Medizin am Abend Berlin Fazit: Tragen von Handschuhen beim Ausweiden schützt Jäger vor Hepatitis E
Studie bestätigt die Notwendigkeit sorgfältiger Hygienemaßnahmen bei der Gewinnung und Zubereitung von Wildschweinfleisch
Wildschweine können Träger des Hepatitis E-Virus (HEV) sein.
- Für
Jäger besteht durch direkten Kontakt zu Wildschweinen bei der jagdlichen
Gewinnung von Wildschweinfleisch deshalb ein erhöhtes Infektionsrisiko.
„Dieses Risiko kann durch das Tragen von Handschuhen beim Aufbrechen
und Zerlegen des Wildkörpers und der anschließenden Zubereitung von
jagdlich gewonnenem Wildschweinfleisch erheblich verringert werden“,
zieht BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel als Fazit aus den
Ergebnissen einer neuen Studie, die das Bundesinstitut für
Risikobewertung (BfR) in Zusammenarbeit mit anderen
Forschungseinrichtungen durchführte.
„Jäger können sich durch das Tragen
von Handschuhen folglich vor einer HEV-Infektion wirksam schützen.“ Das
BfR nimmt diese Studie deshalb zum Anlass, auf seine Empfehlungen
zu
verbesserten Hygienemaßnahmen beim Aufbrechen, bei der Zerlegung und der
Zubereitung von Wildschweinen - auch im Hinblick auf den Schutz vor
anderen Infektionserregern - hinzuweisen.
-
Die Hepatitis E ist eine akute Leberentzündung, die durch das Hepatitis
E-Virus (HEV) hervorgerufen wird.
In den letzten Jahren stieg die Zahl
der gemeldeten Hepatitis E-Fälle in Deutschland stark an.
Bereits
frühere Studien haben gezeigt, dass das Hepatitis E-Virus (HEV) in Haus-
und Wildschweinen in Deutschland weit verbreitet ist.
Die infizierten
Tiere zeigen keine Erkrankungszeichen, können das Virus aber auf den
Menschen übertragen.
Anlass für die Studie war ein Fall von akuter Hepatitis E bei einem
Familienangehörigen eines Jägers.
Im Jahr 2012 initiierte das zuständige
Veterinäramt des Kreises, in dem
die Jägerfamilie lebt, eine Studie,
die durch das BfR koordiniert und in enger Zusammenarbeit mit dem
Veterinäramt, dem Friedrich-Loeffler-Institut und dem Robert
Koch-Institut durchgeführt wurde.
Ziel war die Ermittlung der
Verbreitung des Hepatitis E-Virus und von HEV-spezifischen Antikörpern
bei Jägern des Landkreises sowie bei den Wildschweinen ihrer
Jagdgebiete.
Darüber hinaus sollten Risikofaktoren und Schutzfaktoren
hinsichtlich einer HEV-Übertragung auf die Jäger identifiziert werden.
Hierfür wurden zum einen das Blut der Jäger und der erlegten Wildscheine
untersucht. Zum andern wurden die Jäger hinsichtlich ihres
Jagdverhaltens mittels eigens dafür erstellter Fragebögen befragt. Das
Ergebnis der Untersuchungen:
Insgesamt hatten 21 % der 126 untersuchten
Jäger Antikörper gegen HEV im Blut, was etwa mit der für die
Allgemeinbevölkerung in Deutschland ermittelten Prävalenz (17 %)
vergleichbar ist.
Besonders die Altersgruppe der über 70-jährigen Jäger
zeigte eine sehr hohe HEV-Antikörper-Nachweisrate von 67 %, deren genaue
Ursache bisher ungeklärt ist. Bei den 46 erlegten Wildschweinen zeigten
sich deutliche lokale Unterschiede beim Nachweis von HEV und
HEV-spezifischen Antikörpern. Abhängig vom Ort ihrer Erlegung wurden
Antikörper in 22 % bis 47 % der Tiere vorgefunden. Träger von HEV waren 0
% bis 33 % der Tiere, wobei das Virus sehr häufig in der Leber und in
einem Fall auch in der Muskulatur nachgewiesen wurde.
Die Auswertung der Fragebögen zeigte: In einem Gebiet mit sehr hoher
HEV-Durchseuchung bei den Wildschweinen hatten Jäger, die beim Ausweiden
der Tiere häufig Handschuhe trugen, eine um 88 % niedrigere
Nachweisrate HEV-spezifischer Antikörper als Jäger, die darauf
verzichteten.
Das Tragen von Handschuhen beim Ausweiden und Zerlegen von Wildschweinen
ist daher ein wirksamer Schutz vor einer Übertragung des Hepatitis E
Virus.
Generell ist auch im Hinblick auf andere Infektionserreger beim
Aufbrechen von Wildtieren auf sorgfältige Hygiene zu achten.
- Der
HEV-Nachweis in Leber und Muskelfleisch der Wildschweine weist auch auf
die Möglichkeit einer Virus-Übertragung durch vom Wildschwein gewonnene
Lebensmittel hin.
- Sorgfältige Küchenhygiene und ein vollständiges
Durcherhitzen des Wildschweinfleisches und der Fleischprodukte vor dem
Verzehr stellen den wirksamsten Schutz vor einer Virusübertragung auf
diesem Weg dar.
Das BfR hat verschiedene Hygiene-Empfehlungen zum Umgang
mit Wild und Wildfleisch zusammengestellt, die auf der BfR-Homepage zu
finden sind.
Die Studie wurde im Oktober 2015 im Journal BMC Infectious Diseases veröffentlicht
http://www.biomedcentral.com/1471-2334/15/440
Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche
Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und
Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die
Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und
Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in
engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.
