Medizin am Abend Berlin Fazit:
Ein wenige Punkte umfassender Katalog regional definierter Kriterien
reicht offenbar für die gezielte und effektive Identifikation von
Patienten mit Multiresistenten Keimen (MRE) bei der Aufnahme in ein
Krankenhaus aus. Dies lässt sich aus einer ersten Studie des
Zentralbereichs Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Carl Gustav
Carus Dresden ableiten, bei der die Daten von 355 Patienten zweier
Intensivstationen (ITS) ausgewertet wurden.
Hygienefachkräfte wie Schwester Annemarie Rudolph überwachen auch mit
unangekündigten Tests die Einhaltung der Hygienevorschriften im
Uniklinikum. Felix Koopmann / Uniklinikum Dresden
Die vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und
Verbraucherschutz finanzierte und am Vortag des 1. Internationalen Tags
der Patientensicherheit vorgestellte Studie gibt zudem Hinweise darauf,
dass beispielsweise Patienten,
die in dem Jahr vor der
Krankenhausaufnahme in einer Reha-Klinik behandelt wurden,
überproportional oft MRE-Träger sind – ganz im Gegenteil zu Bewohnern
von Altenheimen. Um die Ergebnisse der Studie jedoch wissenschaftlich
weiter zu untermauern, ist eine Untersuchung mit höheren Patientenzahlen
erforderlich.
Das Universitätsklinikum Dresden sieht sich durch die Ergebnisse der
Studie in seiner Strategie bestätigt,
dass sich die Patientensicherheit
bei einem Krankenhausaufenthalt weniger durch vordergründige Maßnahmen
wie das MRE-Screening bei allen stationär Behandelten erhöhen lässt,
sondern vor allem durch gezielte Aktivitäten in den relevanten
Bereichen.
Dazu wurden hierfür verantwortliche Strukturen aufgebaut, die
im Uniklinikum Dresden direkt der Krankenhausleitung unterstellt sind.
Mit den Zentralbereichen Klinische Infektiologie, Krankenhaushygiene
sowie Risiko- und Qualitätsmanagement entwickelte sich das Uniklinikum
Dresden zum Vorreiter für ein effizientes Vorgehen beim Thema
Patientensicherheit. Ihren vorläufigen Abschluss fanden diese
Aktivitäten mit der vor knapp zwei Jahren erfolgten Etablierung der
Infektiologie. Sie komplettiert die Strukturen, die die Sicherheit der
Patienten auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten intern und
klinikübergreifend auf höchstmöglichem Niveau verlässlich gewährleisten.
Bereits seit mehreren Jahrzehnten werden die Belange der
Patientensicherheit von der Krankenhaushygiene vertreten, zu der vor 15
Jahren am Dresdner Uniklinikum das Qualitätsmanagement hinzukam.
Von dieser durch die drei Zentralbereiche aufgebauten Expertise
profitieren nicht nur die Patienten des Uniklinikums: Die Experten
bilden regelmäßig auch externe Kollegen weiter und beraten zahlreiche
Krankenhäuser. So fand am Donnerstag (17. September) das
„Symposium Praxis der Krankenhaushygiene“ statt, das gemeinsam vom
Zentralbereich Krankenhaushygiene und Umweltschutz sowie der Carus
Akademie am Universitätsklinikum Dresden bereits seit mehr als 20 Jahren
in dieser Form ausgerichtet wurde. Auch Forschungsvorhaben wie zum
Beispiel die nun abgeschlossene Studie „Surveil¬lance von
Multiresistenten Erregern auf Intensivstationen“, gehören zum
Aufgabenspektrum von Krankenhaushygiene, Risiko- und Qualitätsmanagement
sowie Infektiologie.
Im Zeitraum der Studie – vom 15. Oktober bis zum
19. Dezember 2014 – wurden auf zwei ausgewählten Intensivstationen des
Uniklinikums 560 Patienten behandelt. Davon beteiligten sich 355 an der
Studie, indem sie ihre Teilnahme zugesagt und die Fragebögen ausgefüllt
hatten.
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Die Studie bestätigt das bisherige Vorgehen des Universitätsklinikums,
Patienten nur dann auf Multiresistente Erreger zu testen, wenn bei ihnen
bereits zu einem früherem Zeitpunkt MRSA nachgewiesen wurde, sie an
chronischen Wunden leiden, sie direkt aus anderen Krankenhäusern sowie
Rehabilitationskliniken aufgenommen wurden oder sie dialysepflichtig
sind.
„Dieses Studienergebnis ist ein Beleg dafür, dass Krankenhäuser
das Thema der Multiresistenten Erreger nicht einfach mit dem
vordergründigen Aktionismus eines flächendeckenden Screenings aller
Patienten abhaken können. Vielmehr müssen zusätzliche Ressourcen gezielt
in Strukturen wie unsere Zentralbereiche investiert werden, die das
Auftreten der Infektionen während des stationären Aufenthalts auf ein
Minimum reduzieren“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand
des Dresdner Uniklinikums.
