Medizin am Abend Fazit: Den Thrombozyten auf der Spur
Dr. Markus Bender ist neuer Leiter einer
Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe an der Universität Würzburg. Ausgestattet
mit rund 1,2 Millionen Euro kann er in den kommenden fünf Jahren seiner
Forschung nachgehen. Bei der dreht sich alles um Thrombozyten und deren
Entstehung.
Markus Bender Foto: Gunnar Bartsch
Thrombozyten, landläufig auch Blutplättchen genannt, sind für die
Gerinnung von zentraler Bedeutung. Ihre Entstehung ist bislang nur
bruchstückhaft verstanden, viele Details in diesem komplexen, biologisch
einzigartigen Prozess sind noch ungeklärt. Der Biomediziner Dr. Markus
Bender forscht seit etlichen Jahren erfolgreich an diesen Details. Jetzt
kann er seine Arbeit intensivieren: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft
(DFG) hat seinen Antrag auf Einrichtung einer Nachwuchsgruppe im
Emmy-Noether-Programm bewilligt. Damit verbunden sind rund 1,2 Millionen
Euro, mit denen Bender in den kommenden fünf Jahren die „Rolle von
Mikrotubuli- und Aktinfilament-regulierenden Proteinen in der Megakaryo-
und Thrombozytopoese“ – so der Name seines Forschungsprojekts – genauer
untersuchen kann.
Abschnürungen ins Blutgefäß hinein
Was sich hinter dem komplizierten Titel verbirgt:
Thrombozyten werden
vom menschlichen Körper ein Leben lang gebildet. Die entscheidenden
Prozesse finden dabei im Knochenmark statt. Spezielle Vorläuferzellen,
sogenannte Megakaryozyten, siedeln sich in der Nähe von Blutgefäßen an
und bilden dann lange, fingerförmige Fortsätze, die in die Gefäße
hineinreichen.
Abschnürungen dieser Fortsätze gehen ins Blut über und
verwandeln sich dort in Thrombozyten. „Dieser gesamte Prozess ist sehr
stark vom Skelett der Zelle, dem Zytoskelett, abhängig“, sagt Markus
Bender.
Mikrotubuli und Aktinfilamente sind die zentralen Bausteine
dieses Skeletts. Wie sie miteinander interagieren und welche Proteine
ihre Entwicklung steuern: Das alles wird Bender zusammen mit den
Mitgliedern seiner neuen Nachwuchsgruppe untersuchen.
Bei Null starten muss das Team nicht. Bender hat bereits in den
vergangenen Jahren wichtige Details der Thrombozytenentwicklung
entschlüsselt. So konnte er beispielsweise zeigen, dass das
Protein
Profilin-1 für die Stabilisierung des Zellskeletts wichtig ist. Dieses
Protein befindet sich in Blutplättchen von Patienten des
Wiskott-Aldrich-Syndroms – einer Krankheit, bei der die Blutgerinnung
und das Immunsystem der Betroffenen stark gestört sind – an ganz anderen
Orten als im Normalfall. Dieser Befund weist darauf hin, dass das
Protein an der Entstehung des Syndroms beteiligt ist. Für diese
Forschungsleistung erhielt Bender Anfang des Jahres den mit 30.000 Euro
dotierten „Bayer Thrombosis Research Award 2015“. Seine Erkenntnisse
könnten dazu beitragen, in Zukunft neue Möglichkeiten zur Früherkennung
und Behandlung dieser schweren Erkrankung zu entwickeln, schreibt der
Stifter des Preises, die Bayer Science & Education Foundation.
Lebenslauf des Preisträgers
Die Kombination aus Grundlagenforschung und Nähe zur Anwendung in der
Klinik ist es, was Bender an seiner Forschung fasziniert. Bereits als
Schüler habe er sich für Medizin interessiert – allerdings auch damals
schon mehr für die Seite der Forschung und weniger für die Behandlung
von Patienten. Aus diesem Grund habe er sich an der Universität Würzburg
für den Studiengang „Biomedizin“ eingeschrieben. „Der ist sehr nah an
der Praxis, man arbeitet früh im Labor und kommt schnell mit Forschern
in Kontakt“, sagt Bender.
Nach seinem Studium hat der heute 35-Jährige an der Würzburger Graduate
School of Life Sciences promoviert. Auch in seiner Doktorarbeit
untersuchte er die Dynamik des Zellskeletts und die Rezeptorregulation
in Blutplättchen. „Ich habe das Glück gehabt, frühzeitig mein Thema
gefunden zu haben“, sagt er heute. Was ihn an dieser Arbeit – neben den
zahlreichen ungelösten Fragen – besonders fasziniert: „Man kommt sehr
gut an das notwendige Material, sprich: Blut“. Und dank der
Entwicklungen der vergangenen Jahre ließen sich sehr schnell Ergebnisse
erzielen.
2012 erhielt Bender ein Forschungsstipendium der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG). Er absolvierte es bei Professor John H.
Hartwig am Brigham and Women’s Hospital der Harvard Medical School in
Boston (USA). Dort erforschte Bender ebenfalls die Rolle des
Zellskeletts bei der Bildung von Blutzellen. Unter anderem war er dort
an der Entwicklung einer Technik beteiligt, die es ermöglicht, den
Abschnürprozess der Megakaryozyten live unter dem Mikroskop zu steuern
und zu beobachten.
Seit 2014 führt Bender ähnliche Arbeiten am Würzburger Lehrstuhl für
Experimentelle Biomedizin fort. Bis zum Start seiner neuen Aufgabe als
Nachwuchsgruppenleiter wurde er dabei mit einem Rückkehrstipendium der
DFG gefördert. Für die Rückkehr an die Universität, an der er schon
studiert und promoviert hat, sprechen nach Benders Worten mehrere
Gründe: „Der Standort ist top, hier gibt es die besten Voraussetzungen
für das Gebiet, das ich bearbeite.“ Das gelte sowohl für die technische
Ausstattung als auch für das Team am Lehrstuhl. „In dieser Kombination
und Fülle gibt es das sonst nirgends“, so Bender.
Das Emmy-Noether-Programm
Im Emmy-Noether-Programm fördert die DFG herausragende promovierte
Wissenschaftler, die internationale Erfahrungen in der Forschung
vorweisen können. Benannt ist das Programm nach der deutschen
Mathematikerin Emmy Noether (1882-1935). Mit diesem Programm will die
DFG herausragenden Nachwuchswissenschaftlern einen Weg zu früher
wissenschaftlicher Selbstständigkeit eröffnen.
Medizin am Abend DirektKontakt
Dr. Markus Bender, Lehrstuhl für Experimentelle Biomedizin, Universität /
Universitätsklinikum Würzburg, T (0931) 31-85280, Bender_M1@ukw.de
Gunnar Bartsch
Julius-Maximilians-Universität Würzburg