Medizin am Abend Berlin Fazit: Kinder besuchen länger frühkindliche Bildungsangebote, trotzdem nimmt gemeinsame Familienzeit zu
Eltern von unter Sechsjährigen verbringen heute mehr aktive Zeit mit
ihren Kindern als noch vor 15 Jahren, obwohl Kinder früher und in einem
größeren zeitlichen Umfang frühkindliche Bildungsangebote nutzen.
Dies
ist eines der Forschungsergebnisse des Deutschen Jugendinstituts, das in
den Nationalen Bildungsbericht 2016 eingeflossen ist. Der Bericht
„Bildung in Deutschland 2016“ liefert zum sechsten Mal eine aktuelle
Bestandsaufnahme des deutschen Bildungswesens. Das Deutsche
Jugendinstitut ist insbesondere für den Bereich der frühkindlichen
Bildung zuständig und kam dabei unter anderem zu folgenden Ergebnissen:
-
Seit 2013 hat sich die Quote der Bildungsbeteiligung der unter
Dreijährigen auf insgesamt rund 32,9 Prozent (in Westdeutschland auf 28
Prozent und in Ostdeutschland auf 52 Prozent) erhöht.
Ab dem dritten
Geburtstag besucht fast jedes Kind ein frühkindliches Bildungsangebot.
Eltern von unter Sechsjährigen verbringen heute gegenüber 2001/2002 rund
zehn Prozent mehr aktive Zeit mit ihren Kindern,
obwohl sie ihre Kinder
viel früher in eine Kita geben.
- Sie wenden heute im Durchschnitt
täglich fast zweieinviertel Stunden beispielsweise für Spielen,
Beaufsichtigen, Gespräche und Vorlesen auf. Dies geht zu Lasten der
Zeit, die insbesondere berufstätige Mütter für ihr soziales Leben, die
Hausarbeit und die körperliche Pflege und Regeneration zur Verfügung
haben.
Weiterer Ausbau an Plätzen in der Kindertagesbetreuung notwendig:
Zwischen 2013 und 2015 wurden weitere knapp 90.000 Plätze für unter
Dreijährige in der Kindertagesbetreuung geschaffen. Trotzdem geben
aktuell drei Prozent der Eltern ohne Betreuungsplatz an, keinen Platz
bekommen zu haben, obgleich sie sich eine Betreuung für ihr Kind
wünschen. Es ist davon auszugehen, dass der Bedarf an Plätzen insgesamt
weiter wächst. Gründe sind sowohl die gestiegene Anzahl an Kindern
zwischen drei und fünf Jahren als auch der Zuzug von Kindern aus schutz-
und asylsuchenden Familien.
Trend des zunehmenden Betreuungsumfangs in der Kindertagesbetreuung
setzt sich fort, allerdings werden sie häufig nicht in vollem Umfang
genutzt:
Die vertraglich vereinbarten Betreuungszeiten haben sich für alle
Altersgruppen weiter erhöht. Mittlerweile werden für fast jedes zweite
Kind unter drei Jahren in Westdeutschland und 76 Prozent in
Ostdeutschland ganztägig Betreuungszeiten vereinbart. Die Buchungszeiten
stimmen allerdings nicht immer mit den Wünschen der Eltern überein, die
sich zu einem geringeren Anteil ganztägige Betreuungsumfänge wünschen.
Darüber hinaus werden die gebuchten Zeiten häufig auch nicht in vollem
Umfang genutzt.
Bildungsbeteiligung weiterhin von sozialer Herkunft abhängig:
