Medizin am Abend Berlin Fazit: Bronchiektasen - eine vernachlässigte Krankheit bekommt endlich Aufmerksamkeit
PROGNOSIS – das deutsche Bronchiektasenregister rekrutiert die ersten Patienten
http://bronchiektasen-register.de/fileadmin/user_upload/04_forschung/Flyer_Bronchiektasen_Dt_Atemwegsliga.pdf
Seit Ende Juni dieses Jahres werden die ersten Patienten in das
deutsche
Bronchiektasenregister PROGNOSIS eingeschlossen. „Nach einem
Vorlauf von ca. 3 Jahren sind wir sehr glücklich, endlich die so
wertvollen Daten unserer Bronchiektasenpatienten systematisch in einem
spezifischen Register erfassen zu können“, sagt Dr. Felix C.
Ringshausen, Oberarzt in der Klinik für Pneumologie der Medizinischen
Hochschule Hannover und einer der Initiatoren von PROGNOSIS.
Der Weg war lang und steinig.
Bronchiektasen sind mit Schleim und Eiter
gefüllte Aussackungen der Atemwege, die zu starkem Husten,
Ausgezehrtheit und chronischer Entzündung führen. Trotz des hohen
Leidensdrucks der Patienten und der häufig aufwändigen und
zeitintensiven Therapie fand diese Erkrankung lange Zeit wenig
Aufmerksamkeit.
Zwar werden Bronchiektasen in
Verbindung mit einer
Mukoviszidose (engl. Cystic Fibrosis, CF) schon seit langer Zeit gezielt
behandelt, wenn sie aber nicht mit einer CF in Verbindung stehen, es
sich also um sogenannte
Non-CF-Bronchiektasen handelt, fielen sie lange
Zeit in die Kategorie der seltenen Erkrankungen (definiert als Prävalenz
< 5 auf 10.000 Personen).
Dass die Prävalenz jedoch deutlich höher ist, konnte jetzt gezeigt
werden: Dr. Ringshausen und eine Gruppe von Ärzten, die sich des Themas
Non-CF-Bronchiektasen angenommen haben und seit Jahren unermüdlich am
Aufbau eines Registers arbeiten, veröffentlichten kürzlich eine Analyse
von Krankenkassendaten, die zeigt,
dass die Prävalenz in Deutschland im
Jahr 2013 bei 6,7 auf 10.000 Personen lag. Somit können Bronchiektasen
keineswegs zu den seltenen Erkrankungen gezählt werden.
Die überwiegende
Mehrheit der Patienten wurde ambulant behandelt, und mehr als die
Hälfte der erkrankten Patienten litten außerdem an einer chronisch
obstruktiven Ventilationsstörung. Da das Bewusstsein für diese Krankheit
weltweit stark auf dem Vormarsch ist, muss damit gerechnet werden,
dass
Bronchiektasen in Zukunft sogar noch häufiger diagnostiziert werden.
Vor drei Jahren trafen sich die Ärzte um Dr. Ringshausen zum ersten Mal,
um das Thema Non-CF-Bronchiektasen systematisch anzugehen und durch den
Aufbau eines Registers die Situation ihrer Patienten mittelfristig zu
verbessern. 17 Gründungszentren zählt PROGNOSIS heute, unter ihnen auch
etliche
niedergelassene Lungenfachärzte.
Gerade im ambulanten Bereich
stellt die Betreuung von Non-CF-Bronchiektasenpatienten eine besondere
Herausforderung dar. „Therapeutische Konzepte müssen häufig individuell
auf den Patienten zugeschnitten werden.
Dabei müssen wir in Ermanglung
von Alternativen häufig Therapien einsetzen, für die es keine formale
Zulassung gibt oder die sehr hochpreisig sind“, sagt Dr. Andres de Roux,
niedergelassener Pneumologe aus Berlin und Mitglied im Vorstand von
PROGNOSIS.
Dass sich die Rekrutierung der ersten Patienten für das Register so
lange hingezogen hat, lag, wie so oft, an der fehlenden Finanzierung.
„Aber wir haben trotzdem weitergemacht und alle Voraussetzungen für das
Register auch ohne Funding so weit wie irgend möglich vorangetrieben“,
sagt Dr. Jessica Rademacher, wie Dr. Ringshausen Pneumologin an der MHH
und zentral an der Initiierung von PROGNOSIS beteiligt. „Hierbei haben
uns vor allem die CAPNETZ STIFTUNG und das Forschungsnetzwerk BREATH,
Standort Hannover des Deutschen Zentrums für Lungenforschung,
unterstützt.“
Im europäischen Kontext ist man hier schon etwas weiter: Das e
uropäische
Bronchiektasenregister EMBARC konnte mit Hilfe einer Finanzierung im
Sinne einer Public Private Partnership durch EU-Gelder und Beteiligung
der Industrie bereits Anfang des Jahres mit der Rekrutierung von
Patienten starten.
PROGNOSIS wird seine Patientendaten in Zukunft nun
ebenfalls in EMBARC einbringen, um diese auch im europäischen Kontext
erfassen und analysieren zu können.
In den letzten Tagen kam dann auch die erlösende Nachricht: der Vertrag
mit Bayer Vital zur entscheidenden Unterstützung von PROGNOSIS für die
nächsten drei Jahre wurde nach intensiver Verhandlungsphase
unterzeichnet. „Endlich können wir durchstarten“, sagt Dr. Ringshausen.
„Es wird wirklich Zeit, dass wir valide Daten zu dieser Erkrankung
sammeln.
Auf Basis der Ergebnisse möchten wir unter anderem
deutschsprachige Leitlinien für die Diagnostik sowie Prognosemarker für
Non-CF-Bronchiektasen entwickeln, um die Versorgung unserer Patienten
nachhaltig zu verbessern“.
Die Zahl der Zentren, die Patienten in das PROGNOS einschließen, soll in
den nächsten drei Jahren auf mindestens 25 ansteigen.
Interessierte
Ärzte können sich über http://www.bronchiektasen-register.de weiter informieren und wenden sich für einen persönlichen Kontakt bitte an prognosis@capnetz.de.
Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:
BREATH / PROGNOSIS
Deutsches Zentrum für Lungenforschung
Medizinische Hochschule Hannover
OE 6876
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
Telefon: 0511 532 5193
breath@mh-hannover.de
Stefan Zorn
Medizinische Hochschule Hannover