Medizin am Abend Berlin Fazit: Gewichtsverlust ernst nehmen: Magen-Darm-Erkrankungen sind häufig Ursache
Wer ohne Diät binnen eines halben Jahres mehr als zehn
Prozent seines Gewichts verliert, sollte sich an seinen Hausarzt oder
einen Gastroenterologen wenden, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für
Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).
In
einem Drittel der Fälle gehe die Gwichtsabnahme mit Erkrankungen des
Verdauungstraktes, wie beispielsweise einer Infektion, einer
Unverträglichkeit oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung
einher.
Auch zur Vorbeugung von Mangelerscheinungen sei eine Abklärung
wichtig, betonen die Experten der Fachgesellschaft.
Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Deutschen Antibiotika- Resistenzstrategie (DART 2020)
„Natürlich kann ein Gewichtsverlust auch durch
nicht-gastroenterologische Erkrankungen bedingt sein und etwa von einer
Depression oder Problemen mit dem Zahnersatz herrühren“, erläutert
Professor Dr. med. Georg Lamprecht, Chefarzt der Abteilung für
Gastroenterologie, Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten am
Universitätsklinikum Rostock.
Geht die Gewichtsabnahme jedoch mit
Bauschmerzen, Durchfall oder Verstopfung einher, liegt das Problem meist
im Verdauungstrakt.
„Wenn der Körper die Nahrungsbestandteile nicht
ausreichend aufspaltet oder resorbiert, sprechen wir von einem
Malassimilations-Syndrom“, erläutert der Sprecher der
DGVS-Arbeitsgemeinschaft Ernährungsmedizin.
Ursache können eine ganze
Reihe teils häufiger aber auch teils seltener Erkrankungen sein, die am
besten von einem Gastroenterologen abgeklärt werden.
„Da die Symptome oft unspezifisch sind, ist die Diagnostik eine
Herausforderung“, so Lamprecht.
- So können Bauchschmerzen und Durchfall
unter anderem auf die Gluten-Unverträglichkeit „Zöliakie“, auf die
chronisch-entzündliche Darmerkrankung „Morbus Crohn“ oder auch auf eine
Entzündung des Dickdarms, eine „mikroskopische Kolitis“ hinweisen.
- In
Frage kommen aber auch Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder Folgen
von Operationen im Bauchraum, die durchaus schon lange zurück liegen
können.
Hilfreich sei es, wenn Patienten ihre Beschwerden möglichst
genau beschreiben können, so Lamprecht:
Treten Schmerzen vor oder nach
dem Essen auf?
Ist der Stuhl besonders wässrig?
Wechseln sich Durchfall
und Verstopfung ab?
Darüber hinaus helfen dem Arzt
Laboruntersuchungen von Blut, Urin und
Stuhl, sowie bildgebende Verfahren die richtige Diagnose zu stellen.
Wenn nötig entnimmt er Gewebe aus Magen oder Darm und untersucht diese
auf krankhafte Veränderungen.
Neben den häufigeren Krankheitsbildern,
gelte es auch an seltenere Erkrankungen zu denken, so Lamprecht.
- Zum
Beispiel könne es auch Jahrzehnte nach einer Strahlenbehandlung noch
durch Schädigungen des Darmgewebes zu einer sogenannten
Strahlenenteritis kommen.
„Der erste Schritt besteht darin, das Problem zu erkennen, ärztliche
Hilfe zu suchen und so auch
drohenden Mangelerscheinungen rechtzeitig
vorzubeugen“, sagt Lamprecht.
Denn Verdauungskrankheiten führen nicht
nur zu Gewichtsverlust:
- Nimmt der Körper nicht ausreichend
Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente auf, fühlen sich die
Patienten müde und wenig leistungsfähig.
„Je schneller wir gegensteuern
können, desto besser“, so der DGVS-Experte.
Quelle:
Fromhold-Treu, S., Lamprecht, G.: Gastrointestinale Ursachen von
Gewichtsverlust: Klinik, Diagnostik, Therapie, Dtsch med Wochenschr
2016; 141(04): 253-260, DOI: 10.1055/s-0041-111200
Die Deutsche Gesellschaft für
Gastroenterologie, Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche
Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute
vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der
Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich
wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und
Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs.
Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und
Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen
der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.
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