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Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
http://www.bfr.bund.de/cm/343/tragen-von-handschuhen-beim-ausweiden-schuetzt-jae...
http://www.bfr.bund.de/cm/343/fachgespraech-wildbrethygiene-am-20-maerz-2013.pdf
http://www.bfr.bund.de/cm/350/verbrauchertipps-schutz-vor-viralen-lebensmittelin...
http://www.bfr.bund.de/cm/343/tipps_fuer_jaeger_zum_umgang_mit_wildfleisch.pdf
Medizin am Abend Berlin Fazit: Rothirsche fressen im Winter weniger als im Sommer, verwerten Nahrung aber besser
Im Winter ist das Nahrungsangebot für Pflanzenfresser in unseren
Breiten geringer und qualitativ schlechter. Wie Rothirsche mit diesen
extremen Bedingungen umgehen, wurde am Forschungsinstitut für
Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) der Vetmeduni Vienna in Zusammenarbeit
mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover untersucht. Das Ergebnis:
Die Hirsche fressen im Winter nur halb so viel wie im Sommer, selbst
wenn gutes Futter unbegrenzt zur Verfügung steht. Sie verkleinern ihren
Verdauungstrakt und verwerten die aufgenommene Nahrung trotzdem
effizienter. Die Ergebnisse wurden im American Journal of Physiology
veröffentlicht.
In einem groß angelegten Fütterungsversuch wurde an 16
Rothirschkühen über einen Zeitraum von drei Jahren untersucht, ob die
Tiere ihre Nahrungsaufnahme und -verwertung je nach Jahreszeit
unterschiedlich regulieren.
Rothirsche fressen im Winter halb so viel wie im Sommer
Tatsächlich fraßen die Hirschkühe im Winter täglich nur halb so viel wie
im Sommer, trotz unbegrenzter Verfügbarkeit von sonst bei den Tieren
beliebten Futterpellets.
Gleichzeitig schrumpften die Verdauungsorgane
der Tiere beträchtlich.
„Offenbar verhindert reduzierter Appetit im
Winter, dass Rothirsche zu viel Zeit und Energie für wenig ergiebige
Nahrungssuche verwenden“, meint der Erstautor und Leiter des FIWI,
Walter Arnold.
„Weniger Nahrungsaufnahme ermöglicht die Verkleinerung
des Verdauungstraktes, was wiederum Energie einspart“.
Nährstoffaufnahme im Winter effizienter
Weiter wurde die Aufnahme von Glukose und Proteinbestandteilen aus dem
Nahrungsbrei durch die Dünndarmzellen untersucht.
Es zeigte sich, dass
der aktive Transport dieser Nährstoffe im Winter schneller abläuft als
im Sommer.
Eine Hirschkuh frisst an der Futterstation. (Foto: Manuela Habe/Vetmeduni Vienna)
Der Nachweis gelang mit zwei unabhängigen Methoden: Einmal indirekt
durch die elektrophysiologische Messung des Nährstofftransportes im
frischen, noch aktiven Darmwandgewebe von erlegten Hirschen. Zum anderen
durch die direkte Messung der Nährstoffaufnahme über die Zellmembran
der Darmwandzellen. Dazu wurden Zellmembranen aus Darmwandgewebe
isoliert. Sie bilden im Reagenzglas Vesikel, die noch funktionsfähige
Transportproteine enthalten. Diese Proteine transportierten
hinzugegebene, radioaktiv markierte Nährstoffe schneller in Vesikel, die
aus Darmzellen von Wintertieren präpariert worden waren.
Als Resultat der intensiveren Verdauung fanden sich im Kot von
Wintertieren - bei vergleichbaren Mengen aufgenommenen Rohproteins -
geringere Konzentrationen von Rohprotein als im Kot von Sommertieren.
„Die Extraktion von Nähstoffen aus dem Futter funktioniert im Winter
effizienter als im Sommer.
Die wenige und magere Winternahrung wird von
den Rothirschen maximal ausgebeutet. Es zählt jede Kalorie, denn die
Energiebilanz im Winter ist notorisch negativ und Fettreserven sind nur
begrenzt vorhanden“, so Arnold.
„Rothirsche sind im Winter darauf
eingestellt, wenig und nährstoffarme Nahrung zu sich zu nehmen, diese
aber umso intensiver auszubeuten.
Im Sommer halten sich die Tiere mit
der Verdauung des aufgenommenen Futters nicht lange auf.
- Die
Energieaufnahme wird maximiert indem sie viel fressen und rasch Platz
für erneute Nahrungsaufnahme schaffen, die bei dem üppigen
Nahrungsangebot im Sommer leicht zu bewerkstelligen ist“.
Service:
Der Artikel “Contrary seasonal changes of rates of nutrient uptake,
organ mass, and voluntary food intake in red deer (Cervus elaphus)” von
Arnold W, Beiglböck C, Burmester M, Guschlbauer M, Lengauer A, Schröder
B, Wilkens MR und Breves G. ist im American Journal of Physiology -
Regulatory and Integrative Comparative Physiology erschienen (Band 309,
Seiten R277-R285).
http://ajpregu.physiology.org/content/309/3/R277
Über die Veterinärmedizinische Universität Wien
Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine
der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und
Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den
Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung
und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni
Vienna beschäftigt 1.300 MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300
Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf
Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen. Zwei
Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und
Forschungsgut in Niederösterreich gehören ebenfalls zur Vetmeduni
Vienna. Im Jahr 2015 feiert die Vetmeduni Vienna ihr 250-jähriges
Bestehen.
http://www.vetmeduni.ac.at
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Prof. Walter Arnold
Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI)
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
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walter.arnold@vetmeduni.ac.at
Dr. Susanna Berger (vormals Kautschitsch)
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
T +43 1 25077-1153
susanna.berger@vetmeduni.ac.at