielte Behandlungen, die CED-Symptome lindern könnten.

Revolutionäre Behandlungen: Evolutionär informierte Strategien
Aus den Erkenntnissen der untersuchten Studien leiteten die Forschenden aus Plön und Kiel neuartige Behandlungsansätze ab, die auf einem besseren Verständnis der bakteriellen Anpassungsmechanismen basieren. Mithilfe gezielter Strategien könnten schädliche Veränderungen verhindert oder sogar rückgängig gemacht werden. Neben dem bereits erwähnten Ansatz—der Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin B6 zur Hemmung ungünstiger Bakterienanpassungen—werden weitere innovative Konzepte erprobt.

Ein vielversprechender Ansatz ist die sogenannte Ancestral-State Restorative Therapy (ASRT). Diese Methode zielt darauf ab, ursprüngliche, nicht adaptierte Bakterienstämme in den Darm einzubringen, um schädliche, angepasste Varianten zu verdrängen. 


Für Patient*innen in Remissionsphasen—also in Phasen, in denen die Symptome zurückgegangen sind—könnte die ASRT eine natürliche und sichere Behandlungsmöglichkeit darstellen.

Darüber hinaus motivieren die neuen Erkenntnisse über bakterielle Anpassungen eine Neubewertung bestehender Antibiotika. Therapien, die gezielt auf Bakterien abzielen, die sich an entzündliche Bedingungen angepasst haben, könnten konventionelle Behandlungsansätze ergänzen und die Schwere von CED-Schüben deutlich reduzieren.

Ein Aufruf zu weiterer Forschung
„Trotz vielversprechender Fortschritte gibt es noch erhebliche Wissenslücken, besonders beim Verständnis der bakteriellen Entwicklung im Darm. Bisherige Studien haben sich meist auf Stuhlproben konzentriert, sodass unklar bleibt, wie sich Bakterien in verschiedenen Bereichen des Darms verhalten und anpassen. Doch genau diese Unterschiede sind wichtig, vor allem bei unterschiedlichen CED-Subtypen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa„, sagt Prof. John Baines. „Künftige Forschungen sollten daher gezielt untersuchen, wie sich Bakterien in verschiedenen Darmregionen entwickeln und welche Rolle diese Anpassungen bei den verschiedenen Krankheitsformen spielen,“ so Baines weiter. Auch der Einfluss anderer Mikroben wie Pilze und Viren ist noch nicht vollständig erforscht und bietet vielversprechende neue Ansätze für die Wissenschaft.

Auf dem Weg zu einer gesünderen Zukunft
Prof. Baines betont: „Wir sehen diese Entwicklungen als den Beginn einer Ära, in der die bakterielle Evolution im Darm berücksichtigt wird, was neuartige, evolutionär informierte Therapien ermöglichen wird.“ Durch die Anwendung evolutionärer Konzepte hoffen Wissenschaftler*innen und Ärzt*innen, Ansätze zu entwickeln, die nicht nur die Symptome chronischer Darmentzündungen lindern, sondern auch deren Ursachen gezielt bekämpfen. Aktuelle klinische Studien von Mitgliedern des Exzellenzclusters PMI, wie etwa zur Verabreichung von Vitamin B3 bei chronischen Entzündungserkrankungen, zeigen, dass diese innovativen Konzepte den Sprung vom Labor in die klinische Erprobung geschafft haben.

„Die Erkenntnisse der evolutionären Medizin zur Anpassung und genetischen Entwicklung von Bakterien im menschlichen Darm könnten einen wichtigen Wandel in der Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen markieren. Mit weiterer Forschung könnte dieser Ansatz die Grundlage für eine echte Präzisionsmedizin, also personalisierte, effektivere und nachhaltigere Therapien für CED-Patient*innen weltweit schaffen,“ so Prof. Stefan Schreiber, Sprecher des Exzellenzclusters PMI, Direktor der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, und Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie (IKMB), CAU und UKSH. Die evolutionäre Medizin in Bezug auf chronische Entzündungserkrankungen ist daher auch ein wichtiger Bestandteil der Forschungsagenda des Exzellenzclusters PMI und wird dies auch in einer möglichen weiteren Förderphase sein, für die sich PMI aktuell in der Begutachtung befindet.

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildung en VOR ORT


Prof. Dr. John Baines
Forschungsgruppenbleiter
Gastgruppe Evolutionsmedizin

Originalpublikation:
Evolutionary Medicine for Chronic Inflammatory Diseases of the Gut: More Than a Clinical Fantasy? (2024)
Andreani NA, Unterweger D, Schreiber S, Baines JF
Gastroenterology
10.1053/j.gastro.2024.10.016

Craniomandibulärer Dysfunktion (CMD)

Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, ein Knacken im Kiefergelenk – dies alles können Folgen einer Funktionsstörung des Kaugelenks sein, einer sogenannten Craniomandibulären Dysfunktion (CMD).

 Am Zentrum der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (ZZMK, Carolinum) der Goethe-Universität geht man der Problematik auf den Grund. 