Trotz Inkrafttreten des Rechtsanspruchs auf einen Platz in der
Kindertagesbetreuung für alle Kinder ab dem vollendeten ersten
Lebensjahr im August 2013 nutzen weiterhin weniger Kinder von Eltern mit
niedrigem Schulabschluss und auch weniger Kinder mit
Migrationshintergrund ein frühkindliches Bildungsangebot. Der Anteil der
Kinder von Eltern mit einem Hauptschulabschluss ist zwischen 2012 und
2015 auf 16 Prozent gesunken. Demgegenüber ist die Bildungsbeteiligung
bei Kindern von Eltern mit (Fach-) Hochschulabschluss mittlerweile auf
38 Prozent gestiegen.
Weiterhin zeigen DJI-Analysen, dass bei Kindern
mit Migrationshintergrund zwar ein Anstieg der Bildungsbeteiligung zu
beobachten ist, allerdings nutzen sie diese Angebote weiterhin seltener
als Kinder ohne Migrationshintergrund. Bei den Kindern unter drei Jahren
mit Migrationshintergrund hat sich die Quote der Bildungsbeteiligung
zwar verdoppelt, allerdings besucht aktuell nur fast jedes vierte unter
dreijährige Kind mit Migrationshintergrund ein frühkindliches
Bildungsangebot. Bei den unter Dreijährigen ohne Migrationshintergrund
sind es 38 Prozent. Diese Unterschiede hängen vor allem mit dem
Betreuungswunsch, der Erwerbstätigkeit und dem Bildungsstand ihrer
Eltern zusammen. Im Alter von drei Jahren besuchen nahezu alle Kinder
mit Migrationshintergrund ein frühkindliches Bildungsangebot. Von ihnen
sprechen fast zwei Drittel zu Hause kaum oder wenig Deutsch, wobei
regional starke Unterschiede bestehen. Das bedeutet aber gleichzeitig,
dass den Kindertageseinrichtungen eine hohe Bedeutung beim Erlernen der
deutschen Sprache zukommt.
Trotz anhaltendem Personalzuwachs in Kindertageseinrichtungen zwischen
2014 und 2015 erstmals keine Verbesserung des Personalschlüssels:
Mit 515.000 Beschäftigten hat die Anzahl des pädagogischen Personals
einen weiteren Höchststand erreicht. Insbesondere in den vergangenen
zwei Jahren sind überdurchschnittlich viele Personen in das
Beschäftigungsfeld eingemündet. Das hat zwischen 2014 und 2015
allerdings nicht zur weiteren Verbesserung des Personalschlüssels
beigetragen, sodass in Westdeutschland rechnerisch eine Vollzeitkraft im
Mittel auf 3,4 ganztägig betreute Kinder in Gruppen ausschließlich für
unter Dreijährige zuständig ist. In Ostdeutschland ist dieses Verhältnis
weiterhin deutlich ungünstiger mit einer Vollzeitfachkraft für 5,8
ganztägig betreute Kinder in einer entsprechenden Gruppe. Vor allem in
Ländern, in denen zusätzliche finanzielle Mittel für die Förderung von
Kindern mit Migrationshintergrund zur Verfügung gestellt wird, lässt
sich ein verbesserter Personalschlüssel in Gruppen mit Kindern ab drei
Jahren beobachten, je höher der Anteil an Kindern in der Gruppe ist, die
zu Hause kein oder wenig Deutsch sprechen. In der Kindertagespflege ist
seit Jahren eine Verschlechterung des Verhältnisses der Anzahl der
betreuten Kinder pro Tagespflegepersonen zu beobachten. 2015 ist fast
jede zweite Tagespflegeperson für mindestens vier Kinder zuständig.
Unterschiedliche Organisation der Leitung von Kindertageseinrichtungen in Abhängigkeit zur Einrichtungsgröße:
Leitungskräfte sind in den Kindertageseinrichtungen unter anderem für
die Sicherung und Weiterentwicklung der pädagogischen Qualität
verantwortlich. Allerdings melden 13 Prozent aller Tageseinrichtungen
keine Beschäftigten, die für Leitungsaufgaben freigestellt sind. Mit
knapp 50 Prozent überwiegt der Anteil an Einrichtungen, in denen eine
pädagogische Fachkraft sowohl für Leitungsaufgaben freigestellt ist als
auch andere Aufgaben übernimmt. Insbesondere in großen Einrichtungen mit
mindestens fünf Gruppen überwiegt die vollständige Freistellung einer
Fachkraft für Leitungsaufgaben.