Klinische Infektiologie: Mehr Know-how und weniger Medikamente
Mit der Pharmazeutin und Internistin Dr. Dr. Katja de With hat das
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden den Kampf gegen klinische
Infektionen intensiviert. Als erstes deutsches Uniklinikum etablierte
der Maximalversorger Anfang 2014 einen dem Vorstand direkt
angegliederten „Zentralbereich Klinische Infektiologie“, den Dr. de With
leitet. „Dieser neu hinzugekommene Bereich ist eine wichtige Ergänzung
unseres langjährigen Engagements, unsere Patienten auf dem höchstem
medizinischen Niveau zu behandeln – das schließt selbstverständlich auch
die Fragen von Sicherheit und Qualität ein“, sagt Prof. Albrecht. Als
Medizinischer Vorstand sind ihm die drei Zentralbereiche Infektiologie,
Krankenhaushygiene sowie Risiko- und Qualitätsmanagement direkt
unterstellt. Diese eng miteinander verzahnte Organisation stellt sicher,
dass die von diesen Bereichen gesetzten Standards für das gesamte
Universitätsklinikum gelten und es nicht von einzelnen Bereichen
abhängt, wie sie mit den Anforderungen bei Hygiene, Sicherheit und
Qualität umgehen. „Patientensicherheit auf höchstmöglichem Niveau lässt
sich nur mit durchsetzungsfähigen Experten gewährleisten. Ein
Hygieneexperte kann noch so kompetent sein – vermag er das ärztliche und
pflegerische Personal nicht zu überzeugen und fehlt ihm die
entsprechende Unterstützung des Krankenhausmanagements, bleibt vieles
auf der Strecke. Die Stärke des Dresdner Uniklinikums ist es, dass wir
mit Prof. Lutz Jatzwauk, PD Dr. Maria Eberlein-Gonska und Dr. Katja de
With hochkompetente und durchsetzungsstarke Führungskräfte in den drei
Bereichen haben. Nach unserem Verständnis als Klinikumsvorstände gehören
eine starke Infektiologie und Krankenhaushygiene zu unserer
Leitungsaufgabe, die wir deshalb entsprechend unterstützen“, sagt Prof.
Albrecht.
Gerade bei der Frage der Multiresistenten Erreger ist ein enge
Zusammenarbeit der Zentralbereiche erfolgsentscheidend: Während der
Hygieneexperte Prof. Jatzwauk die Regularien des MRE-Screenings
verantwortet, um die Patienten zu identifizieren, die solche Erreger bei
der Krankenhausaufnahme tragen, geht es Dr. de With darum zu prüfen,
inwieweit diese oder andere Erreger überhaupt eine Infektion bei den
Patienten ausgelöst haben. Denn die Feststellung, dass Patienten
MRE-Träger sind, bedeutet noch nicht, dass eine behandlungspflichtige
Infektion vorliegt. In dieser Situation unkritisch massiv Antibiotika
einzusetzen, ist oft der falsche Weg. – Dass weniger mehr sein kann, ist
für Dr. de With Alltag. Denn der intensive Einsatz von Antibiotika kann
sich leicht ins Gegenteil umkehren: „Wenn durch Antibiotika
lebensnotwendige Bakterien komplett vernichtet werden, kann das die
Besiedlung mit anderen, antibiotikaresistenten Erregern fördern“,
erklärt die Infektiologin.
Auch gibt es weitere Risiken: Antibiotika können vielfältige, bis hin
zur Einschränkung von Organfunktionen, oft schwer zu erkennende
Nebenwirkungen haben. Fast immer bringen sie die auf schützenden
Bakterien beruhende Darmflora in ein Ungleichgewicht. Deshalb ist es
wichtig, die Entscheidungen des einzelnen Arztes über den Einsatz von
Antibiotika – sei es die Wahl des Medikaments, dessen Dosis oder die
Dauer der medikamentösen Therapie – durch einen interdisziplinär tätigen
Experten zu unterstützen. Hierzu bietet Dr. de With im Dresdner
Uniklinikum einen infektiologischen Konsildienst und infektiologische
Visiten auf Intensivstationen an. In ihrer doppelten Qualifikation als
Pharmazeutin und Internistin sorgt sie für neue Perspektiven und kann
gemeinsam mit den Klinikärzten eine optimale Therapiestrategie
erarbeiten. Basis dafür ist die von sieben medizinischen
Fachgesellschaften getragene Leitlinie „Strategien zur Sicherung
rationaler Antibiotika-Anwendung im Krankenhaus“, die erstmals für den
deutschen Sprachraum die Grundlagen für eine gezielte
Antibiotikatherapie in einem wissenschaftlich erarbeiteten Dokument
zusammengefasst hat. Als Koordinatorin dieses Vorhabens hat Dr. de With
wesentlich an den Empfehlungen mitgewirkt.