Ein Beitrag in der neuen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ berichtet über die Arbeit der CMD-Ambulanz.

Allein in Deutschland leiden schätzungsweise rund sieben Millionen Menschen unter Craniomandibulärer Dysfunktion (CMD). 


Und die wenigsten haben bislang von dieser Krankheit gehört, ja, sogar vielen Ärzten sind die Zusammenhänge nicht bekannt. 


So haben viele Patienten mit ihren Beschwerden eine wahre Odyssee hinter sich, wenn endlich die richtige Diagnose gestellt wird – zum Beispiel in der CMD-Ambulanz der Goethe-Universität. 

Hier ist in Diagnostik und Therapie ein interdisziplinäres Team aus Zahnärzten, Fachärzten und Therapeuten eingebunden. Wie Oberärztin Dr. Steffani Görl und ihr Team bei der Diagnose vorgehen und welche Möglichkeiten der Heilung und Schmerzlinderung es gibt, lesen Sie in der neuesten Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität.

Atherosklerose - Arterienverkalkung

Der Kardiologe Dr. Kai-Uwe Jarr erforscht, warum das körpereigene Immunsystem die Ablagerungen in Blutgefäßen, die zu lebensgefährlichen Durchblutungsstörungen führen können, nicht erkennt und beseitigt. 

Für seine Forschung zur Immuntherapie bei Atherosklerose und den Aufbau seiner eigenen Nachwuchsforschungsgruppe an der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg wird er in den kommenden fünf Jahren von der Corona-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft mit insgesamt einer Million Euro gefördert.


Bei Atherosklerose, umgangssprachlich Arterienverkalkung, verengen sich fortschreitend wichtige Blutgefäße, weil sich an ihrer Innenseite Fette, Kalk und abgestorbene Zellen ablagern. 


Diese sogenannten atherosklerotischen Plaques entzünden sich und dehnen sich weiter aus, es drohen schließlich Herzinfarkt und Schlaganfall. Dr. Kai-Uwe Jarr, Oberarzt an der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD), geht der Frage nach, wie das körpereigene Immunsystem für die Therapie der lebensgefährlichen Gefäßverengungen rekrutiert werden könnte. 


Sein Ziel ist es, neue Behandlungsansätze zu entwickeln, um Herzinfarkt und Schlaganfall vorzubeugen. 


Die Corona-Stiftung fördert den Aufbau seiner eigenen Forschungsgruppe zum Thema „Immuntherapie bei Atherosklerose“ an der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg über einen Zeitraum von fünf Jahren mit einer Million Euro.

Atherosklerose ist aufgrund ihrer gravierenden Folgen die weltweit häufigste Todesursache, obwohl wichtige Risikofaktoren wie ein hoher Cholesterinspiegel und Bluthochdruck mit Medikamenten beeinflusst werden können. 


Viele biologische Mechanismen der Erkrankung sind bisher noch nicht verstanden. 


MaAB Fazit: 

„Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass die Müllabfuhr des Körpers, bestehend aus Fresszellen des Immunsystems, bei Atherosklerose Ablagerungen sowie erkrankte und sterbende Zellen nicht richtig erkennt und beseitigt. 


Das ist ein wesentlicher Faktor für einen lebensbedrohlichen Verlauf der Erkrankung“, sagt Dr. Jarr.

Atherosklerotische Plaques werden in der Regel von einer schützenden Schicht aus Bindegewebe bedeckt. 


Reißt diese Schicht jedoch ein, lockt das Blutgerinnungszellen (Thrombozyten) an, um den Riss zu reparieren. Das entstehende Blutgerinnsel verstopft die ohnehin schon verengten Gefäße, was bei Herzkranzgefäßen zum Herzinfarkt führt. 


Löst sich das Gerinnsel und gelangt mit dem Blutstrom zum Beispiel ins Gehirn, kommt es zum Schlaganfall.

Neue Hoffnung durch Immuntherapie aus der Krebsbehandlung

Dr. Jarr und sein Team möchten besser verstehen, warum Makrophagen, die „Fresszellen“ des Immunsystems, die erkrankten Zellen nicht beseitigen, welche Mechanismen hierbei gestört sind und wie man diese Schwachstelle therapeutisch beeinflussen könnte. 


„Wir hoffen, über gezielt eingesetzte Appetithäppchen das gestörte Fressverhalten von Makrophagen zu reaktivieren und so das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern“, so der Kardiologe. 

Einen innovativen Ansatz bieten bestimmte Krebsmedikamente, sogenannte Immuntherapien: 


„Unsere Forschungsarbeiten zeigen erstmals den potenziellen Nutzen einer gezielten Immuntherapie bei Gefäßentzündungen. Jetzt gilt es, in weiterführenden Studien unser Wissen über die Zusammenhänge zu vertiefen und diesen Behandlungsansatz weiter auszuarbeiten“, so Dr. Jarr.