Unterschiedliche Alterszusammensetzungen von Gruppen in Ost- und Westdeutschland:
Die Organisation von Gruppen erfolgt in den beiden Landesteilen sehr
unterschiedlich. Während in Ostdeutschland die Gruppen in
Kindertageseinrichtungen vergleichbar mit den für die Schule typischen
Jahrgangsklassen zusammengesetzt sind, erfolgt die altersspezifische
Zusammensetzung von Gruppen in Westdeutschland meist anhand der
Alterszusammensetzung von Kindertageseinrichtungen. Dementsprechend
werden unter Dreijährige vor allem in Gruppen betreut, die der
Altersspanne von Krippen (2 Jahrgänge) oder von Kindergärten, die für
Zweijährige geöffnet sind (4 Jahrgänge) entsprechen. Die Altersspanne
von Gruppen mit ausschließlich Kindern ab drei Jahren umfasst meist drei
Jahrgänge und entspricht damit der Altersspanne eines klassischen
Kindergartens.
Weiterhin etwa ein Viertel der Fünfjährigen mit Sprachförderbedarf:
Auch wenn es seit Jahren zahlreiche Initiativen im Bereich der
sprachlichen Bildung gibt, ist der Anteil an sprachförderbedürftigen
Kindern seit einigen Jahren in etwa konstant geblieben. Insbesondere
Kinder aus Elternhäusern mit niedrigem Schulabschluss sowie mit nicht
deutscher Familiensprache werden häufiger als sprachförderbedürftig
diagnostiziert. Zudem werden diese Kinder anschließend auch häufiger
verspätet eingeschult.
Ausblick
Mit dem Inkrafttreten des Rechtsanspruchs auf einen Platz in der
Kindertagesbetreuung ab dem vollendeten ersten Lebensjahr und dem damit
verbundenen Ausbau der frühkindlichen Bildungsangebote wurde Familien
verstärkt die Möglichkeit gegeben, frühkindliche Bildungsangebote für
ihre Kinder in Anspruch zu nehmen und damit zugleich Beruf und Familie
besser vereinbaren zu können.
Eine wachsende Zahl an Kindern verbringt
in diesen Einrichtungen eine immer längere Zeit bis zur Einschulung,
wodurch der Stellenwert der Kindertagesbetreuung weiter gestiegen ist.
Damit haben sich gleichzeitig die Anforderungen an die
Kindertagesbetreuung erhöht, da der gestiegenen Heterogenität der Kinder
Rechnung zu tragen ist. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden,
bedarf es auch zukünftig einer ausreichenden Anzahl an qualifizierten
Fachkräften sowie der Sicherung und Weiterentwicklung von
Qualitätsstandards im Bereich der frühkindlichen Bildung.
Der Bildungsbericht wird alle zwei Jahre im Auftrag der
Kultusministerkonferenz (KMK) und des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung (BMBF) von einer unabhängigen Gruppe von Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftlern unter Leitung des Deutschen Instituts für
Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) und in Kooperation mit dem
Deutschen Jugendinstitut (DJI), dem Soziologischen Forschungsinstitut
der Universität Göttingen (SOFI), dem Deutschen Zentrum für Hochschul-
und Wissenschaftsforschung (DZHW) sowie den Statistischen Ämtern des
Bundes und der Länder erstellt. Das DJI ist seit Beginn an der
Erstellung des Berichts beteiligt und insbesondere für den Bereich der
frühkindlichen Bildung zuständig. Das Schwerpunktkapitel des
Bildungsberichts 2016 befasst sich mit Fragen der Bildung von Menschen
mit Migrationshintergrund sowie von Schutz- und Asylsuchenden.
Medizin am Abend Berlin DirektKontakt
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Über Google: Medizin am Abend Berlin
Christiane Meiner-Teubner
Deutsches Jugendinstitut
Abt. Kinder und Kinderbetreuung
meiner-teubner@dji.de
Tel.: 0231 755-8188
Dr. Felicitas von Aretin
Deutsches Jugendinstitut
Abt. Medien und Kommunikation (Ltg.)
aretin@dji.de
Tel. 089 62306-258
Susanne John
Deutsches Jugendinstitut e.V.
Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
http://www.bildungsbericht.de/de/bildungsberichte-seit-2006/bildungsbericht-2016 Nationaler Bildungsbericht
http://www.dji.de/nationaler-bildungsbericht DJI-Projekt Nationale Bildungsberichterstattung