Hygiene: Qualität sichern durch Fortbildung, Kontrolle und Transparenz
Dass am Dresdner Uniklinikum seit Jahren die in den Intensivstationen
gemessenen Infektionsraten sinken, ist auch eine Bestätigung der Arbeit
des von Prof. Lutz Jatzwauk geleiteten Zentralbereichs
Krankenhaushygiene. Ein Erfolgsfaktor dafür ist neben der
kontinuierlichen Arbeit des Teams die Kombination aus Kontrolle,
Transparenz und Unterstützung. In den letzten 20 Jahren sorgte der
Bereich dafür, dass das Thema der im Krankenhaus erworbenen Infektionen
eine hohe Aufmerksamkeit beim ärztlichen und pflegerischen Personal
genießt. Um den positiven Trend weiter zu verstetigen, wurde 2012 die
Pflicht für neue Mitarbeiter eingeführt, eine Onlineschulung zur
Händedesinfektion zu absolvieren. Zudem beobachten die fünf
Hygieneschwestern regelmäßig Mitarbeiter der Intensivstationen, ob sie
die Hygienevorschriften befolgen. Sehr engmaschig ist die
Verfahrensweise bei akut auftretenden Infektionen: In regelmäßigen
Gesprächen erörtern die Hygieneschwestern mit dem zuständigen Arzt die
Schutzmaßnahmen. Diese Infektionen werden zentral dokumentiert und
statistisch aufbereitet. Die auch im Jahresbericht des
Universitätsklinikums veröffentlichten Daten machten das Geschehen zudem
transparent.
Qualität in der Krankenversorgung benötigt viele Detaillösungen
Vor 15 Jahren wurde am Dresdner Uniklinikum das Qualitätsmanagement in
Form eines dem Vorstand direkt unterstellten Zentralbereichs etabliert
und in den Folgejahren durch die Leiterin PD Dr. Maria Eberlein-Gonska
kontinuierlich ausgebaut. So verfügt das Klinikum heute über eine
Vielzahl an Aktivitäten, Maßnahmen und Projekten, die nachweislich die
Qualität und Sicherheit der Behandlung garantieren. Aktuell arbeitet ein
zehnköpfiges aus verschiedenen Berufsgruppen bestehendes Team im
Zentralbereich Qualitäts- und Medizinisches Risikomanagement, die die
Klinikumsmitarbeiter bei der Erbringung einer qualitativ hochwertigen
Patientenversorgung mit ganz konkreten Maßnahmen unterstützen.
Beispielhaft für die Aktivitäten des Qualitätsmanagements ist das
interne Berichtswesen als wesentliche Grundlage für einen transparenten
Umgang mit Qualitätskennzahlen im Klinikum: Hier können alle Mitarbeiter
zeitnah auf regelmäßig aktualisierte statistische Datenauswertungen zu
Qualität und Sicherheit ihrer Klinik zugreifen und so frühzeitig
Auffälligkeiten erkennen und gegebenenfalls mit Verbesserungsmaßnahmen
gegensteuern. Weitere Maßnahmen im Sinne der Patientensicherheit sind
Patientenidentifikationsbänder für das Handgelenk, ein Sturzassessment
für Patienten, um gefährdete Patienten gleich bei Krankenhausaufnahme zu
identifizieren, ein OP-Sicherheitscheck mit integriertem
„Team-Time-out“ am OP-Tisch zur letzten Absicherung, dass der richtige
Patient die vorher festgelegte Therapie erhält oder das Meldesystem für
so genannte Beinahefehler – das Critical Incident Reporting System
(CIRS). Herausragend ist die seit zwei Jahren bestehende Kooperation mit
dem Zentrum für evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, bei dem die
wissenschaftliche Evaluation zahlreicher QM-Aktivitäten im Vordergrund
steht, um den Nutzen für den Patienten und auch den Aufwand für die
Mitarbeiter zu identifizieren. Dies ist für die Weiterentwicklung und
Akzeptanz von Qualitäts- und medizinischem Risikomanagement
richtungsweisend.
Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Zentralbereich Krankenhaushygiene
Leiter: Prof. Dr. rer. nat. Lutz Jatzwauk
Tel. 0351/ 4 58 29 48
E-Mail: lutz.jatzwauk@uniklinikum-dresden.de
Qualitäts- und Medizinisches Risikomanagement
Leiterin: PD Dr. med. Maria Eberlein-Gonska
Tel. 0351/ 4 58 23 23
E-Mail: maria.eberlein-gonska@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de/de/das-klinikum/geschaeftsbereiche/qualitatsmanagement
Zentralbereich Klinische Infektiologie
Leiterin: Dr. hum. biol. Dr. med. Katja de With
Tel. 0351/ 4 58 28 51 (Sekretariat)
E-Mail: katja.dewith@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de/infektiologie
Holger Ostermeyer
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte:
http://www.tag-der-patientensicherheit.de/
http://www.aktionsbuendnis-patientensicherheit.de/