Donnerstag, 8. Januar 2015, 20.15 Uhr und 21.00 Uhr, 3sat
Erstausstrahlungen
Die 3sat-Wissenschaftsdokumentation "Früher Kampf ins Leben"
von Antje Christ begleitet extreme Frühgeburten in Deutschland,
Österreich und Japan und benennt die medizinischen und ethischen Gründe
für die unterschiedlichen Herangehensweisen in den unterschiedlichen
Ländern.
In Deutschland sind sieben von 100 Neugeborenen
Frühgeburten. Und es werden mehr, denn die Risikofaktoren nehmen zu:
Immer mehr Frauen entscheiden sich erst spät für Kinder, und die Zahl
der künstlichen Befruchtungen steigt. Dabei kommt es nicht nur häufiger
zu Mehrlingsgeburten - eine künstliche Befruchtung verdoppelt auch das
Risiko auf eine Fehl- und Frühgeburt. Besonders schwer ist der Start ins
Leben für die "extremen Frühchen": Kinder, die nicht älter als 26
Wochen sind.
Forschung und klinische Medizin tasten sich näher an den Menschen im Grenzbereich zwischen Zeugung und
Reife heran, immer jüngere Frühchen können behandelt werden. Angela
Kribs, Neonatologin an der Universitätsklinik Köln, wo man sich auf sehr
extreme Frühchen spezialisiert hat: "Je mehr wir über die Entwicklung
dieser kleinsten Kinder wissen, umso mehr lernen wir, und umso mehr
profitieren die etwas älteren Kinder davon bei unserer medizinischen
Behandlung." Ihr Kollege von der Universität Maastricht, Hendrik
Niemarkt, wo man zurückhaltender mit der Therapie Frühgeborener umgeht,
meint: "Man lernt, dass es nicht nur eine Wahrheit gibt, sondern, dass
es eine ethische Frage ist." Die Frühchenbehandlung bleibt ein heikles
Thema in Europa, die Ärzte sind sich nicht einig, ab wann es sinnvoll ist, Leben um jeden Preis zu erhalten.
Im
Rahmen von "Wissenschaft am Donnerstag" diskutiert im Anschluss um
21.00 Uhr Gert Scobel mit seinen Gästen über das Thema "Baby nach Plan":
Google und Facebook wollen bis zu 20.000 Dollar für das
Einfrieren von Eizellen ihrer Mitarbeiterinnen ausgeben.
Den Frauen soll
damit geholfen werden, sich zunächst ihrer Karriere zu widmen und ihre
Schwangerschaft auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. In den USA
stößt dieses Angebot auf großes Interesse. Wie sieht es aber in
Deutschland aus? Werden zukünftig auch deutsche Arbeitgeber Social
Freezing für ihre Mitarbeiter finanzieren? Und werden die eingefrorenen
Eizellen später nach Kriterien zunehmender Perfektionierung des Menschen
ausgewählt werden?
Über die moderne Reproduktionsmedizin
diskutiert Gert Scobel zusammen mit seinen Gästen: Professor Uta
Meier-Gräwe, Universität Gießen, Professor Andreas Bernard, Universität
Lüneburg, sowie Professor Jan-Steffen Krüssel, Frauenklinik der
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
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