Medizin am Abend Fazit: Intervall-Fasten optimiert den Energiestoffwechsel und schützt vor Typ-2-Diabetes
Wie ein Wissenschaftlerteam unter Führung des
Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) zeigt, reduziert
Intervall-Fasten die Menge schädlicher Leberfette, die eine
Insulinresistenz* begünstigen, und schützt dicke Mäuse vor Diabetes.
Zudem verbessert es bei den Tieren den Energiestoffwechsel der
Muskulatur.
Die Studienergebnisse geben einen neuen Einblick in die
molekularen Mechanismen, die den günstigen Effekten des
Intervall-Fastens zu Grunde liegen. Die Erkenntnisse tragen dazu bei,
die Vorgänge besser zu verstehen, die zu einer Insulinresistenz und
später zu einer Diabeteserkrankung führen. Sie liefern so Ansatzpunkte
für neue Behandlungsmöglichkeiten.
Das Wissenschaftlerteam um Annette Schürmann, Robert Schwenk und
Christian Baumeier vom DIfE veröffentlichte kürzlich seine Ergebnisse in
der Fachzeitschrift Biochimica et Biophysica Acta (Baumeier et al.
2015,
http://dx.doi.org/10.1016/j.bbalip.2015.01.013). Die Studie wurde vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.
Übergewicht führt bei vielen Menschen zu einer sogenannten
Insulinresistenz, der Vorstufe von Typ-2-Diabetes. Wie seit langem
bekannt ist, kann eine verringerte Aufnahme
von Nahrungsenergie, zum
Beispiel im Rahmen einer Intervall-Fastenkur, eine bereits bestehende
Insulinresistenz rückgängig machen. Warum sich hierdurch die
Insulinempfindlichkeit wieder verbessert, ist allerdings noch nicht
hinreichend erforscht.
Um die molekularen Mechanismen genauer zu untersuchen, die der positiven
Wirkung des Intervall-Fastens zu Grunde liegen, führten die
Wissenschaftler um Schürmann eine Studie an dicken Mäusen durch, die
eine natürliche Veranlagung für Übergewicht und Typ-2-Diabetes besitzen.
Wenn die übergewichtigen, bereits insulinresistenten Mäuse nur jeden 2.
Tag uneingeschränkten Zugang zu fettreichem Futter hatten und an den
anderen Tagen bloß Wasser trinken durften, reagierten sie wieder
empfindlicher auf Insulin und waren vor einem Typ-2-Diabetes geschützt.
„Dagegen wurden ihre Geschwister, die nach Belieben fressen durften,
insulinresistent und fast die Hälfte entwickelte innerhalb kurzer Zeit
einen Typ-2-Diabetes“, sagt Annette Schürmann, die am DIfE die Abteilung
Experimentelle Diabetologie leitet.
Wie die Forscher beobachteten, beeinflusste das Fasten vor allem die
Leberfette positiv, wobei sich besonders die Menge an denjenigen Fetten
deutlich reduzierte, die im Verdacht stehen, eine Insulinresistenz zu
fördern.
Fette liegen in der Leber in Form von winzigen Fetttröpfchen
vor, die wiederum mit verschiedenen Eiweißmolekülen assoziiert sind. Wie
die Wissenschaftler feststellten, veränderte sich nicht nur die Größe
der Fetttröpfchen, sondern auch die Zusammensetzung der mit den
Tröpfchen verbundenen Eiweißmoleküle.
„Wir nehmen an, dass diese
veränderte Eiweißzusammensetzung für den günstigen Effekt verantwortlich
ist“, so Diabetesforscherin Annette Schürmann. Weitere Untersuchungen
seien aber notwendig, um diesen molekularen Zusammenhang weiter
aufzuklären.
„Zudem weisen unsere Messdaten darauf hin, dass sich durch das Fasten
der Energiestoffwechsel deutlich verbesserte.
Die Muskeln der Mäuse
waren in der Lage, viel rascher zwischen der Verbrennung von
Kohlenhydraten und Fetten zu wechseln. Diese größere
Stoffwechselflexibilität trägt im gesunden Menschen dazu bei, die Mengen
an schädlichen freien Fetten niedrig zu halten. Dies wiederum kann
einer Insulinresistenz vorbeugen“, ergänzt Co-Autor Robert Schwenk.
* Insulinresistenz bedeutet, dass vor allem die Muskel-, Leber- und
Fettzellen nicht mehr ausreichend auf den Botenstoff Insulin reagieren.
Insulin reguliert die Zuckeraufnahme aus dem Blut in die Gewebe und
spielt zudem eine wichtige Rolle für den Fettstoffwechsel. Reagieren die
Zellen nicht mehr ausreichend auf Insulin und kann der Körper die
Insulinresistenz nicht mehr durch eine verstärkte Insulinproduktion
ausgleichen, entgleist der Stoffwechsel und man spricht von einem
Typ-2-Diabetes.
Medizin am Abend DirektKontakt:
Dr. Robert Schwenk
Abteilung Experimentelle Diabetologie
Start-up-Lab Epigenetik der Adipositas
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: 033200 88-4545
E-Mail: robert.schwenk@dife.de
Prof. Dr. Annette Schürmann
Abteilung Experimentelle Diabetologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: 033200 88-2368 (erst wieder ab 07. April 2015 telefonisch zu erreichen)
E-Mail: schuermann@dife.de
Dr. Gisela Olias
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: 033200 88-2278/-2335
E-Mail: olias@dife.de
www.dife.de
Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die
Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für
Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen
Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des
metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht),
Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und
Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern
sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und
Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF
geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Weitere
Informationen zum DZD finden Sie unter
http://www.dzd-ev.de.
Die Leibniz-Gemeinschaft vereint 89 Einrichtungen, die
anwendungsbezogene Grundlagenforschung betreiben und wissenschaftliche
Infrastruktur bereitstellen. Insgesamt beschäftigen die
Leibniz-Einrichtungen rund 17.500 Menschen – darunter 8.800
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – bei einem Jahresetat von
insgesamt knapp 1,5 Milliarden Euro. Die Leibniz-Gemeinschaft zeichnet
sich durch die Vielfalt der in den Einrichtungen bearbeiteten Themen und
Disziplinen aus. Die Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft bewahren
und erforschen das natürliche und kulturelle Erbe. Darüber hinaus sind
sie Schaufenster der Forschung, Orte des Lernens und der Faszination für
die Wissenschaft. Weitere Informationen erhalten Sie unter
http://www.leibniz-gemeinschaft.de.
Weitere Informationen für die Medizin am Abend beteiligten Leser sind:
http://www.dife.de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php?abt=DIAB Abteilung Experimentelle Diabetologie am DIfE