Über die Corona-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft

Das Förderprogramm "Nachwuchsforschungsgruppe Kardiovaskuläre Erkrankungen" der Corona-Stiftung ist eine personenbezogene Förderung für promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich während des Förderzeitraumes von fünf Jahren auf eine Leitungsposition vorbereiten möchten.

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildung en VOR ORT


Dr. med. Kai-Uwe Jarr
Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie
(Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Norbert Frey)
Universitätsklinikum Heidelberg
Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg
Tel. 06221 56-8676
E-Mail: kai-uwe.jarr@med.uni-heidelberg.de
Weitere Informationen finden Sie unter
https://jarrlab.owlstown.net

Gang-Freezing bei Parkinson

Neue Erkenntnisse bezüglich Gang-Freezing bei Parkinson offenbaren mögliche Therapieoptionen

Einschränkungen der Mobilität sind eine häufige Begleiterscheinung des Alterns.


Gerade Gangstörungen bergen das Risiko von sturzbedingten Verletzungen und Einschränkung der Eigenständigkeit.


Besonders relevant sind diese bei der Parkinsonkrankheit in Form des sogenannten Gang-Freezings, bei dem Betroffene eine Gangblockade entwickeln und „wie eingefroren“ stehen bleiben.


Tübinger Forschende der Neurologischen Universitätsklinik und des Instituts für Neuromodulation und Neurotechnologie konnten nun erstmals mittels Messung von Nervenzellaktivität aus tiefen Hirnstimulationselektroden zeigen, was bei Patientinnen und Patienten mit Parkinson während des Gang-Freezings im Gehirn passiert. 


Die Erkenntnisse offenbaren präzise Erkenntnisse über die Fehlsteuerung von Hirnaktivität vor und während des Freezings und eröffnen neue Konzepte für eine therapeutische Anwendung.

Parkinson beginnt schleichend. 


Die Erkrankung bleibt häufig über Jahrzehnte unbemerkt, während im Gehirn immer mehr Nervenzellen absterben. 


Typische Anzeichen der fortgeschrittenen Krankheit sind Störungen der Mobilität. 


Ein besonders tückisches Symptom: Gang-Freezing. 


Bei bis zu 80 Prozent aller Patientinnen und Patienten tritt diese plötzliche Bewegungsblockade mit fortschreitender Krankheit auf. 


Das unvorhersehbare "Einfrieren" kann nur wenige Augenblicke, aber auch bis zu mehreren Sekunden andauern.


Interessanterweise zeigt das Gangbild des Gehirn bereits wenige Schritte und Sekunden vor einer solchen Gangblockade bereits Auffälligkeiten – zu einer Zeit, in der der Patient aber noch mobil ist und eine Chance besteht, eine bevorstehende Blockade noch abzuwenden.

Dem Gehirn beim Gehen zuschauen

Welche neuronalen Grundlagen für die Entstehung von Gangblockaden verantwortlich sind, konnte bislang bei gehenden Patienten kaum untersucht werden. 


Eine neue Generation von Hirnstimulationselektroden erlaubte seit wenigen Jahren erstmals, Hirnaktivität aus der Tiefe des Gehirns in Echtzeit zu messen, während Patienten gingen und Gangblockaden zeigten.
Die Studie um Prof. Dr. Daniel Weiß, Dr. Philipp Klocke und Prof. Dr. Alireza Gharabaghi konnte mit dieser neuen Methode zeigen, dass die Gangblockaden – anders als das willkürliche Stoppen beim Gehen – spezifische Fehlaktivierungen des sogenannten Nucleus subthalamicus zeigten. 


Dieser Nervenkern in der Tiefe des Gehirns spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewegungskontrolle und erklärt die Fehlsteuerung der Beinmuskulatur in Folge der fehlerhaften Hirnaktivierung.

Den Weg ebnen für die klinische Anwendung

„Interessanterweise konnten wir mit der neuen Methode bei Patientinnen und Patienten mit Parkinson nachweisen, dass diese Fehlsteuerung der eigentlichen Blockade bereits um wenige Schritte vorausging. 


Dies ist eine großartige Möglichkeit, die Neurostimulation gezielter einzusetzen, um eine sich ankündigende Gangblockade mittels Neurostimulation möglicherweise noch abzuwenden – zu einer Zeit, wenn sie sich bereits ankündigt, aber noch nicht definitiv eingetreten ist“, fasst Prof. Weiß zusammen. 


„Die aktuellen Hirnschrittmacher verfügen teilweise bereits über die technologischen Voraussetzungen für solche Therapieanwendungen. Bis eine solche adaptive Therapie allerdings hoffentlich in Zukunft einmal zur Verfügung gestellt werden kann, sind noch weitere Entwicklungsschritte und klinische Studien erforderlich“, ergänzt Prof. Weiß.

Die Zahl der Patientinnen und Patienten weltweit hat sich von 2,5 Millionen im Jahr 1990 auf 6,1 Millionen im Jahr 2016 erhöht. In Deutschland allein sind etwa 400.000 Menschen von der neurodegenerativen Erkrankung betroffen.

Originalpublikation:
https://doi.org/10.1093/brain/awae223