Medizin am Abend Berlin Fazit: Multiple Schicksale: Dokumentarfilm über Multiple Sklerose auf Kinotour
Der Dokumentarfilm „Multiple Schicksale“ erzählt vom Kampf um den
eigenen Körper. Der junge Filmemacher Jann Kessler begleitet sieben
Menschen, die mit Multipler Sklerose (MS) leben. Kessler ist selbst Sohn
einer schwer MS-kranken Mutter. Er zeigt mit beachtlicher visueller
Sensibilität, wie viele verschiedene Gesichter die neurologische
Erkrankung hat und wie sie das Leben der Patienten sowie das ihrer
Familien radikal verändert.
Am 8. September 2016 ist Start der
Preview-Tour in Deutschland, offizieller Kinostart ist der 15. September
(Verleih: SpotOn Distribution).
„Der Film zeigt ungeschminkt die Realität dieser schweren
neurologischen Erkrankung, an deren Therapie weltweit Tausende
Wissenschaftler und Ärzte forschen.
Aber er gibt auch Mut, sich als
Patient aktiv mit der Krankheit auseinanderzusetzen – ein wichtiger
Faktor, der uns Ärzten bei der Behandlung sehr hilft“, sagt Professor
Ralf Gold, MS-Experte, Präsident der Deutschen Gesellschaft für
Neurologie (DGN) und Vorstandsmitglied des krankheitsbezogenen
Kompetenznetz MS (KKNMS). Beide Organisationen unterstützen gemeinsam
das Projekt zum Deutschlandstart.
Beeindruckendes Langfilmdebüt
Janns Mutter leidet an Multipler Sklerose, seit er ein kleiner Junge
ist. Als er heranwächst und mehr über die Krankheit wissen will, kann
sie bereits nicht mehr sprechen. Janns Weg, mit diesem Schicksal
umzugehen, ist außergewöhnlich: Auf der Suche nach Antworten reist er
mit seiner Filmkamera quer durch die Schweiz und trifft sechs weitere
Menschen, die ebenfalls mit MS leben. Dabei entsteht der 84-minütige
Dokumentarfilm „Multiple Schicksale – Vom Kampf um den eigenen Körper“.
Das Langfilmdebüt des heute 20-jährigen Schweizers Jann Kessler war ein
Überraschungserfolg in Schweizer Kinos und ist ab 8. September 2016 auch
in Deutschland zu sehen. Nach den Vorführungen sind Diskussionen mit
dem Autor, Patienten und Ärzten geplant. Die von der Deutschen Multiple
Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. (DMSG), dem
Krankheitsbezogenen Kompetenznetz MS (KKNMS) und der Deutschen
Gesellschaft für Neurologie (DGN) unterstützte Kinotour startet in
Leipzig in den Passage Kinos. Am 18. September, drei Tage vor dem 89.
Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (21. bis 24.
September), läuft der Film auch am Kongressort Mannheim. Alle Orte,
Termine und Informationen unter: www.ms-derfilm.de.
Eine Krankheit mit vielen Gesichtern
Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste neurologische Erkrankung, die
im jungen Erwachsenenalter zu bleibender Behinderung führt. Weltweit
sind ca. 2 Mio. Menschen von MS betroffen, in Deutschland wird die Zahl
der Erkrankten auf rund 200.000 geschätzt (Petersen et al, 2014).
Eine
Fehlsteuerung des Immunsystems löst eine chronische Erkrankung des
Zentralnervensystems aus, die zum Abbau der Hüllschicht von Nervenfasern
führt. Die Folge sind Seh- und Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen,
Schmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsschwächen – die jeder Betroffene
anders erlebt, weshalb MS auch als die Krankheit der 1000 Gesichter
bezeichnet wird.
MS ist trotz intensiver Forschung noch nicht heilbar,
die Medizin kennt heute aber bereits viele Medikamente und
Behandlungsmethoden, die das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen
und ihren Verlauf abmildern können.
Tiefe Einblicke in das Leben mit MS
Kesslers Film hilft, die unberechenbare und vielschichtige Krankheit MS
zu verstehen. Seine Kamera gewährt tiefe Einblicke in ganz persönliche
Schicksalsschläge und hält dennoch respektvoll Distanz. Er zeigt
schonungslos, vor welche Herausforderungen das Leben mit MS die
Erkrankten und ihre Angehörigen täglich stellt, erzählt von Verzweiflung
und Wut – aber auch von Mut, Zuversicht und unbeschwert glücklichen
Momenten. „Ich durfte extrem beeindruckende Personen kennenlernen, die
mir geholfen haben, meine eigenen Kindheitserlebnisse zu verstehen und
zu akzeptieren, wie es Mama heute geht“, sagt der junge Filmemacher über
sein Projekt, das ursprünglich als Matura-Arbeit für die Schule
konzipiert war und sich zu einem Kinofilm ausgewachsen hat. „Multiple
Schicksale“ ist auch ein Film über die Suche nach den Chancen, die in
einer schweren Krankheit – wie in jeder Krise – liegen. Der Film macht
durch seine ehrliche Art Mut, sich mit schwierigen Dingen
auseinanderzusetzen.
Literatur
Petersen, G., Wittmann, R., Arndt, V. et al. „Epidemiologie der
Multiplen Sklerose in Deutschland“ Nervenarzt (2014) 85: 990.
doi:10.1007/s00115-014-4097-4
Multiple Schicksale – Vom Kampf um den eigenen Körper
Regie/Buch/Kamera/Ton: Jann Kessler. Eine Produktion von Revolta
Productions im Verleih von SpotOn Distribution CH 2015, 84 Min.,
Schweizerdeutscher Dialekt mit deutschen Untertiteln; www.ms-derfilm.de
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Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V., Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als neurologische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen
Verantwortung, mit ihren mehr als 8000 Mitgliedern die neurologische
Krankenversorgung in Deutschland zu sichern. Dafür fördert die DGN
Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der
Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion.
Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der
Geschäftsstelle ist die Bundeshauptstadt Berlin. www.dgn.org
Krankheitsbezogenes Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS)
Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) ist eines
von bundesweit 21 Kompetenznetzen in der Medizin, die vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert wurden. Sie alle
verfolgen das Ziel, Forscher zu spezifischen Krankheitsbildern
bundesweit und interdisziplinär zusammenzubringen, um einen schnellen
Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis zu ermöglichen.
Der Fokus der aktuellen KKNMS-Projekte liegt auf der langfristigen
Verbesserung der MS-Diagnose, -Therapie und -Versorgung. Die
Geschäftsstelle ist am Klinikum rechts der Isar der Technischen
Universität München angesiedelt. www.kompetenznetz-multiplesklerose.de